Gegen das Insektensterben: Blühende Flächen schaffen

Bunte Blütenpracht Fotos: tk/Montage: MSR
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Es bleibt nur noch der Raps

jd. Jork. Wovon sollen sich Insekten künftig noch ernähren? Diese Frage trieb jetzt die Stader Kreispolitiker um. Auf Antrag der Grünen hatte sich der Ausschuss für Regionalplanung und Umweltfragen Experten in die Sitzung geholt. Diese zeichneten zum Teil düstere Prognosen für Hummel, Wildbiene und Co., wenn sich entlang unserer Äcker, Wiesen und Wege nichts ändert. Bienenexperte Dr. Klaus Wallner von der Uni Stuttgart-Hohenheim macht dabei gar nicht so sehr die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide für das Insektensterben verantwortlich, sondern die Art und Weise, wie unsere Kulturlandschaft bewirtschaftet wird. "Von den vielen Nahrungspflanzen für die Insekten ist auf den Feldern nur noch der Raps übrig geblieben", sagt Wallner. Wenn der Raps künftig von der Sojapflanze verdrängt wird, weil diese mehr Gewinn bringt, sei das für (Wild)-Bienen ein Desaster, so Wallner.

Honigbiene nicht gefährdet

Die gute Nachricht zuerst: Die Honigbiene ist in ihrem Bestand nicht bedroht - schon gar nicht im Alten Land, wo es für sie weiterhin ausreichend Nahrung gibt. "Wenn vom Bienensterben die Rede ist, dann es geht es um die wilden Arten", sagt Bienenexperte Dr. Klaus Wallner. Das ist dann auch die schlechte Nachricht: Gerade Wildbienen nagen ebenso wie die Hummeln immer häufiger am Hungertuch. Mehr als die Hälfte der Wildbienen-Arten gelten als bedroht. Sie benötigen von der Obstblüte bis in den Spätsommer hinein ein ausreichendes Nahrungsangebot. Doch das geben unsere Felder und Wiesen nicht mehr her.

Die Kulturlandschaft werde von "grünen Wüsten" dominiert, so Wallner, der seinen Vortrag im Obstbauzentrum Esteburg hielt. Mit den Wüsten meint der Wissenschaftler sowohl die Mais-Monokulturen als auch die Wiesen, die viel zu oft abgemäht werden, um daraus Futtersilage für die Kühe herzustellen. Die häufige Mahd lasse die Flächen "vergrasen", für die Bienen wichtige Wiesenkräuter würden verdrängt, weil sie gar nicht zur Blüte gelangen, geschweige denn Saat abwerfen können.

Für Honigbienen ist das weniger ein Problem: Bei einem Flugradius von bis zu sieben Kilometern können sie diese kahlen Flächen noch locker überfliegen, um anderswo nach Nahrung zu suchen. Hummeln und Wildbienen sind in ihrem Aktionsradius wesentlicher eingeschränkter, weil sie nur Distanzen bis 500 Meter bewältigen können.

Blumenvielfalt für mehr Artenvielfalt

Doch wie sieht ein reich gedeckter Blütentisch überhaupt aus? Laut Wallner besteht der erste Gang im Jahreszeiten-Menu aus der Obstblüte. Danach wird es schon schwieriger, weil der als Bienennahrung so wichtige Raps immer früher blüht. Dadurch entstehe eine "Versorgungslücke", so Wallner: "Denn im Anschluss fehlt aus den genannten Gründen die Wiesenblüte." Bäume wie Robinien oder Linden bieten Alternativen, genauso wie die Blühstreifen, die von den Landwirten an den Ackerrändern angelegt werden und für die es im Kreis Stade ein spezielles Förderprogramm gibt.

Um den Wildbienen zu helfen, müsse dringend gehandelt werden, so Wallner: "Eine Vielfalt an Blumen ist die Basis für eine lebendige Artenvielfalt bei den Bienen." Er sieht hier auch die Kommunen und die Bürger in der Pflicht. Nicht nur Straßenränder, Parkanlagen und andere öffentliche Flächen sollten in bunte Blütenteppiche verwandelt werden, auch die Gartenbesitzer können viel tun, in dem sie statt steriler Rasenflächen blühende Oasen schaffen. Gerade bei den Vorgärten geht der Trend zu pflegeleichten, aber dafür trostlosen Flächen, die mit Steinen versiegelt werden. Für viele Insekten eine lebensfeindliche Umgebung.

Aufruf an die Leser: Schicken Sie uns Ihre schönsten Blumenfotos

Dass es auch anders gehen kann, beweisen die vielen Vorgärten, die jetzt in den Sommermonaten in voller Blüte stehen. Ihre Besitzer machen nicht sich selbst und ihren Nachbarn eine Freude mit dieser Augenweide, sie unternehmen damit auch aktiv etwas gegen das Insektensterben. Das WOCHENBLATT möchte zeigen, wie herrlich blühende Vorgärten sind und ruft daher die Leser auf: Zeigen Sie uns, wie prachtvoll Ihr Vorgarten blüht und schicken Sie uns Fotos davon. Die schönsten Aufnahmen werden veröffentlicht.

Bilder bitte per E-Mail an red-bux@kreiszeitung.net senden.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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