Kahlschlag muss auch sein: Ehemaliger Harsefelder Forstamtsleiter Dr. Fricke stellte sich Fragen der Grünen

Idylle pur: ein naturnaher Laubwald. Doch mit der Realität in der Forstwirtschaft hat das wenig zu tun | Foto: jd
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jd. Harsefeld. Die Arbeit eines Försters hat mit Naturromantik wenig zu tun: Das machte Dr. Otto Fricke, bis vor Kurzem Leiter des Forstamtes Harsefeld, auf einem Info-Abend der Grünen deutlich. Die staatlichen Landesforsten seien in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen und müssen Gewinne erzielen, um Personal, Fuhrpark und Liegenschaften finanzieren zu können. Der frisch pensionierte Forstamtsleiter reagierte auf Kritik seitens der Grünen wegen eines Kahlschlags im Harsefelder Steinbeck-Forst: "Wir müssen das Nadelholz ganzjährig ernten, um profitabel wirtschaften zu können - also auch in der Brut- und Setzzeit." Sonst könnten die beiden Hauptkunden, zwei Sägewerke in der Region, nicht zuverlässig beliefert werden. Dennoch würden die Belange des Naturschutzes immer stärker berücksichtigt, so Fricke.

Rund 11.000 Hektar Wald bewirtschaftet das Forstamt Harsefeld, dessen Einzugsgebiet das gesamte Elbe-Weser-Dreieck umfasst. Alle Bäume zusammengerechnet ergeben rund 3,3 Millionen Kubikmeter Holz. Jährlich kommen durch das Wachstum der Bäume rund 100.000 Kubikmeter hinzu. Zusammengestapelt ergibt das einen gigantischen Würfel mit jeweils knapp 47 Meter langen Kanten. Doch nur 70 Prozent dieses jährlichen "Zuwachses" würden forstlich genutzt, erläutert Fricke: Der Rest sei Vorrat oder diene mittlerweile Naturschutzzwecken. Als Beispiel nennt Fricke sogenannte "Habitat-Flächen": Bei diesen "Altholz-Inseln" handelt es sich um Waldstücke mit älteren Baumbeständen, die aus Sicht des Artenschutzes besonders wertvoll sind.

"Wird tatsächlich einmal ein Kahlschlag vorgenommen, dann geht es darum, den ökologischen Wert des Waldes zu verbessern", erläutert Fricke: Statt Nadelhölzern würden dann Laubbäume gepflanzt. Wie vielerorts in Niedersachsen bestünden die Wälder im Landkreis zu drei Vierteln aus Tanne, Fichte und Co. Nach dem Krieg seien die Wälder im Zuge der Reparationsleistungen abgeholzt und dann mit schnell wachsenden Nadelbäumen aufgeforstet worden. Nun stehe für diese und die kommende Förster-Generation die große Aufgabe an, das Verhältnis von Nadel- und Laubbäumen umzukehren: "Bei einem Baumartenwechsel ist der Kahlschlag nun einmal die Methode der Wahl."

Lässt es der Standort aufgrund der Bodenbeschaffenheit zu, werden vorrangig Eichen gepflanzt. Dabei sei der forstwirtschaftliche Nutzwert der Eiche gering, so Fricke: "Zu keiner Zeit haben sich Eichenkulturen gerechnet. Eichen müssen 200 Jahre wachsen, bis das Holz so weit ist, wie wir es haben wollen." Im Bereich des Harsefelder Forstamtes würden Eichen vorwiegend aus ökologischen Gründen gepflanzt, erkläutert Fricke: "Unsere Enkel und Urenkel freuen sich dann über die prächtigen Bäume und die dort vorhandene Artenvielfalt."

Idylle pur: ein naturnaher Laubwald. Doch mit der Realität in der Forstwirtschaft hat das wenig zu tun | Foto: jd
Dr. Otto Fricke | Foto: jd
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Jörg Dammann aus Stade

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