Kunstnetz Jesteburg kein Verein mehr
Zu viel Bürokratie, zu wenig Hilfe
Das Kunstnetz Jesteburg ist kein "e.V." mehr. Zum Jahreswechsel löste der Verein sich auf. Die erste Vorsitzende Stefanie Spinty hatte zuvor ihr Amt niedergelegt und es gab keinen Nachfolger.
Website off, keine Spendenbescheinigungen mehr möglich - das ist die Folge der Auflösung. "Aber nicht, dass hier Missverständnisse enstehen: Das Kunstnetz gibt es weiter", erklärt Spinty, "Eben nur nicht mehr als Verein."
Warum hat sie hingeworfen? "Zu viel Arbeit mit der Bürokratie", sagt Stefanie Spinty, die die Aktivitäten des Vereins seit dessen Gründung im Jahr 2015 organisiert, "Ich war 2021 sehr krank", erzählt sie, "und ich schaffe es jetzt nicht mehr, das alles zu organisieren." Zwar sind ihre Mitstreiter aus dem fünfköpfigen Vorstand und dem zehnköpfigen "harten Kern" immer dabei, doch "an Steffi bleibt meist das hängen, was man nicht so sieht", erklärt Vorstandsmitglied Harriet Romanowski. Gemeint ist zum Beispiel der Aufwand in Sachen Datenschutzverordnung, Cookie-Hinweisen auf der Website, komplizierte Förderanträge, Gestaltung und Druck von Flyern, Öffentlichkeitsarbeit, korrektes Gendern in allen Veröffentlichungen und Ähnliches. Zwar hätten sich noch Anfang 2022 einige der 45 Mitglieder bereit erklärt, zu helfen, von denen habe man dann aber nichts mehr gehört. Auf einer Versammlung im Oktober 2022 fiel dann die Entscheidung: Der Verein löst sich auf.
Trotzdem wollen die Künstlerinnen des Kunstnetzes die meisten ihrer Aktivitäten fortsetzen: Die seit 2014 immer um den 1. Mai stattfindende Ausstellung wird es auch 2023 in der Schützenhalle geben. Auch andere Ausstellungen wie die im Seniorenheim Kiekeberg in Nenndorf oder aktuell die von Gründungsmitglied und Malschuleninhaberin Susanne Dinter in der Kultur-Kneipe "Komm Du" in Harburg werden durchgeführt, "aber eben nur mit den Künstlern, die sich kümmern. Ich kann da nicht mehr hinterherlaufen."
Die "Gartenreise" - Jesteburger öffnen ihre Privatgärten an einem Tag für die Öffentlichkeit - wird es dagegen in der seit 2016 bekannten Form wohl nicht geben: Nur fünf Gärten - darunter der von Susanne Dinter - werden im Sommer wieder ihre Pforten öffnen. Und am Wettbewerb des Kultursommers, einer Veranstaltungsreihe des Landkreises mit rund 160 Veranstaltungen, kann das Kunstnetz ohne Vereinsstatus nicht mehr teilnehmen. "Das ist wirklich schade", sagt Spinty, "Denn da haben wir regelmäßig mit kreativen Ideen gewonnen."
"Förderungen von offizieller Seite haben wir ohnehin nicht bekommen, da ändert sich nichts", sagt Stefanie Spinty, "Unsere Anträge auf Unterstützung waren immer so niedrig, dass wohl der Verwaltungsaufwand nicht lohnte und wir auch nur schwer Sponsoren fanden." Und ansonsten müsse man ohnehin neu nachdenken: Mit einfachen Ausstellungen locke man keine jungen Leute mehr an. Da müsse man sich Neues einfallen lassen.
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