Verkauf ist nicht beabsichtigt
Dem Landkreis Stade gehört eine Windmühle im Alten Land
Was viele wohl gar nicht wissen: Der Landkreis Stade ist Eigentümer einer Windmühle. Er erwarb bereits vor mehr als 40 Jahren die Mühle "Aurora" in Jork-Borstel. In der Mühle wird ein Restaurant betrieben. Aber das jetzige Pächter-Ehepaar hat nun den seit 2011 bestehenden Pachtvertrag gekündigt und stellt Ende Oktober den Gastronomiebetrieb ein. Ein Verkauf der Mühle zum Ende des Jahres wäre daher möglich. Doch der Landkreis will gar nicht verkaufen, obwohl schon jetzt feststeht, dass die "Aurora" die Kreiskasse im kommenden Jahr zusätzlich belasten wird. Auf WOCHENBLATT-Anfrage erklärte Kreisbaurätin Madeleine Pönitz: "Es gibt aktuell keine Verkaufsabsichten, weil eine weitere Verpachtung angestrebt wird."
Der Landkreis plant 2024 umfassende Sanierungsmaßnahmen. Dabei geht es vor allem darum, die Standfestigkeit der 1856 errichteten Galerie-Holländermühle zu sichern. Die Mühle ist wie in den alten Elbdeich hineingebaut. Dieser sackt noch immer ab, sodass es auch bei der Mühle zu leichten, einseitigen Absackungen kommt. Das hat negative Auswirkungen auf die Stabilität des gesamten Gebäudes. Daher müssen die Fundamente gesichert werden, indem darunter Querpfähle angebracht werden.
Kosten für Sanierung stehen noch nicht fest
"Noch ist die Standsicherheit der Mühle nicht gefährdet", sagt Pönitz. Um aber weitere bzw. irreparable Schäden - wie etwa Risse oder Verschiebungen am Mühlenkopf - zu vermeiden, müsse eine Sanierung erfolgen. Es sei ohnehin klar gewesen, dass eine solche Maßnahme in absehbarer Zeit ansteht. Nach der eingegangenen Kündigung habe sich der Landkreis jetzt entschlossen, mit den Sanierungsarbeiten gleich Anfang 2024 zu beginnen. Zu den Kosten kann Pönitz derzeit nichts sagen: Die Optionen zur Verstärkung des Fundaments und die daraus resultierenden Kosten werden aktuell geprüft.
Nach Abschluss der Arbeiten will der Landkreis die Mühle wieder an einen Gastronomen verpachten. Überlegungen zu anderweitigen Nutzungen seien bisher kein Thema gewesen - ebenso wenig wie ein Verkauf. Die Kreisbaurätin schätzt die Verkaufschancen eher schlecht ein: "Es handelt sich um ein sehr spezielles Objekt, für das sich sicher nicht ohne Weiteres ein Käufer finden lässt."
Offensichtlich hat sich der Landkreis deswegen auch noch keine Gedanken über den Gebäudewert der Mühle gemacht. "Eine solide Einschätzung zu einem realistischen Marktwert können wir kurzfristig nicht leisten", antwortete Pönitz auf die Frage nach dem aktuellen Wert.
Mühle wurde nach einer Gräfin benannt
Benannt ist die Borsteler Mühle nach der Gräfin Aurora von Königsmarck (1662 - 1728). Die schwedische Adlige verbrachte ihre Kindheit im Schloss Agathenburg und bereiste später die Königs- und Fürstenhöfe Europas. Für einige Zeit war Aurora die Mätresse des sächsischen Kurfürsten August des Starken. Ihre letzten Jahre verbrachte sich als Pröpstin im Damenstift Quedlinburg.
Den damals existierenden Vorgängerbau, eine Bockwindmühle, erwarb im Jahr 1672 Auroras Onkel. Nach dessen Tod 1688 haben Aurora und ihre beiden Geschwister die Mühle geerbt. Als Auroras Schwester 1740 verstarb, erwarb Georg II., der in Personalunion Kurfürst von Hannover und König von England war, die Agthenburger Besitzungen der Familie Königsmarck mitsamt der Mühle, die verpachtet wurde.
Die Mühle, die 1856 durch den heutigen Bau ersetzt wurde, wechselte mehrfach den Besitzer. Im Jahre 1961 erfolgte die endgültige Stilllegung. 20 Jahre kaufte der Landkreis die Mühle dem letzten Müller ab und sanierte sie anschließend.
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