Heinrich Lücken mit Abschlusszeugnis verabschiedet
Der "beste Rektor der Welt" ist im Ruhestand
lt. Jork. Abgehen ohne Zeugnis geht nicht - das haben sich auch die Schüler der Grundschule "Am Westerminnerweg" in Jork gedacht und Heinrich Lücken (64), dem in ihren Augen "besten Rektor der Welt", zum Abschied in den Ruhestand ein richtiges Abschlusszeugnis ausgestellt - und ihn darin herzerfrischend ehrlich benotet.
So erhält Lücken zum Beispiel im Fach "Pünktlichkeit" nur eine 4. Er muss zugeben, dass er sich tatsächlich oft zu seinem Sportunterricht verspätet hat und die Schüler dann vor der verschlossenen Halle warten mussten.
Als Schulleiter habe man eben viel um die Ohren, sagt Lücken. Und für den Job im Ganzen haben ihn seine Schüler zu seiner Erleichterung mit der Bestnote ausgezeichnet. Auch in puncto Humor, Freundlichkeit und Moderation konnte er überzeugen. Sein Styling finden die Schüler dagegen nur befriedigend.
In ihren Augen hat Heinrich Lücken aber immer eine Antwort parat gehabt, konnte die Schüler zum Lachen bringen, war fair und hilfsbereit und konnte mit seiner lauten Stimme jede Veranstaltung souverän leiten. Negativ aufgefallen ist ansonsten bloß noch, dass er manchmal zu schnell Auto gefahren ist. Und er hätte sich noch mehr bei der Schülervertretung engagieren können.
Das sieht Heinrich Lücken genauso. Ihm sei immer sehr wichtig gewesen, dass die Schüler an allen Entscheidungen rund um die Schule beteiligt werden und mitreden dürfen. Regelmäßig hat er deshalb mit den Schülervertretern aus den Klassen eine "Dienstbesprechung" am großen Tisch geleitet, um zu erfahren, was den Kindern auf dem Herzen liegt und ihre Meinung zu hören. "Diese Treffen hätten noch öfter stattfinden müssen", sagt Heinrich Lücken rückblickend.
Seinem Nachfolger Marcel Twedorf, der zuletzt Konrektor war, gibt er deshalb mit auf den Weg, bei allen Entscheidungen die Kinder immer an die erste Stelle zu setzen. "Bei allem was man tut, sollte man immer überlegen, ob es den Kindern zugutekommt", sagt Lücken. Außerdem sollte man authentisch und ehrlich bleiben.
Seine Zeit in Jork werde ihm immer in guter Erinnerung bleiben, nicht zuletzt auch, weil das Miteinander und die Zusammenarbeit im Kollegium hervorragend gewesen seien. Die Identifikation mit der Schule sei sehr groß, so Lücken.
Eine Sache möchte er gern allen "Nicht-Lehrern" mit auf den Weg geben: "Schulschluss ist für uns nicht gleichbedeutend mit Feierabend und Ferien nicht gleichbedeutend mit Urlaub." Als Lehrer habe man eigentlich nie Feierabend. Was viele nicht sehen, sind die Vor- und Nachbereitungszeiten für den Unterricht und die Auseinandersetzung mit Lernstoff, Schülern und Eltern auch nachdem die Schulglocke um 13.20 Uhr zum Schulschluss geklingelt hat.
Im Ruhestand möchte sich Heinrich Lücken erstmal wieder mehr um sich kümmern. Aber auch rund um Haus und Garten in Stade gebe es einiges zu tun, sagt der Vater zweier erwachsener Töchter, von denen eine gerade ihr Referendariat macht. Außerdem möchte er sich seinen beiden liebsten Hobbys widmen: Kochen und Fotografieren.
Langer Weg zum Traumjob
Bevor Heinrich Lücken im Februar 2006 das Amt des Schulleiters an der Grundschule Am Westerminnerweg in Jork übernahm, hatte er bereits einige Stationen hinter sich. Nach seinem Lehramtsstudium in Bremen (Englisch, Sport und Gemeinschaftskunde) und seinem Referendariat war er erstmal ein Jahr arbeitslos und schlug sich als Nachhilfelehrer in einem Jugendheim in Hollenstedt durch, wo er schließlich als Erzieher eingestellt wurde und viele Nachtschichten absolvieren musste. Lücken, der aus Frelsdorf bei Beverstedt stammt, hätte auch eine landwirtschaftliche Karriere einschlagen können, doch Lehrer war sein Traumjob. Zunächst arbeitete er aber noch als Sozialpädagoge in einem Jugendheim in Bremen und wechselte dann als Pädagogischer Leiter an die Tagesbildungsstätte der Lebenshilfe in Stade. 1999 wurde er endlich als Lehrer und dann als Schulleiter im Schulzentrum Oldendorf tätig.
Redakteur:Lena Stehr |
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