Thema Wolf: Nabu für Herdenschutz durch E-Zäune
Mehr Risse durch Abschuss?
Während Schäfer wie Wendelin Schmücker aus Winsen bestreiten, dass Wölfe und Schafe nebeneinander existieren können (das WOCHENBLATT berichtete), setzt der Naturschutzbund NABU weiter auf Herdenschutzzäune. Seit sieben Jahren ist der Umweltverband im Herdenschutz tätig. Seit 2017 wurden über 300 Weidetierhalter fachlich unterstützt: NABU-Mitarbeiter beraten direkt auf den Weiden und unterstützen praktisch beim Bau wolfssicherer Zäune. Im aktuellen Förderzeitraum seit März 2022 wurden vom NABU 75 Weidetierhalter beraten und fast 50 Weiden mit insgesamt 190 Hektar Fläche durch 43 Kilometer Schutzzäune geschützt.
Der NABU empfiehlt dabei nach wie vor feste Elektrozäune mit gespanntem Stahldraht als elektrischem Leiter. "Sie sind eine sehr effektive Wolfsabwehr und erhöhen zudem noch die Hüte- und Verkehrssicherheit", sagt Peter Schütte, Leiter des NABU-Projektes "Herdenschutz Niedersachsen". „Unsere Erfahrungen und eine Feldstudie zeigen, dass Wolf und Wildschwein diese Art von fachgerechter und gut gepflegter Zäunung nicht queren, aber dafür Kleintiere, Dam-, Reh- und Rotwild.“ Die Landschaft würde dadurch nicht zerschnitten.
Die Jagd einzelner Wölfe sei dagegen "nicht zielführend und kein Ersatz für Herdenschutz". Denn nach einer Statistik des niedersächsischen Umweltministeriums würden über 80 Prozent der Tiere auf ungeschützten Weiden gerissen. „Um Übergriffe von Wölfen auf Weidetiere zu verhindern, ist korrekt umgesetzter, funktionstüchtiger Herdenschutz alternativlos“, erklärt Schütte. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass Zäune, Schutzhunde und Hirten am besten geeignet sind.
In besonderen Fällen sei aber "eine Entnahme" nötig, gibt der NABU-Landesvorsitzende Holger Buschmann zu. Das könne der Fall sein, wenn ein Wolf gelernt habe, Herdenschutzmaßnahmen zu überwinden. "Eine Bestandsregulierung durch Abschuss ist dagegen rechtswidrig und sinnfrei, da durch die Zerstörung von Rudelstrukturen sogar erhöhte Nutztierrisse resultieren können.“
Im Jahr 2022 stieg die Anzahl der schafhaltenden Betriebe und die Anzahl der Tiere an, ergab die staatliche Statistik. Schütte bestätigt das, man baue oft wolfsabweisende Zäune bei jungen Schäfern, die sich gerade eine Herde aufbauen oder ihre Haltung ausweiten. "Diese Menschen sind lösungsorientiert und akzeptieren die Anwesenheit von Wölfen, denn guter Herdenschutz vermeidet Konflikte", hat er festgestellt.
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