Landtagsabgeordneter wandert nach Kanada aus
Bernd Althusmann legt sein Landtagsmandat nieder
Der CDU-Landtagsabgeordnete Bernd Althusmann wird voraussichtlich im November die Leitung des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ottawa übernehmen. Mit seinem Wechsel nach Kanada wird das Ausscheiden des langjährigen CDU-Abgeordneten aus dem Niedersächsischen Landtag verbunden sein.
Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Sebastian Lechner MdL, zugleich auch Landesvorsitzender der CDU in Niedersachsen, bedauert das Ausscheiden Althusmanns, zeigt aber auch Verständnis für dessen Vorhaben, sich nochmal neuen Aufgaben zu stellen: „Seit über 20 Jahren hat Bernd Althusmann die Politik Niedersachsens und Deutschlands mitgeprägt. Ob als Wahlkreisabgeordneter, als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion, als Staatssekretär oder als Kultusminister und Wirtschaftsminister Niedersachsens. Bernd Althusmann hat mit seinem unermüdlichen Einsatz, seiner Weitsicht und seinem Augenmaß für Niedersachsen und Deutschland sehr viel erreicht und unserem Land vorbildlich gedient! Die CDU-Landtagsfraktion wird einen über Parteigrenzen hinweg hochgeschätzten und sehr erfahrenen Mitstreiter verlieren. Er wird uns allen sehr fehlen,“ so Lechner.
„Auf der anderen Seite kann ich sehr gut verstehen, dass Bernd Althusmann nochmal eine neue Herausforderung sucht. Für die künftige Aufgabe bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kanada wünschen wir Bernd Althusmann viel Erfolg und Freude bei der Arbeit. Die Adenauer-Stiftung kann sich freuen, einen so versierten Chef für die Auslandsvertretung in Kanada gewonnen zu haben,“ so Lechner abschließend.
Das Ausscheiden aus dem Landtag wird erst in ein paar Wochen erfolgen. Die CDU-Landtagsfraktion und die CDU Niedersachsen werden Bernd Althusmann dann noch entsprechend würdigen und verabschieden.
Mehr zum Thema lesen Sie in der kommenden Woche.
Statement von Bernd Althusmann
Liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde,
mit großer Leidenschaft war ich in den letzten über 20 Jahren Abgeordneter, Minister oder CDU- Landesvorsitzender und bin zutiefst dankbar für all die Möglichkeiten der politischen Gestaltung, die ich bisher hatte. Das waren großartige Jahre, gerade mit David McAllister und Christian WulJ als Ministerpräsidenten. Mit beiden verbindet mich bis heute eine nicht nur parteipolitische Freundschaft, sondern einfach deutlich mehr. Die von Ministerpräsident Weil und mir dann gemeinsam erfolgreich fünf Jahre lang geführte Große Koalition hat Niedersachsen 2017-2022 durch manchen Sturm und manche Krise sicher, erfolgreich und umsichtig geführt. Meine CDU-Minister-Kollegen und die damalige CDU-Landtagsfraktion hatten daran einen maßgeblichen Anteil. Die heutige CDU-Landtagsfraktion hat sich geordnet und erfolgreich in der neuen Wahlperiode mit Sebastian Lechner und Carina Herrmann an der Spitze sowie vielen weiteren neuen Talenten sehr gut neu aufgestellt. Das ist mehr als erfreulich und ich bin
auch dort dankbar für das sehr gute und freundschaftliche Miteinander.
Von Zeit zu Zeit aber braucht es ein persönliches Innehalten und eine gut abgewogene Entscheidung über den eigenen künftigen Weg. Sobald alle notwendigen Voraussetzungen vorliegen und ebenso alle familiären
Vorbereitungen abgeschlossen sind, werde ich voraussichtlich Anfang November 2024 für die Konrad-Adenauer-Stiftung erneut ins Ausland, in diesem Fall nach Kanada gehen, und die Leitung des dortigen Büros in Ottawa übernehmen. Darauf freue ich mich sehr, denn mein innerer Antrieb, neben meiner Leidenschaft für die Politik in Niedersachsen, war immer meine Leidenschaft, immer wieder über den eigenen Tellerrand und
Wirkungskreis hinauszuschauen. Das ist so bis heute und dies hat mich bisher mein Leben lang begeistert und angetrieben. Viele kennen mein Lebensmotto „Umwege erhöhen die Orientierung“. Spätestens seit unserem fast dreijährigen Aufenthalt als Familie im südlichen Afrika habe ich diesen Wunsch bei mir selbst gespürt. Für manchen Teilnehmer bei meinen Delegationsreisen als Wirtschaftsminister ins Ausland war es oft genug spürbar und erkennbar.
