Statement von Stephan Weil zum Thema Wolf
Schafe im Raum Neu Wulmstorf gerissen

Im Landkreis Harburg leben viele Wölfe | Foto: DJV Rolfes
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Die Rückkehr der Wölfe in den Landkreis Harburg bleibt ein kontroverses Thema – insbesondere für Nutztierhalter. Bereits in den ersten Wochen des Jahres kam es zu zwei Wolfsübergriffen auf Schafe. Während sich der erste Vorfall in der Nähe von Moisburg ereignete, wo ein einzelnes Schaf gerissen wurde, hatte der zweite Angriff am 3. Februar in der Umgebung von Neu Wulmstorf deutlich schwerwiegendere Folgen: Vier Schafe wurden getötet, sechs weitere schwer verletzt.

Hohe Wolfsdichte erfordert effektives Monitoring
Laut der Jägerschaft Landkreis Harburg ist die Wolfsdichte in Niedersachsen – und insbesondere im Landkreis Harburg – hoch. Daher müsse jederzeit mit Sichtungen oder Angriffen gerechnet werden. Gerade im Bereich Neu Wulmstorf und Schwiederstorf habe es seit Jahresbeginn wiederholt Meldungen über Wolfsbeobachtungen gegeben.

Trotz Schutzmaßnahmen durch Zäune oder Herdenschutzhunde bleibe ein 100-prozentiger Schutz gegen Wolfsangriffe schwierig, wie der jüngste Vorfall zeige. Die Grundsicherung beim Herdenschutz sei leider keine Garantie dafür, dass Übergriffe verhindert werden können, erklärt die Jägerschaft.

Bürgerbeteiligung beim Wolfsmonitoring erwünscht
Ein verlässliches Monitoring der Wolfspopulation ist entscheidend, um Bestände realistisch einzuschätzen und mögliche Schutzmaßnahmen anzupassen. Hierbei setzt das Wolfsmanagement auch auf die Unterstützung der Bevölkerung. Beobachtungen und Vorfälle sollten daher an das offizielle Wolfsmonitoring gemeldet werden (www.wolfsmonitoring.com), um eine möglichst genaue Datenerfassung zu gewährleisten.

Für Notfälle bei Weidetier-Rissen steht zudem eine Notfallnummer zur Verfügung: 0511-36651500.


Neue Pauschalprämien für Weidetierhalter 

Wie kann ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben von Weidetierhaltern und Wolf funktionieren? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Dialogforums „Weidetierhaltung und Wolf“, das auf Initiative von Umweltminister Christian Meyer und Agrarministerin Miriam Staudte regelmäßig tagt. Gemeinsam mit Naturschutz-, Landwirtschafts- und Schafzuchtverbänden wurde in dieser Woche ein neues Maßnahmenpaket beschlossen, das Förderungen für Weidetierhalter erleichtert und erhöht. Ziel der neuen Regelungen ist es, Herdenschutzmaßnahmen unbürokratischer und effektiver zu gestalten, insbesondere für Schaf- und Ziegenhalter sowie Deichschäfer. Im Fokus stehen dabei die Richtlinie Wolf, die finanzielle Entlastungen für von Wolfsrissen betroffene Tierhalter vorsieht, sowie die Richtlinie SchaNa, die gezielt die Schaf- und Ziegenhaltung für Naturschutzzwecke unterstützt. Das Land stellt dazu insgesamt neun Millionen Euro bereit.

Neue Prämienregelung
Statt wie bisher nur für Zäune gibt es nun eine jährliche Pauschale pro Hektar:

  • 325 Euro pro Hektar für beweidete Deichflächen
  • 260 Euro pro Hektar für Flächen im Binnenland
  • Umgerechnet bedeutet das rund 40 Euro pro Tier im Binnenland und 50 Euro pro Tier an Deichen

Voraussetzung für die Förderung: Ein nachgewiesener wolfsabweisender Grundschutz. Anträge können ab April 2025 gestellt werden, die Auszahlung erfolgt rückwirkend. Auch Rinder- und Pferdezüchter profitieren von den neuen Regelungen:

  • Bei Wolfsrissen steigt die Maximalentschädigung von 5.000 auf 10.000 Euro
  • Förderung für höhere Zäune wird erleichtert: Nun genügt es, wenn innerhalb eines Jahres zwei Wolfsrisse in einem bestimmten Umkreis vorkommen
  • Das Land übernimmt 80 Prozent der Zaun-Investitionskosten

Akzeptanz und Kritik
Der Schafzuchtverband Niedersachsen begrüßt die Förderung, hätte sich jedoch eine direkte Kopfprämie pro Tier gewünscht. Auch der BUND sieht die Unterstützung als wichtigen Schritt für den Schutz von Nutztieren, fordert jedoch eine vollständige Übernahme der Zaunkosten für Rinder- und Pferdehalter.

Die Förderung läuft zunächst für fünf Jahre. Anträge können nach Überprüfung durch die EU bereits in diesem Jahr gestellt werden.

Aktuelles Statement von Ministerpräsident Stephan Weil zum Thema Wolf:

„Für Niedersachsen ist der Wolf ein besonderes Thema, denn mit mehr als 500 Tieren und mehr als 50 Rudeln ist Niedersachsen offenkundig überlastet. Viele Menschen haben wenig Verständnis dafür, dass die Absenkung des Schutzstatus so lange auf sich warten lässt. Mit der zuständigen Kommissarin für Umwelt, Jessika Roswall, habe ich heute das weitere Vorgehen der Europäischen Kommission in dieser Sache erörtert. Ziel muss es doch sein, den betroffenen Mitgliedstaaten möglichst rasch ein rechtssicheres regionales Bestandsmanagement zu ermöglichen.
Mit der Änderung der Berner Konvention haben wir einen Durchbruch erzielt. Es geht also nicht mehr darum, ob der Schutzstatus gesenkt wird, sondern um das Wann und Wie der Regulierung. Zwar konnte mir die Kommissarin keinen konkreten Zeitpunkt nennen, wann das europäische Recht geändert sein wird. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass die Kommission den Weg dorthin beschleunigen will. Ich begrüße es außerordentlich, dass sich die Kommission parallel zu dem laufenden Verfahren vorbereitet.“

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil | Foto: Henning Scheffen
  • Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil
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Im Landkreis Harburg leben viele Wölfe | Foto: DJV Rolfes
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil | Foto: Henning Scheffen