Auf die fachgerechte Pflege kommt's an
Baumschnitt dient dem Schutz der "grünen Riesen"
(bim). Wann auch immer Bäume an Straßen geschnitten oder gefällt werden, stellen sich Bürger die Frage, ob das (in dem Ausmaß) nötig ist. Karl Konrad, Baumfachmann aus Jesteburg, ist mit seinem Unternehmen einer der Dienstleister, der diese Arbeiten im Auftrag von Privatleuten und insbesondere von Kommunen und Straßenbaulastträgern erledigt. Im Sinne der Verkehrssicherungspflicht, aber auch zum Schutz der Bäume - selbst wenn einige dafür gefällt werden müssen.
"So lange nichts passiert, ist alles gut". Aber wenn etwas passiere, frage die Versicherung bei Sachschäden nach und bei Personenschäden ermittele der Staatsanwalt, ob der Baumeigentümer alle ihm zumutbaren Schutzvorkehrungen getroffen und den Baum regelmäßig kontrolliert hat. "Deshalb sind regelmäßige Baumkontrollen an Straßen und in bebauten Gebieten sowie fachgerechtes Arbeiten so wichtig", erläutert Konrad.Verkehrssicherheit und Baum-Erhalt
Zu den Aufgaben von Konrad-Baumpflege gehört es, die vorgeschriebene Durchgangshöhe von mindenstens 4,50 m, das sogenannte Lichtraumprofil herzustellen sowie Schilder und Ampeln freizuschneiden. Im Zuge der Verkehrssicherungspflicht müssen trockene und nicht entwicklungsfähige Äste abgenommen werden. Statisch ungünstige Kronenteile werden entlastet und eingekürzt, um die Bruchgefahr zu minimieren. „Je früher man im Baum Fehlstellungen und ungünstige Entwicklungen korrigiert und je kleiner die Schnittfläche, desto besser für den Baum“, erläutert Konrad. Mit seinem geschulten Auge erkennt der Fachmann frühzeitig, wo er eingreifen muss. „Auch überall dort, wo Menschen unterwegs sind, -in Fußgängerzonen, Schulen und Kindergärten, in Parks und auf Friedhöfen- gilt eine erhöhte Verkehrssicherheitspflicht. "Hier muss man sehr sorgfältig arbeiten“, sagt Konrad.
Kürzlich musste sein Unternehmen etliche Bäume im Buchholzer Stadtwald fällen. Wie berichtet, macht die nunmehr dreijährige Trockenheit nicht nur den Fichten mit dem hohen Borkenkäferbefall, sondern auch den Birken zu schaffen. "Viele Birken mussten gefällt werden, das ist äußerst bedenklich", so Konrad.
Zu den Grundsätzen eines vitalen und gesunden Baumbestandes gehöre auch, die gut entwickelten Bäume zu fördern und andere, schlecht wachsende Bäume oder solche mit Defiziten im Wuchs und Aufbau zu Gunsten des verbleibenden Bestandes zu fällen.
Fehlplanungen früherer Jahrzehnte
Heutzutage zeigen sich bei der Baumpflege aber auch die Fehlplanungen von vor einigen Jahrzehnten, zum Beispiel durch eine falsche Baumwahl, wenn etwa flach wurzelnde Pappeln an Straßen gepflanzt wurden, deren Wurzeln heute den Asphalt anheben. Oder zu geringer Wurzelraum im Straßenseitenraum zwischen Straße und Fußweg die aufgrund des inzwischen großen Wurzelkörpers den öffentlichen Leitungsbau erschweren. Großen Schaden nahmen Bäume in früheren Zeiten durch den Tiefbau, als Leitungen einfach durchs Wurzelwerk verlegt wurden, was zum Absterben einiger Bäume bzw. durch den Wurzelverlust zu einer übermäßigen Ausbildung von Totholz führte. Diesbezüglich seien Verwaltungen, Auftraggeber und Tiefbauunternehmen inzwischen so sensibilisiert, dass Arbeitsverfahren wie Saugwagen oder Handschachtungen in diesen Bereichen zur Entfernung der Erde angewendet würden, um den Wurzelverlust möglichst gering zu halten. Zudem würden die Baumscheiben auch oftmals mit einem besonderen Baumsubstrat aufgefüllt.Auch für den Fachmann gibt's Überraschungen
Doch auch für den Fachmann gibt es noch Überraschungen. Ohne Vorerkrankung und ohne Vorwarnung krachte kürzlich ein mächtiger Ast einer rd. 200 Jahre alten Eiche von Landwirt Jan Meyer vom Minkenhof in Itzenbüttel (Landkreis Harburg) auf die Straße, riss weitere Äste eines benachbarten Baumen ab und einen Zaun um und fiel über die Straße. „Zum Glück ist nicht mehr passiert“, sagt Jan Meyer
„Das war ein Spontan-Abbruch, da steckt man nicht drin“, erklärt Karl Konrad. Bei der Eiche sei vermutlich die schwere Laubmasse und das Gewicht unzähliger Eicheln ursächlich für den Abbruch. In diesem Sommer seien besonders viele Eicheln und bei den Buchen stellenweise eine hohe Menge an Bucheckern zu beobachten gewesen. "Eine dichte Belaubung gepaart mit der Eichelmast sowie jeder Regentropfen auf den Blättern ergibt ein immenses Gewicht für den Baum“, sagt Konrad.
Jan Meyer lässt die prächtigen Bäume auf seinem Grundstück in regelmäßigen Abständen von Karl Konrad auf Krankheiten und Schwachstellen überprüfen – auf eigene Kosten. Und die können schon mal bis zu 4.000 Euro ausmachen. „Ortsbildprägende Bäume sind schön für die Allgemeinheit, aber deren Pflege ist eben auch mit Arbeit und Kosten verbunden. Manche Leute verstehen aber nicht, dass auch das Leben eines Baumes endlich ist“ sagt Jan Meyer, der dennoch keinen seiner „grünen Riesen“ missen möchte.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.