Gauner-Truppe nimmt Rentner aus - viermal!

- Manfred Bieda zeigt auf die Bäume, die die Betrüger stümperhaft gestutzt haben
- hochgeladen von Sascha Mummenhoff
„Ich kann es nicht fassen“, sagt Manfred Bieda (86). Der Rentner aus Jesteburg wurde das Opfer dreister Trickbetrüger. Mindestens 10.000 Euro sind weg. „In meinem Berufsleben als Rechnungsprüfer bei einem großen Verlag war ich für meine Gründlichkeit bekannt. Und jetzt passiert mir so etwas Dummes,“ klagt Bieda.
Der Senior ging einer Gruppe junger Männer auf den Leim, die ihm immer wieder Dienstleistungen angeboten hatten. Der 86-Jährige konnte einfach nicht ablehnen. Doch statt ordentlicher Arbeit lieferten die fiesen Betrüger, die mit Autos aus dem Landkreis Stade unterwegs waren, nur Pfusch ab. Stets ging es dabei um Arbeiten am Haus oder im Garten des Rentners.
mum. Jesteburg. Das erste Mal klingelten die Männer Anfang des Jahres bei Manfred Bieda. „Sie haben mir gesagt, meine Auffahrt würde wie neu aussehen, nachdem sie sie gereinigt haben. Das wollten sie an einer kleinen Fläche demonstrieren“, erinnert sich der Senior. Doch plötzlich sei die gesamte Einfahrt gemacht worden. Dafür - und für das Fällen eines Baumes - hätten die Männer 3.000 Euro verlangt. „Eigentlich wollte ich nicht zahlen“, so Bieda. Doch die Männer hätten ihm ein schlechtes Gewissen eingeredet. Also zahlte er. Die Gauner witterten offensichtlich, dass bei dem Jesteburger noch mehr zu holen ist und kamen wieder - insgesamt viermal.
mum. Jesteburg. „Die Männer haben katastrophal gearbeitet“, sagt Claus Hagen. Einmal in der Woche sieht der ehemalige Nachbar bei Manfred Bieda nach dem Rechten. Sie hätten einfach nur die Fugen mit einem Hochdruckreiniger freigespritzt. Das ganze Haus sei dreckig gewesen. Doch es kommt noch schlimmer. Einige Tage später klingelten wieder Männer bei Bieda. Diesmal boten sie an, die Bäume auf dem Grundstück des Rentners zu stutzen. „Sie traten sehr forsch auf. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt“, so Bieda. Widerwillig sagte er zu. Da sie weder eine Leiter noch eine Säge dabei hatten, stellte der Rentner ihnen sein Werkzeug zur Verfügung. Die Äste entsorgten die Gauner einfach in einer hinteren Ecke des Grundstücks. „Die Bäume sind krumm und schief geschnitten“, sagt Hagen. „Das waren auf gar keinen Fall Profis.“ Doch die Arbeit ließen sich die Männer fürstlich bezahlen: Bieda berappte 2.000 Euro. Ein paar Tage später standen erneut Unbekannte vor der Tür des Jesteburgers. Er vermutet, dass es sich jedes Mal um andere Personen gehandelt hat. Diesmal redeten sie dem 86-Jährigen ein, dass sein Dach unbedingt repariert werden muss. Bieda willigte ein. Die Männer machten sich mit einem Hochdruckreiniger ans Werk. Im Anschluss wurde das Dach mit einer roten Farbe bespritzt. Bieda sollte 4.000 Euro zahlen. Weil er nicht so viel Geld im Haus hatte, die Männer allerdings auf Bargeld bestanden, fuhr der Jesteburger mit einem der Gauner zur Bank. Beim ersten Regen dann der Schock: Die Farbe löste sich von den Ziegeln. Alles war rot - die Fassade, die Terrasse und selbst die Bäume.
Nach kurzer Zeit folgte der nächste Besuch. Diesmal bat ein Mann Bieda, einen 500-Euro-Schein zu wechseln. „Ich ging zu meiner Jacke und holte die Brieftasche raus“, so der Rentner. „Als ich sie wieder eingesteckt hatte, fragte der Mann, ob er die Jacke mal anprobieren könne. Sie sehe so schön aus.“ Erst später fiel Bieda auf, dass sein Geld verschwunden war.
„Das ist leider eine typische Masche“, sagt Polizeisprecher Jan Krüger. Unbekannte würden an der Haustür ihre Geschäfte anbieten. „Oft appellieren sie an das Mitleid ihrer Opfer, die häufig allein lebende Senioren sind. „Am Ende wollen die Männer dann mehr Geld haben, als vereinbart worden sei“, so Krüger. Auch die erbrachte Leistung stehe nicht im Verhältnis zum verlangten Geld. Zahlen die Senioren nicht, würden die Betrüger sie einschüchtern. Die Polizei empfiehlt daher, sich grundsätzlich ein schriftliches Angebot geben zu lassen. „Bereits am Briefkopf kann man erkennen, ob es sich um ein seriöses Unternehmen handelt“, so Krüger. Wenn die vermeintlichen Handwerker kein eigenes Werkzeug besitzen, sollt man unbedingt vorsichtig sein. Später bliebe nur der Weg eines Zivilprozesses. Krüger empfiehlt: „Wer sich von den Männern unter Druck gesetzt fühlt, sollte unbedingt die Polizei rufen.“
Übrigens: Bei Manfred Bieda standen erst kürzlich wieder Männer vor der Tür und wollten für ihn arbeiten. Diesmal drohte eine Nachbarin damit, die Polizei zu rufen. Die Gauner machten sich aus dem Staub.





Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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