Günstig Wohnen in Harsefeld: SPD schlägt Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft vor
jd. Harsefeld. Sich für die Schwächeren in der Gesellschaft einzusetzen, war schon immer Grundgedanke der Sozialdemokratie. Die Harsefelder SPD hat dieses Prinzip offenbar besonders stark verinnerlicht: Die Genossen aus dem Geestflecken schlagen vor, dass der Flecken Harsefeld eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft gründet. Diese gemeinnützige Gesellschaft soll Mehrfamilienhäuser bauen und die dortigen Wohnungen zu besonders günstigen Mieten anbieten. "Wir stellen uns eine Kaltmiete von höchstens 7 Euro pro Quadratmeter vor", sagt Bürgermeister Michael Ospalski. Damit sei Wohnraum auch für Menschen mit geringem Einkommen erschwinglich, so der SPD-Politiker.
"Sozialer Wohnungsbau" - dieser Begriff war in Deutschland lange Zeit verpönt. Der Skandal um die gewerkschaftseigene Wohnungsgesellschaft "Neue Heimat" in den 1980er Jahren brachte die staatliche Wohnungsbau-Förderung derart in Misskredit, dass der Bau von neuen Wohnungen über Jahrzehnte weitgehend den Regeln des freien Marktes überlassen wurde. Die Zahl der Sozialwohnungen geht seit Jahren zurück. Doch der Bedarf an günstigem Wohnraum steigt zusehends: Senioren, junge Leute, die zu Hause ausziehen, und nicht zuletzt anerkannte Asylbewerber suchen Wohnungen, die sie sich finanziell leisten können.
Hier möchte die SPD in Harsefeld Abhilfe schaffen: "In Harsefeld geht der Mietpreis für Wohnungen in Neubauten bei etwa 8,50 bis 9 Euro los", sagt Ospalski: "Wir wollen deutlich darunter liegen." Derzeit stecke der Wohnungsbau in einem Dilemma: "Private Investoren können derart günstige Neubau-Wohnungen kaum anbieten, weil sie eine Rendite erwirtschaften müssen." Jedes vernünftig wirtschaftende Unternehmen sei auf das Erzielen von Gewinnen ausgerichtet, so der Bürgermeister. Bei einer Kommune sehe das aber anders aus: "Wir nehmen für den Hausbau Kredite zu besonders günstigen Konditionen auf und müssen mit den Mieteinnahmen lediglich Zinsen und Tilgung finanzieren." Ein Überschuss müsse die Gemeinde nicht erwirtschaften. So könne eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft die Mieten über Jahre stabil halten.
Um zu verhindern, dass sich in bestimmten Quartieren möglicherweise soziale Brennpunkte bilden, will die SPD die geplanten Mehrfamilienhäuser über das gesamte Gemeindegebiet verteilen. Als Grundstücke kämen nicht nur mehr genutzte Spielplätze und oder bisher nicht vermarktete Bauplätze in den Neubaugebieten in Frage. "Mir schweben Häuser mit höchsten vier Wohneinheiten vor", sagt Ospalski: "Am besten bunt durchmischt: Senioren, junge Menschen und vielleicht eine Familie mit Migrationshintergrund würden dann gemeinsam unter einem Dach leben."
• Im Landkreis Harburg gibt es bereits konkrete Pläne zur Schaffung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Dort sollen die Gemeinden aber nicht im Alleingang handeln. Die Gesellschaft soll kreisweit agieren, damit die Versorgung mit günstigem Wohnraum nicht punktuell erfolgt. Vier Kommunen haben bereits beschlossen, der Gesellschaft beizutreten.
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