Corona-Impfung im Landkreis Harburg:
Wie viele Schäden gibt es?
Hat die Corona-Schutzimpfung mehr Schaden angerichtet, als sie genutzt hat? Das behaupten Impfgegner immer wieder, vor allem in diversen zweifelhaften Internetforen und in den sozialen Medien. Doch was ist dran an der steilen These?
Laut Infektionsschutzgesetz ist ein Impfschaden die "gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die Schutzimpfung".
Wie viele Impfschäden gibt es in den Landkreisen Harburg und Stade? Das erfasst das zuständige Landessozialamt Niedersachsen, Außenstelle Oldenburg, nicht. Denn die Zahlen wären so gering, dass auf Einzelpersonen rückgeschlossen werden könnte, und das geht aus Datenschutzgründen nicht, teilte das Landessozialamt mit.
0,0034 Prozent Impfschäden dokumentiert
Aber für Niedersachsen liegen Zahlen vor: Bisher wurden 664 Anträge auf Versorgung wegen eines Impfschadens gestellt. Es wurden aber nur 39 Anträge bewilligt, 242 dagegen abgelehnt - für ganz Niedersachsen. Der Rest befindet sich noch in der Bearbeitung, teilte Sabine Allewelt, Sprecherin des Landessozialamtes Niedersachsen, mit. Bei 19.435.222 vom Robert Koch-Institut dokumentierten Corona-Schutzimpfungen in Niedersachsen sind das 0,0034 Prozent - eine verschwindend geringe Zahl.
Gibt es Bevölkerungsgruppen, die besonders häufig unter Impfschäden zu leiden hatten? Das wird vom Amt nicht erhoben, ebenso wenig wie die Beschwerden, unter denen Betroffene zu leiden hatten. Oft hört man von Herzbeschwerden und von chronischer Erschöpfung, ähnlich dem Post- oder Long-COVID-Syndrom, bei dem die eigentliche Krankheit vorbei ist, die Beschwerden aber bleiben. Bestätigen will das aber niemand: "Eine Erfassung von gesundheitlichen Problemen im Sinne von Diagnosen (...) erfolgt nicht, weshalb es leider nicht möglich ist, dahingehend eine Aussage zu treffen", schreibt Sabine Allewelt.
Impfexperte ganz klar für Impfungen
Dr. Sebastian Philipp, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin sowie Ärztlicher Direktor am Elbe Klinikum Stade, bestätigt die Zahlen des Landessozialamtes: "Nebenwirkungen der Impfung sind in unterschiedlicher Ausprägung, aber sehr selten, vorgekommen." Nur in Einzelfällen habe es auch langwierige Schäden wie Herzmuskelentzündung, Lungen-embolie, Schlaganfall oder die Reaktivierung von Rheuma und Autoimmunerkrankungen gegeben. Dennoch spricht sich der Impfexperte ganz eindeutig für eine Impfung aus: Die genannten Krankheiten seien durch die COVID-19-Erkrankung selbst erheblich häufiger und schlimmer aufgetreten.
Für die Betroffenen ist das ein schwacher Trost: Meist verändert die Schädigung ihr ganzes Leben. Zum Beispiel der Bundesverein Impfgeschädigter bietet Betroffenen Unterstützung. Für die Region Nord ist Andrea Stenzel, Tel. 04245- 9623093, E-Mail andrea.stenzel@bviev.de, die richtige Ansprechpartnerin.
In Hamburg startete kürzlich der erste Prozess gehen den Impfstoffhersteller Biontech in diesem Zusammenhang. Das Ergebnis ist ungewiss: Die Hersteller waren wegen der Dringlichkeit während der Pandemie zum Teil von Haftungen befreit worden. Der Prozess wurde im Übrigen vorerst verschoben, weil gegen den Richter ein Befangenheitsvorwurf vorliegt.
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