Niedersächsische Kriminalitätsstatistik 2024
Weniger Straftaten, aber mehr häusliche Gewalt

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Die niedersächsische Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2024 zeigt eine positive Entwicklung: Weniger Straftaten, eine sinkende Kriminalitätsbelastung und eine steigende Aufklärungsquote. Gleichzeitig gibt es weiterhin besorgniserregende Trends, insbesondere bei häuslicher Gewalt und Messerangriffen.

Laut Innenministerin Daniela Behrens (SPD) ist Niedersachsen auf einem guten Weg: Die polizeilich registrierten Straftaten gingen um 4,33 Prozent zurück, die Aufklärungsquote stieg hingegen auf 62,77 Prozent und nahm damit im Vergleich zu den Vorjahren leicht zu. Die sogenannte Häufigkeitszahl, die die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner angibt, liegt nun bei 6.485 und damit unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre.

Innenministerin Daniela Behrens (SPD) | Foto: tp
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Ein entscheidender Faktor für den Rückgang ist die Abnahme bei Diebstahlsdelikten, Vermögens- und Fälschungsdelikten sowie Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Auch die Teillegalisierung von Cannabis hat dazu beigetragen, dass die Zahl der Rauschgiftdelikte zurückging.

Häusliche Gewalt nimmt weiter zu
Ein besorgniserregender Trend zeigt sich jedoch bei häuslicher Gewalt. Die Polizei registrierte 32.545 Fälle – ein Anstieg um 8,94 Prozent im Vergleich zu 2023. Besonders Körperverletzungsdelikte und Bedrohungen sind für den Anstieg verantwortlich.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden Maßnahmen verstärkt, darunter eine verbesserte Risikoanalyse, präventive Platzverweise für Täter und die Möglichkeit, in Hochrisikofällen elektronische Fußfesseln anzuordnen. Innenministerin Behrens betont: „Gewalt in den eigenen vier Wänden ist keine Privatsache – es sind Straftaten, gegen die der Staat entschieden vorgehen muss!“

Jugendkriminalität geht zurück
Erfreulich ist der Rückgang der Kriminalität unter jungen Menschen. Die Zahl der unter 21-Jährigen, die als Tatverdächtige ermittelt wurden, sank von 68.874 (2023) auf 62.734 Fälle – zum Vergleich: der Höchstwert des Zehnjahresvergleichs liegt im Jahr 2015 bei 72.005 Fällen. Besonders bei den "jugendtypischen" Delikten wie Diebstahl, Sachbeschädigung und Raub sind deutliche Rückgänge zu verzeichnen.

Einzig im Bereich der Körperverletzungsdelikte gibt es weiterhin einen Anstieg, auch wenn sich der ansteigende Trend im Vergleich zu den Vorjahren abschwächt. Ministerin Behrens betont die Bedeutung von Prävention und früher Intervention, um Jugendliche von kriminellen Laufbahnen abzuhalten. Es sei ein gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Messerangriffe weiterhin auf hohem Niveau
Die Zahl der Messerangriffe blieb mit 3.055 Fällen nahezu unverändert (+0,23 Prozent). Besonders alarmierend: Elf von 18 tödlichen Messerangriffen standen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Um Messergewalt einzudämmen, wurden bereits Waffenverbotszonen in Hannover, Braunschweig, Osnabrück und Wolfsburg eingerichtet. Zudem plant das Landeskriminalamt Niedersachsen ein Forschungsprojekt, um Ursachen und Präventionsansätze besser zu analysieren.

Rückgang bei Kindesmissbrauchs-Delikten
Die Zahl der Kinderpornografie-Fälle sank um 18,69 Prozent. Experten führen dies auf bessere polizeiliche Ermittlungen und eine gestiegene gesellschaftliche Sensibilisierung zurück. Allerdings wurden mehr Fälle von Jugendpornografie registriert, was auf einen anhaltenden Missbrauch digitaler Plattformen hindeutet.

Cannabis-Legalisierung senkt Fallzahlen – aber fördert Schwarzmarkt
Die Teillegalisierung von Cannabis hat zu einem Rückgang der Cannabisdelikte um über 50 Prozent geführt. Gleichzeitig warnen Experten, dass der illegale Handel weiterhin floriert, da die Nachfrage durch Eigenanbau und Anbau-Vereinigungen nicht gedeckt werden kann. Kriminelle Strukturen bleiben aktiv, da sie weiterhin hohe Gewinne erzielen.

Cyberkriminalität nimmt zu
Ein neues Thema in der Statistik ist die Zunahme von Auslandstaten, insbesondere durch Internet-Betrug. 2024 wurden 65.233 Fälle solcher Delikte registriert, ein Großteil davon im Bereich Vermögens- und Fälschungsdelikte. Die Polizei will verstärkt auf digitale Ermittlungsansätze setzen.

Niedersachsen bleibt sicher – aber es gibt Herausforderungen

Innenministerin Behrens sieht Niedersachsen trotz positiver Trends weiterhin vor Herausforderungen: „Auch wenn die Kriminalitätsbelastung sinkt, dürfen wir nicht nachlassen. Besonders häusliche Gewalt und Messerangriffe müssen entschieden bekämpft werden.“ Die Polizei setzt dabei verstärkt auf Prävention, Digitalisierung und gezielte Maßnahmen, um Sicherheit und Aufklärung weiter zu verbessern.

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