"Oertzen wird diffamiert!"
Nach dem Affront gegen den designierten Gemeindedirektor fordert die FDP eine Sondersitzung.
mum. Jesteburg. Obwohl Jesteburgs Kämmerer Henning Oertzen als sicherer Kandidat für den Posten des Gemeindedirektors galt und sich alle Parteien für ihn noch kurz zuvor im nicht-öffentlichen Verwaltungsausschuss ausgesprochen hatten, wurde seine Wahl auf Antrag der CDU-Fraktionsvorsitzenden Britta Witte überraschend von der Tagesordnung des Gemeinderats genommen (das WOCHENBLATT berichtete). SPD und Grüne unterstützten den Antrag. Eine glaubhafte Begründung gab es bislang nicht. Seitdem brodelt die Gerüchteküche.
"Ein Ratsherr aus der SPD telefoniert sich mittlerweile durch den Ort, um unseren designierten Gemeindedirektor mit nebulösen Andeutungen zu diffamieren", so FDP-Mann Frank Gerdes. "Das ist nicht nur schlechter Stil, sondern verletzt auch die Fürsorgepflicht, die der Gemeinderat gegenüber den Angestellten der Verwaltung empfinden sollte."
Laut Gerdes werde im Ort das Vorgehen von CDU, SPD und Grünen seit Tagen heftig diskutiert, auch in den sozialen Medien: "Von Verträgen ist die Rede, die Hennig Oertzen nicht unterschreiben wollte." Man höre von unnötigem Druck aus der Verwaltung und der Politik, der auf ihn ausgeübt worden sei. Und immer wieder werde in diesem Zusammenhang das Unternehmen Famila genannt. "Will das Unternehmen etwa nicht mehr den vollen Kaufpreis für das Schützenareal zahlen?" fragt Gerdes. Die FDP fordert nun: "Schluss mit den Hinterzimmergesprächen! Schluss mit den Unterstellungen! Die Fakten gehören auf den Tisch!" In einer Sondersitzung des Gemeinderates müssen nach Ansicht der Liberalen die Jesteburger offen und ehrlich informiert werden. Der Rat soll dafür seine Sommerpause unterbrechen und sich öffentlich erklären. Die nächste offizielle Gemeinderatssitzung findet erst Ende September statt.
"Die Vorgehensweise von CDU und SPD beschädigt unnötig unseren Kandidaten", so FDP-Ratsherr Philipp-Alexander Wagner. "Bisher sind mir keine Probleme bekannt, die wir nicht konstruktiv und ohne Beschädigung des Ansehens von Herrn Oertzen lösen könnten." Jetzt sei Transparenz gefordert, um Schaden von Jesteburg abzuwenden.
"Sollte es wirklich so sein, dass Famila nicht mehr den vollen Kaufpreis zahlen will, muss sich der Gemeinderat vom Kaufvertrag zurückziehen - zum Wohle des Ortes", so Gerdes. "Immerhin steht mit dem Sandbarg-Investor jemand bereit, der trotz allem die volle Summe für das Areal zahlen würde."
Famila-Sprecherin Bärbel Hammer machte deutlich, dass ihr Unternehmen den Vertrag erfüllen werde. "Obwohl wir 25 Prozent weniger Verkaufsfläche erhalten, zahlen wir den vereinbarten Preis." Laut WOCHENBLATT-Informationen ist dem Unternehmen die Fläche am Ortsausgang 3,35 Millionen Euro wert.
Henning Oertzen selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er befindet sich derzeit im Urlaub. Zuvor hatte er gesagt, dass er sich einen anderen Umgang gewünscht hätte. "Ich werde mir meine Gedanken machen."
Verwaltungschef Hans-Heinrich Höper, Oertzens Vorgänger als Gemeindedirektor und zugleich Vorgesetzter in der Samtgemeinde, kritisiert die Politik: "Richtig wäre gewesen, wenn man Henning Oertzen vorab informiert hätte."
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Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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