Jesteburg
St.-Martins-Kirchengemeinde schenkt der Kunststätte einen Bossard-Kronleuchter
as. Jesteburg. Der Reformationstag 1924 war ein großer Tag für die St.-Martins-Kirchengemeinde in Jesteburg. Mit Spannung erwarteten die Gemeindemitglieder den auf den dunklen Abend verlegten Gottesdienst, an dem die Kirche zum ersten Mal elektrisch beleuchtet wurde. Ein hölzerner Kronleuchter, angefertigt von Johann Bossard und seinen Schülern, ließ den Kirchraum erstrahlen.
Lange Zeit war der Kronleuchter in Vergessenheit geraten. Es ist vor allem dem Spürsinn und der Hartnäckigkeit des Jesteburger Samtgemeinde-Archivars Jochen Rabeler zu verdanken, dass die Schnitzarbeit jetzt der Kunststätte Bossard übergeben werden konnte. Familie Rabeler gehört zu den alteingesessenen Jesteburgern. "Mein Vater Hans ist oft mit mir in der Kirche gewesen und hat mir da auch von dem Leuchter erzählt. Die elektrische Beleuchtung in der Kirche war damals schließlich ein großes Ereignis", berichtet Jochen Rabeler. Vor einigen Jahren sei ihm die Erzählung über den Kronleuchter von Johann Bossard wieder eingefallen. "Ich war überzeugt, dass der Leuchter noch irgendwo zwischen Dachboden und Keller sein muss, und habe mich auf die Suche gemacht." Dabei begegnete Rabeler viel Skepsis. 2016 fand er dann schließlich mit Carola von der Lieth, Kirchenführerin und damals im Kirchenvorstand, den Kronleuchter in sechs Einzelteile zerlegt auf dem Dachboden der Kirche. Der Kronleuchter besteht aus sechs geschnitzten Teilen, die kirchliche Motive zieren: ein Mensch als Symbol für den Evangelisten Matthäus, ein Löwe für den Evangelisten Markus, ein Stier für Lukas und ein Adler für Johannes. Zusätzlich gibt es zwei weitere Elemente mit dem Lamm Gottes und den zehn Geboten.
In der Kunststätte war zwar bekannt, dass Johann Bossard einen Leuchter für die Kirche angefertigt hatte, doch hatte man vermutet, dass dies in den 1940er-Jahren geschehen war. "Ich wusste aber von den Erzählungen meines Vaters, dass das deutlich früher gewesen sein muss", sagt Jochen Rabeler. Er machte sich auf die Suche, durchforstete das Samtgemeinde-Archiv und wurde schließlich fündig. "Die Jesteburger haben das Ereignis für so denkwürdig erachtet, dass sie es in ihrer Schulchronik festgehalten haben", so Rabeler. Am 2. November 1924 wurde dort geschrieben: "Am Abend des Reformationssonntages wurde bei strahlender Beleuchtung feierlicher Gottesdienst in der Kirche abgehalten. Durch freiwillige Gaben ist eine neue elektrische Lichtanlage geschaffen worden, die zum ersten Male festlich erglänzte." Jochen Rabeler konnte rekonstruieren, wie der Leuchter auf dem Dachboden gelandet ist: Ab 1924 hing der Kronleuchter in der Kirche. 1961 wurde er zerlegt und die sechs Teile noch als Wandbeleuchtung genutzt, bevor sie schließlich ganz aus der Kirche entfernt wurden.
Jetzt übergab Larissa Aldag vom Kirchenvorstand der St.-Martins-Gemeinde den Kronleuchter offiziell an die Kunststätte Bossard. "Es ist ein Stück Jesteburger Geschichte, das wir jetzt in unser Schaumagazin aufnehmen werden. Wir sind sehr dankbar, dass der Leuchter zur Kunststätte zurückkehrt, wo wir ihn bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich machen können", bedankte sich die Leiterin der Kunststätte Bossard, Heike Duisberg-Schleier. Duisberg-Schleier betonte, wie wertvoll die Arbeit engagierter Heimatforscher wie Hans und Jochen Rabeler für die Museen in der Region ist.
Jetzt sind die WOCHENBLATT-Leser gefragt: Die Kirchengemeinde und die Kunststätte Bossard sind auf der Suche nach Fotos, auf denen der Kronleuchter oder die Wandleuchten in der Kirche zu sehen sind. Wer ein solches Bild in seinem Fotoalbum hat, meldet sich im Kirchenbüro per E-Mail an kg.jesteburg@evlka.de oder unter Tel. 04183-509729.
Infos zur Kunststätte Bossard und zum Schaumagazin gibt es unter www.bossard.de .
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.