4.000 Euro für Pfusch an der Garage
Unseriöse Handwerker ziehen Kunden aus Ahlerstedt über den Tisch
Günter K. ist wütend. Der Ahlerstedter wurde von dreisten Handwerkern über den Tisch gezogen. Ob man sie als Betrüger bezeichnen darf, muss letztlich ein Gericht klären. Für K. steht jedenfalls fest: Die Männer haben die vereinbarte Leistung nicht erbracht. Dass er die im Voraus kassierten 4.000 Euro jemals zurückerhält, ist jedenfalls mehr als fraglich. K. will nun Anzeige bei der Polizei erstatten. Er hofft, dass sich weitere Geschädigte melden. K.s Fall ist eine Warnung: Wer sich Handwerker bestellt, sollte darauf achten, sich seriöse Firmen ins Haus zu holen.
Es geht um die Garage von K. Die sollte eine neue Holzverkleidung erhalten. Der Ahlerstedter stieß auf eine Reihe von Kleinanzeigen in der örtlichen Tageszeitung. Darin wurden verschiedene handwerkliche Arbeiten sowie Dienstleistungen rund um Haus und Garten angeboten. K. wählte die angegebene Handynummer, wenig später stand der angebliche Geschäftsführer mit einem Vorarbeiter bei ihm auf dem Hof.
Kompliziert wird es bereits bei den Namen
K. erinnert sich an einen Mirko R., der einem Ferdinand F. die einzelnen Posten in den Auftragsblock diktierte. Auf diesem Zettel ist wiederum ein Friedrich R. als Auftragnehmer genannt. Unterm Strich verlangten die vermeintlichen Handwerker für die Renovierung der Garage 7.000 Euro, davon 4.000 Euro für Material und 3.000 Euro als Arbeitslohn. Als K. Bedenken kamen und er den Auftrag stornieren wollte, einigte man sich auf 6.500 Euro. "Ich habe schließlich akzeptiert, weil ich seit zwei Jahren einen Handwerker gesucht habe", sagt K.
Dann nimmt das Drama seinen Lauf
Mirko R. brachte die erste Ladung Bretter. Dafür sollte K. - wie vereinbart - 2.000 Euro Anzahlung leisten. Als R. entgegen der Absprache für die zweite Fuhre weitere 2.000 Euro verlangte, protestierte K. Schließlich zahlte er erneut, nachdem R. gedroht hatte, das ganze Holz wieder mitzunehmen. Nach Weihnachten fuhr ein angeblicher Zimmermann mit einem Kastenwagen mit Hamburger Kennzeichen vor und machte sich ans Werk. Als K. nach rund fünf Stunden vorbeischaute, war er entsetzt. "Gerade einmal vier Quadratmeter waren geschafft und das augenscheinlich nicht fachgerecht."
Nachbesserung geht gründlich schief
Mirko R. soll zugesagt haben, die Mängel zu beseitigen. Doch auch der Nachbesserungsversuch ging schief. Als die vermeintlichen Handwerker zum dritten Mal aufschlugen, forderten sie wieder Geld. K. platzte der Kragen, die Situation eskalierte. Man ging im Streit auseinander. Kurz danach klingelte einer der Männer bei ihm, berichtet K.: "Er sagte, sie würden alles so machen, wie ich es haben will." Tatsächlich wurde der Pfusch entfernt und neu damit begonnen, die Garage zu verkleiden. Doch auch diese Arbeit fiel mangelhaft aus. Als K. erneut reklamierte, zogen die Männer ab - und wurden nie wieder gesehen.
WOCHENBLATT hakte bei "Handwerkern" nach
So weit die Geschichte nach der Schilderung von K. Er ist 4.000 Euro los und hat dafür als Gegenwert lediglich ein paar Holzbohlen bekommen. Das WOCHENBLATT nahm Kontakt zu dem Mann auf, der die Inserate aufgegeben hat und sich am Telefon als Friedrich R. ausgibt. Der behauptet, dass K. seine Leute vom Hof gejagt habe. Sie wären bereit, jederzeit wieder ihre Arbeit aufnehmen, um den Auftrag zu erledigen. Auf explizite Nachfrage versichert er, bei der Handwerkskammer registriert zu sein. Nachprüfen lässt sich das nicht: Der Angerufene verweigert weitere Auskünfte zu seinem angeblichen Betrieb.
