Nicht nur teuer, sondern auch noch falsch
"Müll-Postkarte": Landkreis verwendet veralteten Datensatz.
(mum). Die Reaktionen könnten kaum unterschiedlicher ausfallen: Für ein paar Leser scheint es offensichtlich kein Problem zu sein, dass der Landkreis Harburg 29.000 Euro für eine Postkarte ausgegeben hat, mit der lediglich darüber informiert wird, dass der Gebührenbescheid für Abfall erst Ende April statt Ende Januar zugestellt wird (das WOCHENBLATT berichtete).
"Wäre keine Info gekommen, wäre es auch wieder falsch. Ich finde Informieren immer gut. Viele rechnen mit dem Einzug und bevor ständig das Telefon klingelt ...", schreibt etwa Facebook-Userin Nadine Saba. Die meisten Leser sind jedoch entsetzt, wie leichtfertig, der Landkreis das Geld auf den Kopf haut. Elke Lohmann schreibt etwa: "Ich fand diese Postkarte völlig überflüssig. Man war ja mit dem Schreiben über die Einführung der Bio-Tonne und dann mit dem Hinweis, dass es auch erst ab April neue Müllabfuhr-Termine gibt, ausreichend informiert worden."
Tatsächlich dürfte der Ärger über die Aktion noch größer sein, wenn die Bürger erfahren, dass ein Teil der fast 80.000 Postkarten an die falsche Adresse gegangen ist. WOCHENBLATT-Leser Manfred Schumacher aus Winsen brachte dies ans Licht. Auch er bekam eine der Postkarten. "Verwundert war ich über den Adressaten, hierbei handelte es sich um meinen Schwiegervater der bis März 2012 Kunde der Abfallwirtschaft war. Wegen Umzug in ein anderes Bundesland wurde von ihm die Bereitstellung des Abfallbehälters gekündigt." Auf seine telefonische Reklamation sei Schumacher von einem Mitarbeiter der Abfallberatung mitgeteilt worden, "dass für die Adressen ein veralteter Datenbestand benutzt wurde und ich die Karte wegwerfen kann". Schuhmacher fragt nun zu recht: "Wenn es sich, wie Landkreissprecher Bernhard Frosdorfer sagt, um eine wichtige Information für die Gebührenzahler handelt, muss die Aktion nicht mit dem aktuellen und richtigen Daten wiederholt werden?"
So weit wird es zum Glück für die Steuerzahler nicht kommen. Wohl aber räumt Frosdorfer ein, dass dem Landkreis beim Export der Daten ein Fehler unterlaufen sei. Tatsächlich hätte man bei so genannten Zustellvertretern (das sind Personen, die die Post stellvertretend - etwa für die Eltern - bekommen) die ersten und nicht die aktuellen Daten gezogen. Wie viele Postkarten falsch verschickt worden sind, könne Frosdorfer nicht sagen. "Wir haben 6.000 Datensätze überprüft", so der Sprecher. "Da war die Fehlerquote gering." Ob das stimmt? Der Vater von Manfred Schumacher gehört zumindest nicht zu der Gruppe der Zustellvertreter. "Er war ein ganz gewöhnlicher Kunde, der gekündigt hat", so Schumacher.
Lesen Sie auch:
Auf ein Wort: 29.000 Euro verschwendet
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.