Schlechtes Timing oder miese Absprache?
Bahnbrücke gesperrt, Bahnhofsfahrstuhl nicht nutzbar

Barbara Wülfken und Taxifahrer Anwar Ishaq ärgern sich über die Fahrstuhl-Baustelle am Buchholzer Bahnhof | Foto: bim
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bim. Buchholz. Als wäre die Sperrung der Brücke über die Bahnstrecke Bremen-Hamburg im Zuge der Soltauer Straße in Buchholz mit den damit verbundenen Einschränkungen im Busverkehr bis Anfang September nicht schon schlimm genug: Ausgerechnet in dieser Zeit ist auch noch der Fahrstuhl von und zu Gleis 1 und 11 im Buchholzer Bahnhof seit vielen Wochen nicht nutzbar. "Ich fühle mich aus der Innenstadt ausgesperrt", sagt Barbara Wülfken. Sie sitzt im Rollstuhl und hat größte Probleme, in die Buchholzer Innenstadt und zurück zu kommen. Lange Wege und Steigungen muss sie zurücklegen. Wenn sie auch noch mit Einkäufen bepackt ist, ist das für sie - trotz Elektroantrieb am Rollstuhl - ein unmögliches Unterfangen.
Sperrung hat Auswirkungen
auf den Busverkehr

Die Sperrung der Ortsdurchfahrt hat auch Auswirkungen auf den Busverkehr. Für die Linien 4103 (Holm-Seppensen Süd) und 4101 (Richtung Friedhof Seppensen), die sonst die Canteleubrücke überqueren, ist in den Sommerferien Start- und Endpunkt die Haltestelle Am Thing im südlichen Teil der Soltauer Straße. Von dort müssen die Busgäste zu Fuß weiter in Richtung Innenstadt/Bahnhof. Wegen der Umleitungsverkehre fahren die Busse zudem häufiger mit Verspätung.
Barbara Wülfken nutzt den Fahrstuhl von Gleis 1 neben dem Bahnhofsvorplatz unter anderem, um von dort über die Wohlaubrücke in die Innenstadt zu kommen. Das ist derzeit nicht möglich. "Wenn ich die Buslinie 4101 zum Bahnhof nehme, komme ich von hier aus nicht weiter", sagt sie. Über den Einstieg an der Brückenunterführung komme sie zwar südlich von Famila raus. "Das nützt mir aber nichts, wenn ich nach Hause zum Reiherstieg will. Dann muss ich wieder zum Bahnhof."
Züge werden bei
Bedarf umgeleitet

Außerdem würde Barbara Wülfken die schönen Sommertage gerne für längere Touren nutzen. "Vom Gleis 1 komme ich noch nach Hamburg. Ich habe beim Metronom angerufen. Wenn ich von hier nach Bremen fahren möchte und rechtzeitig Bescheid sage, leiten sie den Zug von Hamburg aus um, sodass ich von Gleis 1 einsteigen kann", berichtet sie. Das Problem: Auch der Fahrstuhl zu Gleis 3 und 6 war mindestens von Mittwoch bis Freitag außer Betrieb.
Über die Straßensperrung und den Ausfall des Fahrstuhls ärgert sich auch Taxifahrer Anwar Ishaq, der die Aufzugbaustelle die ganze Zeit beobachtet hat. Vor fünf Wochen hätten Arbeiten am Aufzug stattgefunden. "Seitdem tut sich nichts auf der Baustelle. Die Leute brauchen doch den Fahrstuhl, gerade jetzt, wo die Brücke gesperrt ist", sagt er. Die mobilitätseingeschränkten Menschen tun ihm leid. "Ich helfe, wenn ich kann." An der Straßensperrung und dem Umleitungsverkehr kann aber auch er nichts ändern. Deshalb haben sich die Fahrtkosten mit dem Taxi vom Bahnhof in die Innenstandt von 10,80 auf 20 Euro fast verdoppelt.
• Eine Bahnsprecherin teilte auf WOCHENBLATT-Anfrage mit, dass der Aufzug in Buchholz derzeit aufgrund eben dieser "Störanfälligkeit in der Vergangenheit" komplett ausgetauscht werde. "Unsere Fahrgäste informieren wir hierüber mit einem Hinweisschild am Aufzug", teilt sie mit. Letzteres stimmt allerdings nicht, denn am Aufzug kleben ausschließlich Plakate der Initiative "Ende Gelände".
Neuer Aufzug ab
September in Betrieb

Der neue Aufzug soll "nach allen vorgegebenen Abnahmeverfahren voraussichtlich im September wieder in Betrieb gehen", so die Bahnsprecherin. "Mit dem neuen Aufzug können wir gerade Fahrgästen mit Mobilitätseinschränkungen wieder eine selbstbestimmte Mobilität ermöglichen. Nach Abschluss aller Arbeiten erfolgt die technische Abnahme durch den Aufzugshersteller sowie eine zertifizierte Prüfgesellschaft."
Über die App Bahnhof live und im Internet unter bahnhof.de könnten sich Fahrgäste jederzeit über die Verfügbarkeit von Aufzügen informieren. Das nützt nur nichts, wenn man auf die Verfügbarkeit angewiesen, diese aber mehrfach im Jahr nicht gegeben ist.
• Wo und ob die Fahrstühle derzeit funktionieren, ist online unter www.bahnhof.de/bahnhof-de/ zu sehen (den Ort des Bahnhofs eingeben und dann auf "stufenfreier Zugang" klicken).
• Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, die Hilfe benötigen, sollten sich spätestens einen Werktag vor Fahrtantritt an die DB-Mobilitätsservice-Zentrale wenden unter Tel. 0180-6 512 512 oder per E-Mail an: msz@deutschebahn.com.

Fahrstuhlausfälle - ein Dauerbrenner

Die Fahrstühle im Buchholzer Bahnhof fallen - wie übrigens auch die am Tostedter Bahnhof - regelmäßig aus. Beide Anlagen stammten aus dem Jahr 2006. In Tostedt war im Jahr 2018 der Fahrstuhl zum Gleis 1, am Buchholzer Bahnhof der Fahrstuhl zu Gleis 3 und 6 ausgetauscht worden - allein das hatte jeweils fünf (!) Monate gedauert. Die Bahn führt die Ausfälle überwiegend auf Vandalismus zurück. Viele Nutzer hingegen sind überzeugt, dass die dauernden Ausfälle an minderwertigem Material liegen, die Fahrstühle gar nicht für den Außenbereich geeignet seien. Das wurde vom Bahnkonzern in den vergangenen Jahren immer bestritten. Allerdings werden Fragen zur Häufigkeit der Fahrstuhlausfälle seit Jahren auch nicht mehr beantwortet.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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