Zu viel für ein Ehrenamt - Hans-Heinrich Höper will nicht mehr Gemeindedirektor sein
mum. Jesteburg. Diese Nachricht kam für die Jesteburger Ratsmitglieder überraschend! „Ich werde mein Amt als ehrenamtlicher Gemeindedirektor spätestens im Herbst niederlegen“, so Hans-Heinrich Höper (59). Der Samtgemeinde-Bürgermeister - seit 2006 im Amt - gibt vor allem die Belastung als Grund für seine Entscheidung an. „Meine letzte Erkrankung hat mir gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn ich es jetzt nichts mache, wird sich mein Gesundheitszustand weiter verschlechtern und ich werde dienstunfähig werden, was erhebliche Auswirkungen auf meine hauptamtliche Tätigkeit als Samtgemeinde-Bürgermeister hätte“, räumte Höper mit ehrlichen Worten ein. Er wolle die Aufgaben in den letzten vier Jahren seiner Amtszeit gern erfüllen. „Dafür haben mich die Bürger der Samtgemeinde gewählt.“
Höper habe immer wieder darauf hingewiesen, dass das Amt des Gemeindedirektors eine ehrenamtliche Tätigkeit sei, für die es eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 150 Euro gibt und neben dem Hauptamt und nicht stattdessen geleistet werden soll. „Ein Verhältnis von 80 Prozent Hauptamt zu 20 Prozent Nebentätigkeiten dürfte akzeptabel sein“, so Höper. „Aktuell ist es aber so, dass das Verhältnis umgekehrt ist.“
Die Gemeinde Jesteburg fordere immer mehr Leistungen ein. Das hat Konsequenzen. „Ich werde dem Amt des Samtgemeinde-Bürgermeisters nicht mehr gerecht“, so Höper. „Das führte zur berechtigten Kritik aus der Samtgemeinde und den übrigen Mitgliedsgemeinden.“ Höper sehe bei der Gemeinde Jesteburg keine Tendenzen, dass sich die Entwicklung der letzten Monate umkehren lasse. „Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass wir in der Verwaltung aufgrund von langzeiterkrankten Mitarbeitern nicht alle Ansprüche und Aufgaben erfüllen können. Darauf haben einige Ratsmitglieder Rücksicht genommen, andere aber eben nicht.“ Höper spielt damit auf eine Flut von Anträgen an, deren Sinnhaftigkeit durchaus hinterfragt werden darf.
Höper machte zudem deutlich, dass niemand anderes aus der Verwaltung den Posten „nebenbei“ machen kann. „Da der Umfang der Aufgaben und die Ansprüche aus dem Rat enorm zugenommen haben, wird niemand aus dem Leitungspersonal der Samtgemeinde die Aufgabe in dem jetzigen Umfang übernehmen können“, so Höper. Die Fachbereichsleitungen seien alle vollständig ausgelastet und können keine zusätzlichen Aufgaben übernehmen. Höper will den Gremien einen Vorschlag unterbreiten, den der Rat schon im Sommer umsetzen kann. Da ohnehin ein neuer Mitarbeiter für den Fachbereich Bauen und Wohnen (siehe Kasten) gesucht wird, könnte die Ausschreibung gleich den Position des Gemeindedirektors einschließen. „Es macht Sinn, wenn der neue Direktor seinen Schwerpunkt in diesem Bereich hat“, so Höper.
