Nabu ist nach Zählung "alarmiert"
Fast ein Fünftel weniger Singvögel
![Der Haussperling ist immer noch der häufigste Singvogel im Garten - doch auch seine Zahlen gehen laut Nabu sehr stark zurück | Foto: Kathy Büscher/Nabu Rinteln](https://media04.kreiszeitung-wochenblatt.de/article/2025/01/29/9/724939_L.jpg?1738142911)
- Der Haussperling ist immer noch der häufigste Singvogel im Garten - doch auch seine Zahlen gehen laut Nabu sehr stark zurück
- Foto: Kathy Büscher/Nabu Rinteln
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Die größte wissenschaftliche Mitmachaktion Deutschlands, die "Stunde der Wintervögel", ist ausgewertet - mit erschreckendem Ergebnis: Die Zahlen der zehn am häufigsten gemeldeten Singvogelarten in Gärten sind im Vergleich um Vorjahr durchweg im zweistelligen Prozentbereich zurückgegangen, im Mittel um 17,7 Prozent, also knapp ein Fünftel. Der NABU Niedersachsen-Vorsitzende Holger Buschmann zeigte sich "besorgt" bis "alarmiert".
In diesem Winter hatten bundesweit 11.238 Menschen an der Zählaktion teilgenommen, etwas weniger als im vergangenen Jahr. „Selbst, wenn Faktoren wie eine leicht geringere Teilnehmendenzahl und der Witterungsumschwung - von grau und trüb zu einem Wintereinbruch - mitberücksichtigt werden, haben sich die Zahlen vieler Singvogelarten sprunghaft negativ entwickelt. Das erfüllt uns wirklich mit großer Sorge“, bewertet Buschmann das Ergebnis.
Vom Rückgang sind offenbar durchweg Arten betroffen, die zu den häufigen Vögeln in Siedlungen gehören und in Dorf und Stadt eigentlich noch weitläufig anzutreffen sind. "Bei einigen Arten geht es seit Jahren kontinuierlich bergab", ergänzt Buschmann.
Beispiel Haussperling, liebevoll auch "Spatz" genannt. Laut NABU ist er noch immer der häufigste Vogel in Niedersachsen. Aber auch die Sperlingsbestandszahlen gingen um 13 Prozent zurück. Die Zweitplatzierte, die Kohlmeise, folgt mit minus zehn Prozent. Die Blaumeise kommt sogar auf minus 16 Prozent. Der starke Rückgang der Amsel um minus 40 Prozent ist wohl hauptsächlich auf die Epidemie durch das Usutu-Virus zurückzuführen. Ebenso erschreckend sind die Zahlen beim Feldsperling (minus 25 Prozent), Buchfink (minus 15 Prozent) und Heckenbraunelle (minus 29 Prozent).
„Wir müssen alarmiert sein, da sich die Anzahl der Singvögel in den Gärten derart stark verringert hat“, betont Holger Buschmann. „Hoffentlich kündigt sich hier kein stummer Frühling an." Die Ursachen für das Singvogelsterben verortet er vor allem im Verlust von Lebensräumen und den Rückgang der Insektenzahlen: "Die meisten Singvögel sind auf Insekten als Hauptnahrung angewiesen und bei eben diesen sind erhebliche Rückgänge durch Klimakrise, extrem nasse Witterung im Vorjahr und die Intensivierung der Landwirtschaft festzustellen." Es fehlten weiter naturnahe Gärten und Parks, kräuterreiche Blühflächen, Wegränder und Brachen, artenreiches Grünland, Feldgehölze. Immer noch versiegele man auch in Niedersachsen viel zu viel Boden mit Asphalt und Beton.
Dem Naturschutz müsse dringend mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, so Buschmann. Sein Appell richtet sich an Privatpersonen ebenso wie Wirtschaft und Politik: „Gerade Politik und Teile von Wirtschaft und Gesellschaft scheinen sich nicht in angemessener Weise bewusst zu sein, dass es hier um die Existenzgrundlagen des Menschen geht.“
Die nächste Stunde der Gartenvögel, bei der Privatleute eine Stunde lang Singvögel zählen, wird vom 9. bis zum 11. Mai durchgeführt.
![Der Haussperling ist immer noch der häufigste Singvogel im Garten - doch auch seine Zahlen gehen laut Nabu sehr stark zurück | Foto: Kathy Büscher/Nabu Rinteln](https://media04.kreiszeitung-wochenblatt.de/article/2025/01/29/9/724939_L.jpg?1738142911)
![Dr. Holger Buschmann ist alarmiert: Die Zahl der Singvögel geht stark zurück | Foto: Nabu/Mareike Sonnenschein](https://media04.kreiszeitung-wochenblatt.de/article/2025/01/29/2/724942_L.jpg?1738142791)
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