Auf historischen Wegen

Stehen auf historischem Boden (v. li.): Olaf Muus, Mathias Zimmermann, Moritz Groothoff und Dieter Albers
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Diese Premiere ist etwas ganz Besonderes! Am kommenden Samstag, 7. Oktober, weiht die Samtgemeinde Hanstedt den „Kerkstieg“ ein. Der etwa sieben Kilometer lange Wanderweg führt von Wesel nach Hanstedt und besteht bereits seit 1433. Der Pfad geriet Anfang des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit und wurde jetzt von vielen Freiwilligen ehrenamtlich hergerichtet.


mum. Hanstedt. „Wir haben hier einen Weg zum Leben erweckt, der die schönsten Perspektiven auf die Landschaft der Nordheide bietet“, schwärmt Dieter Albers. Und der 78-Jährige muss es wissen, denn er war mehr als 30 Jahre für die Samtgemeinde Hanstedt tätig - als Gemeinde- und Samtgemeindedirektor. Wichtiger noch: Albers Familie lebt in der 13. Generation in Hanstedt. „Wer etwas über die Geschichte des Dorfes wissen möchte, geht zu Dieter Albers“, sagt Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus. Genau dieses Wissen bringt dem gesamten Landkreis jetzt einen längst vergessen Schatz zurück: den „Kerkstieg“.
Bei der Recherche zu einem Beitrag für den Heimatband „In Hanstedt - Geheimnisse und Besonderheiten eines Heideortes“ fiel Albers der uralte Weg ein. „Ich finde es wichtig, dass so etwas in Erinnerung bleibt“, sagt Albers. Er holte sich den Verein Naturschutzpark (VNP), die Klosterforsten und die Gemeinde mit ins Boot.
Der „Kerkstieg“ ist ein Jahrhunderte alter Verbindungsweg von Wesel nach Hanstedt, der um 1433 entstanden ist. Damals konnte sich die Gemeinde Undeloh keinen eigenen Pastor mehr leisten. Christen aus Wesel und den umliegenden Ortschaften kamen zum Gottesdienst in die Hanstedter St. Jakobi-Kirche. Dabei nutzten sie den etwa sieben Kilometer langen Pfad, der am „Hexenhaus“ in Wesel beginnt und an der ehemaligen Badeanstalt in Hanstedt endet. Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts verlor der Weg an Bedeutung.
Nach jahrelanger Nichtnutzung war der „Kerkstieg“ an vielen Stellen eingewachsen. Die richtige Aufgabe für die Mitglieder der Interessen-Gemeinschaft Hanstedt (IGH, „Rentnergang“) und die Altersabteilung der Freiwilligen Feuerwehr sowie Helfern aus Wesel. Gemeinsam mit VNP-Mitarbeitern und dem Team des Bauhofs rückten die Männer an, um den Stieg natur- und landschaftsschonend wieder freizulegen.
„Die Idee von Dieter Albers kam bei uns sofort gut an“, so Mathias Zimmermann von der VNP-Stiftung. „Ich bin mir sicher, dass der 'Kerkstieg' für auswärtige Wanderer ebenso interessant ist, wie für Menschen aus der Region.“ Aus diesem Grund soll der Pfad in die offiziellen Wanderkarten aufgenommen werden. Auch Flyer sind in Planung. Vor allem die Strecke aus Hanstedt in Richtung Wesel sei landschaftlich interessant. Auf Wald folge Heidelandschaft, die dem Wanderer von einer Anhöhe aus ein atemberaubendes Panorama biete.

Kerkstieg weist einige Besonderheiten auf

• Hohlweg am „Messberg“: Vom 90 Meter hohen Messberg fällt der „Kerkstieg“ bis Hanstedt auf etwa 50 Meter ab. Durch die Jahrhunderte lange Begehung des abschüssigen Geländes haben die Wanderer auf einer Länge von 200 Metern einen Hohlweg von etwa zwei Metern Tiefe und bis zu vier Metern  Breite in den Berghang hineingelaufen.
• Bunte Ecke auf dem „Hohen Rah“: Der „Kerkstieg“ führt über den „Hohen Rah“ (105 Meter), auf dem der Förster Heiner Rupsch 2001 einen Forstversuch unternommen hat. In diesem von Nadelhölzern dominierten Teil des Waldes wurden die verschiedenartigsten Laubbaumarten hinzugepflanzt, die im Herbst mit ihrer bunten Laubpracht beeindrucken.
• „Preußischer Hut“: Am so genannten „Dierkshäuser Weg“ befindet sich ein Orientierungsfindling mit der Aufschrift „Preußischer Hut“. Diese Bezeichnung steht für vier private Waldgrundstücke, die zusammen eine Dreiecksfläche abgeben, einem preußischen Dreispitz vergleichbar. Diese Fläche ist die einzige, die 1842 bei Bildung der Privatgrundstücke östlich des Dierkshäuser Weges als Teil des „Seevenholzes“ entstanden ist und zwar als Folge der Ablösung der Einschlagsrechte.
• Historische Grenzgräben und Grenzsteine: Am unter Denkmalschutz stehenden Forstgraben zwischen Klosterforst und den Privatwaldungen „Seevenholz“ sind vereinzelt alte Grenzsteine zu sehen. Sie sind wohl ab 1842 gesetzt worden.
• Pastor-Bode-Teich: Der im Dezember 2016 in „Pastor-Bode-Teich“ umbenannte Pastorenteich erinnert an Heidepastor Wilhelm Bode, der die Weseler Heide 1910 für den damals noch jungen VNP erworben und somit der Nachwelt erhalten hat. Die Umbenennung hat der VNP durch einen Findling dokumentiert. Dieser weist gleichzeitig auf den „Kerkstieg“ hin.

Sponsoren für Findlinge gesucht

Dieter Albers möchte an insgesamt zwölf weiteren Stellen Findlinge als Orientierungshilfe aufstellen lassen. Jeder Stein kostet 280 Euro. „Drei Sponsoren habe ich bereits gefunden“, sagt Albers. Wer sich an den Kosten beteiligen möchte, meldet sich bei ihm unter der Nummer 04184 - 7003.
„Die Findlinge sehen einfach toll aus“, schwärmt der 78-Jährige. Die Gemeinde war bereit, am Beginn des Stieges am Hang des Messbergs einen Findling aufzustellen. Mit ihm und dem Eingangsstein am Pastor-Bode-Teich in Wesel sind die beiden Endpunkte des Stieges gekennzeichnet.

Einweihung am 7. Oktober

Am Samstag, 7. Oktober, soll der „Kerkstieg“ offiziell eröffnet werden. Hanstedts Bürgermeister Gerhard Schierhorn und Gemeindedirektor Olaf Muus werden aus diesem Anlass einen Findling enthüllen. Treffpunkt ist um 11 Uhr „An der Rodelbahn“ am Faßenbeekstein in Hanstedt. Im Anschluss geht es den Stieg entlang nach Wesel. Dort haben die Mitglieder des „Hexenhaus“-Fördervereins eine kleine Kaffeetafel vorbereitet. Auch Musik und ein „Heidetrunk“ sind geplant. Die Wanderung wird etwa zwei Stunden dauern, da es an verschiedenen Stellen Erklärungen geben wird.

Stehen auf historischem Boden (v. li.): Olaf Muus, Mathias Zimmermann, Moritz Groothoff und Dieter Albers
Freuen sich über die Belebung des Wanderwegs (v. li.): Moritz Groothoff, Olaf Muus, Matthias Zimmermann und Dieter Albers
Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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