Natürlich fällt mir dieser freiwillige Schritt nicht leicht und ich habe ihn mir reiflich überlegt. Ich war immer aus innerer Überzeugung heraus Abgeordneter und für die Menschen meines Wahlkreises direkt ansprechbar. Für mich steht aber inzwischen fest, dass ich aus der eigenen Komfortzone heraus muss und wieder Neues wagen möchte. Natürlich hätte ich die mir angebotene Kandidatur für den Deutschen Bundestag annehmen können. Das hatten viele erwartet und ich habe darüber sehr ernsthaft nachgedacht, aber es letztlich verworfen.
Für die Bürgerinnen und Bürger meines zweimal direkt gewonnen Wahlkreises Seevetal-Rosengarten-Neu Wulmstorf habe ich mich in den letzten Jahren zusammen mit meinen Mitarbeitern im Wahlkreisbüro mit ganzer Kraft eingesetzt, die Interessen in Hannover mit vollem Einsatz vertreten. Die guten Gespräche vor Ort werden mir sicher fehlen, denn ich bin nun einmal mit ‚heißem Herzen‘ ein Niedersachse, sogar gebürtig. Ich mag die Ecken und Kanten der Niedersachsen, ich mag Land und Leute. Wir sind sturmfest und
krisenfest. Aber auch hier muss man loslassen. Mein Mandat im Landkreis Harburg werde ich zunächst mit gewohntem Einsatz fortführen und rechtzeitig vor Übernahme meiner neuen Aufgaben zurückgeben. Von meinen Parteifreunden vor Ort wurde ich vorbildlich in den zurückliegenden Jahren und in zwei Wahlkämpfen vor Ort tatkräftig unterstützt, getragen und sicher hier und da auch mal ertragen. Dafür bin ich zutiefst dankbar. Wer mich aber ein wenig kennt, der weiß, dass ich meine Tätigkeit als Abgeordneter, zweimal als Minister, als Staatssekretär oder Parlamentarischer Geschäftsführer in über 20 Jahren im Parlament immer sehr ernst genommen und das jeweilige Amt engagiert bis zum Schluss ausgeführt habe.
Das galt für meine sechsjährige Mitgliedschaft im Präsidium der CDU Deutschlands genauso wie für die 6 Jahre als Landesvorsitzender des zweitgrößten Landesverbandes der CDU in Niedersachsen. Das gilt auch jetzt. Beim tiefen Hineinhorchen, was mich begeistert, mir Freude und Zufriedenheit bereitet, ist mir deutlich geworden, dass ich für die kommenden Jahre noch einmal etwas Neues wagen, meiner Neugier für andere Länder, andere gesellschaftliche Entwicklungen nachgehen möchte. Das schärft den Blick und verschafft Klarheit und Überblick. Nichts ist schlimmer, als aus Gewohnheit im Bekannten zu verharren.
Meine Interessen sind inzwischen stark von internationalen Themen bestimmt. Meine vielfältigen Erfahrungen der letzten Jahre auf unterschiedlichsten politischen Ebenen kann ich in meinem neuen Aufgabenfeld voll einbringen. Die Rolle Kanadas als G7- Industrieland und Partner im Nordatlantischen Bündnis ist von hoher Bedeutung für Europa. Blicke ich also persönlich zurück, habe ich nahezu alles in über 20 Jahren Parlamentszugehörigkeit in Niedersachsen erreicht. Nur das Amt des Ministerpräsidenten blieb mir verwehrt. Ich war kommunalpolitisch, landespolitisch und auch bundesparteipolitisch über viele Jahre mit vollem Einsatz unterwegs, damit es für die Menschen in unserem Land ein Stück weit besser wird. Ich bitte dennoch Euch alle und so auch meine Wählerinnen und Wähler und die Bürger meines Wahlkreises um Verständnis für diese sehr persönliche Entscheidung.
Blicke ich heute persönlich nach vorn, schaue ich mit Spannung, Neugier und Freude
auf neue Herausforderungen und neue Wege.
Vielen Dank für alles!
Euer Bernd Althusmann
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