Als Samtgemeinde-Bürgermeister habe Höper genügend Aufgaben zu erfüllen. „Wir müssen uns mit der Einführung der Ganztagsschulen intensiv befassen. Die Feuerwehren bedürfen unsere ganze Unterstützung, damit sie weiterhin ehrenamtlich geführt werden können. Das Feuerwehrgerätehaus in Bendestorf muss erweitert werden. Damit verbunden sind die Verlegung des Bauhofes in Bendestorf und die Prüfung der Zusammenlegung mit Jesteburg. Es müssen die finanziellen Herausforderungen zur Finanzierung der Kinderbetreuung angegangen werden. Eine der größten Herausforderungen steht uns mit der Digitalisierung der Verwaltungsleistungen noch bevor.“ Höpers Amtszeit läuft noch vier Jahre. „Ich möchte auch den Übergang vorbereiten. Mir ist klar, dass der Prozess zur Nachfolge spätestens in zwei Jahren beginnt.“
Mehr Verantwortung für Carmen Eggers
Jesteburg ordnet seine Fachbereiche neu / Henning Oertzen übernimmt Wirtschaft und Kultur
Der Verzicht von Hans-Heinrich Höper auf den Posten des Gemeindedirektors ist nicht die einzige Veränderung in der Verwaltung. Auch bei den Fachbereichen wird es gravierende Änderungen geben. Der Fachbereich II ist am stärksten betroffen. Nachdem Fachbereichsleiter Holger Schölzel nach sieben Jahren Jesteburg bereits 2015 in Richtung Winsener Kreishaus verlasen hatte, gelang es nicht, die Abteilung in ruhiges Fahrwasser zu führen. Dazu trug auch bei, dass Schölzes Nachfolgerin, Melanie Ritter, sehr lange krankheitsbedingt ausfiel. Ritter, die bis zu ihrer Ernennung für die SPD im Gemeinderat saß, bekam den Job ohnehin nur, weil zwei Top-Kandidaten ihre Bewerbung nach der entscheidenden Vorstellung vor dem Samtgemeinderat wieder zurückgezogen hatten. Ritter, die schon seit Herbst nicht mehr im Dienst war, hat Jesteburg zum 1. April verlassen. Auf Vorschlag Höpers hat der Samtgemeinderat die Stelle intern mit Carmen Eggers besetzt. „Sie ist schon sehr lange bei uns im Haus und war unter anderem Gemeindedirektorin in Bendestorf“, so Höper. Zudem habe sie Holger Schölzel vertreten. Eine Ausschreibung sei nicht zwingend erforderlich gewesen. Weil zudem eine Mitarbeiterin dieses Fachbereichs Jesteburg aus persönlichen Gründen verlässt, möchte Höper zwei neue Mitarbeiterinnen einstellen.
Dem Fachbereich II sind unter anderem die etwa 90 Beschäftigten der öffentlichen Einrichtungen (Kitas, Schulen, Freibad und Bücherei) unterstellt. In das Aufgabengebiet fallen Kinderbetreuung, Wahlen, Brandschutz, Schule, ÖPNV, Freibad, Bürgerbüro mit Standesamt und Ordnung.
• Um einen wesentlichen Aufgabenbereich muss sich Carmen Eggers künftig nicht mehr kümmern: Die Themen Wirtschaft, Tourismus und Kultur übernimmt Henning Oertzen. Der Leiter des Fachbereichs I (Finanzen und Organisation / Steuerung und Controlling) wird laut Höper vor allem einen Blick auf die wirtschaftliche Ausrichtung der Tourist-Info haben. Allerdings wird sich Oertzen auch die vielfältigen - meist finanziellen - Wünsche der zahlreichen Kulturtreibenden der selbsternannten Kulturmetropole anhören müssen.
• Thomas Burmester, Leiter des Fachbereichs III (Bauen und Wohnen), soll nach Höpers Wünschen Verstärkung bekommen. Eine neue Stelle sei vorgesehen.
„Die Anzahl der zu bearbeitenden Bebauungspläne hat extrem zugenommen“, sagt der Verwaltungschef. Wie berichtet, wurde Jesteburg zudem in das Programm Städtebauförderung aufgenommen. In den kommenden acht bis zehn Jahren könnten rund sechs Millionen Euro für öffentliche und private Projekte umgesetzt werden. Diese zusätzlichen Aufgaben müssen laut Hans-Heinrich Höper von Burmester und seinem Team geleistet werden.
"Es ist kein Geheimnis, dass der Krankenstand bei uns im Rathaus - aber auch im Bereich der Kindertagesstätten - sehr hoch ist", so Höper. In vielen Fällen würden die Mitarbeiter langfristig ausfallen. Der Samtgemeinde-Bürgermeister hofft, die Belastung seiner Mitarbeiter reduzieren zu können.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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