Eine Postadresse bei der Diakonie
Was stutzig macht: Auf dem Auftragszettel gibt Friedrich R. als Anschrift eine Adresse in Stade an. Dort sitzt die Beratungsstelle von "Lebensraum Diakonie". Die kirchliche Sozialeinrichtung betreut Menschen in prekären Lebenslagen, wie etwa Obdachlose. Zum Angebot für Menschen ohne festen Wohnsitz gehört auch das Bereitstellen einer sogenannten Posterreichbarkeitsadresse. Laut "Lebensraum Diakonie" müssen sich die Nutzer einer solchen Adresse wöchentlich melden und nachfragen, ob Post da ist. "Wir können nicht überprüfen, wofür das Postfach genutzt wird, wir händigen nur die Post aus, kontrollieren aber nicht den Inhalt", erläutert eine Mitarbeiterin der Einrichtung. Konkret zu Friedrich R. befragt, verweist sie auf den Datenschutz.
"Wir leben vom Amt"
Nun stellt sich die Frage: Nutzt R. womöglich dieses Angebot, um seine wahre Anschrift zu verschleiern? Seine Erklärung gegenüber dem WOCHENBLATT: Er plane gerade den Umzug von Hamburg nach Stade und benötige aus geschäftlichen Gründen schon mal eine Adresse vor Ort. Tatsächlich findet sich unter seinem Namen ein Wohnungsgesuch auf einem Online-Portal für Kleinanzeigen: Er komme aus Hamburg und suche mit einem Kollegen eine Wohnung in Stade - bis 1.100 Euro Miete. "Wir leben vom Amt", heißt es im Inserat. Und derzeit wohl auch von den 4.000 Euro, die K. ihm gegeben hat.
Fälle bei der Polizei melden
Die Kreishandwerkerschaft kann in dem mutmaßlichen Betrugsfall nicht weiterhelfen: Aus datenschutzrechtlichen Gründen dürfe man keine Auskünfte zu einzelnen Personen geben, so deren Geschäftsführer Detlev Böckmann. Fest steht jedenfalls: Wer wie in diesem Fall per Inserat Leistungen wie Maler-, Maurer- oder Tischler- bzw. Zimmererarbeiten anbietet, muss in die Handwerksrolle eingetragen sein. Aber auch für andere "zulassungsfreie Handwerke" und "handwerksähnliche Gewerbe" gilt eine Registrierungspflicht. "Wer aber einen begründeten Verdacht hat, kann sich an uns wenden", sagt Böckmann. Die Kreishandwerkerschaft prüfe dann, ob jemand bei der Handwerksammer registriert sei und ein Gewerbe angemeldet habe.
Auch die Polizei ist dankbar für Hinweise auf betrügerische Handwerker. "Wenn es Ärger gibt, sollte man umgehend bei uns anrufen", sagt Polizei-Pressesprecher Rainer Bohmbach. Das gelte auch, wenn verdächtige Personen in der Nachbarschaft unterwegs seien – gerade bei älteren Nachbarn. "Oftmals gehen Senioren solchen Betrügern auf den Leim." Das sei besonders ärgerlich, wenn diese Menschen dabei ihr ganzes Erspartes verlieren. Wichtig sei auf jeden Fall, sich sofort bei der Polizei melden. Werde ein Betrug erst später angezeigt, sei es oftmals schwierig, den Betrügern das Handwerk zu legen.
• K. sucht zwecks Erfahrungsaustausch weitere Geschädigte. Wer Kontakt zu ihm aufnehmen will, kann sich an die Redaktion wenden: red-bux@kreiszeitung.net.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.