Bekommt Jesteburg einen „Süd-Trabanten“?
FDP lehnt städtebauliches Konzept kategorisch ab / Jede Menge Flächen für Wohnungsbau.
mum. Jesteburg. Gerade hat der Jesteburger Verwaltungsausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung ein neues städtebauliches Konzept verabschiedet, da gibt es auch schon heftige Kritik an dem Papier. Vor allem die FDP bringt sich gegen das Konzept, das noch vom Gemeinderat abgesegnet werden muss, in Stellung. Außer den beiden bereits mehr oder weniger genehmigten Baugebieten Seevekamp und Brettbeekskoppeln-Ost, werden weitere drei potentielle Flächen im Süden Jesteburgs aufgezeigt. „SPD, CDU und Grüne scheint das zu gefallen. Wir lehnen dieses städtebauliche Konzept kategorisch ab und wehren uns gegen die 'Buchholzerisierung' Jesteburgs“, sagt FDP-Chef Philipp-Alexander Wagner. „Da möchte jemand unser Dorf kaputt machen. Ich fordere die Ratsmitglieder auf, das vorliegende Konzept abzulehnen.“
Laut Wagner sieht das Konzept allein am Schierhorner Weg, beziehungsweise an der Feldhöhe, eine Wohnungsbaufläche von zehn Hektar vor. „Außerdem haben sie das Gelände des Reitvereins nahe des ehemaligen Festhallen-Areals als potentielle Fläche für Wohnungsbau entdeckt“, so Wagner. Am meisten stößt ihm allerdings auf, dass eine bisher kaum beachtete Fläche zwischen Brettbeekskoppeln und dem neuen Feuerwehrhaus auch in Betracht gezogen werden soll. „Würde dieses Baugebiet realisiert werden, hätte Jesteburg seinen dörflichen Charakter für immer verloren“, so Wagner.
„Im Gemeinderat scheint der Größenwahn um zu gehen, anders ist es nicht zu erklären, dass dieses städtebauliche Konzept Zustimmung bei CDU, SPD und Grüne findet“, so Frank Gerdes. Er ist Mitglied im Samtgemeinderat. „Allerdings verwundert es schon, dass sich die Bauwut dieser Damen und Herren, die mehrheitlich im Norden wohnen, einzig auf den Süden konzentriert. Unweigerlich fragt man sich doch, ob so für genügend Famila-Kundschaft gesorgt werden soll?“
Verärgert ist die FDP auch darüber, dass sich laut dem städtebaulichen Konzept das Thema „Sandbarg-Center“ erledigt hat. Schließlich sei eine Ausbreitung Jesteburgs in Richtung Norden laut Konzept unmöglich. Grund: „Die Bahnlinie und ein angebliches, aber in diesem Umfang nicht vorhandenes, Heide- und Naturschutzgebiet am Sandbarg“, so Gerdes. „Noch vor Kurzem erklärte Gemeindedirektor Hans-Heinrich Höper nach einem Gespräch mit den Sandbarg-Investoren das Projekt allerdings für machbar. Warum jetzt die Kehrtwende?“
Wie berichtet, planen Investoren auf dem Sandbarg-Areal unter anderem ein Kompetenzzentrum und mehr als 100 Wohneinheiten sowie einen Verbrauchermarkt.
• Übrigens: Das Konzept nennt auch eine Lösung für das drohende Verkehrsproblem. „Die Einwohner der Gemeinde haben die Möglichkeit, ihr Fahrzeug auf dem ausreichend dimensionierten Parkplatz des geplanten Lebensmittelmarktes abzustellen und von dort aus den Ortskern fußläufig innerhalb weniger Minuten zu erreichen.“
Das sind die möglichen Baugebiete
• Feldhöhe: Mit über zehn Hektar ist die Fläche an der Feldhöhe eine der größten Freiflächen in der Gemeinde. Derzeit wird sie landwirtschaftlich genutzt. Auf einer 4,5 Hektar großen Fläche im westlichen Teil des Gebietes wurde im Juni 2016 die Einleitung zum Verfahren zur 29. Änderung des Flächennutzungsplan beschlossen, um das Areal als Wohngebiet auszuweisen.
• Seevekamp: Die 14.800 Quadratmeter große Fläche am Seevekamp ist im Flächennutzungsplan bereits als Wohnbaufläche ausgewiesen und soll als Lückenschluss zur beidseitig angrenzenden Wohnbebauung dienen.
• Brettbeekskoppeln: Östlich der großräumigen Potenzialflächen im Bereich der Straße „Seevekamp“ weist die Siedlungsstruktur der Gemeinde Jesteburg zwei weitere Flächen auf, die für eine Wohnbebauung geeignet sind. „Brettbeekskoppeln-Ost“ wird derzeit planungsrechtlich für eine Wohnnutzung vorbereitet. Die südlich angrenzende Fläche könnte zukünftig als Lückenschluss zwischen der westlich angrenzenden Wohnbebauung und der auf der östlich angrenzenden Fläche angesiedelten Feuerwehr dienen.
• Reit- und Fahrverein Nordheide: Die Nutzung des Reit- und Fahrvereins Nordheide wird aufgrund des auslaufenden Vertrages im Jahr 2020 aufgegeben. Die Gemeinde Jesteburg plant dort Wohnbebauung, da sich der Standort aufgrund seiner Lage innerhalb des zentralen Siedlungsgefüges sowie in direkter Lage an den schulischen Einrichtungen für Wohnbebauung eignet.
• Nördlich des Friedhofs: Im Rahmen des Masterplans Ortsmitte der wurde die Fläche nördlich des Friedhofs im Ortskern der Gemeinde bau-planungsrechtlich für die Bebauung von drei Einzelhäusern vorbereitet. Da bereits ein Investor für die Fläche gefunden wurde, ist mittelfristig mit der Bebauung zu rechnen.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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