Umsatzverluste in Gastro- und Hotel-Branche
2G-Plus war der Todesstoß

- Lutz Feldtmann vom Dehoga-Kreisverband Stade
- Foto: Bea Feldtmann
- hochgeladen von Bianca Marquardt
(bim/sv). Unter den wechselnden Corona-Regelungen und den oftmals politischen Fehleinschätzungen haben - neben Einzelhandel und Veranstaltungsbranche - auch die Hotellerie und Gastronomie massiv zu leiden. Gemäß Warnstufe 2 galt ab dem 1. Dezember in Niedersachsen zunächst 2G-Plus - genesen oder geimpft und zusätzlich getestet - in der Innengastronomie und in Beherbergungsbetrieben (Test bei Anreise und zwei wöchentliche Tests). Das 2G-Plus in Restaurants wurde inzwischen teils in 2G zurück korrigiert, wenn nur 70 Prozent der Bewirtungsfläche genutzt werden. Die Verluste sind dennoch immens, Waren- und Personaleinsatz unkalkulierbar.
90 Prozent
Stornierungen
"Das 2G-Plus war für uns der Todesstoß", sagt Lutz Feldtmann, Vorsitzender des Kreisverbandes Stade des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Das zuvor mit vielen privaten und betrieblichen Weihnachtsfeiern endlich wieder gut gefüllte Terminbuch war von einem Tag auf den anderen leer. "2G haben die Leute noch mitgemacht, aber bei 2G-Plus hatten wir 90 Prozent Stornierungen."
Das jetzige Zurückrudern der Politik auf 2G bei 70-prozentiger Auslastung sei zwar besser, aber: "Den Verlust von der gestern abgesagten Feier und dem gestern nicht genutzten Hotelzimmer hole ich doch nicht mehr rein." Diese Regelung stelle die Branche zudem in anderer Hinsicht vor Probleme. "Ich muss nun entscheiden, wer kommen darf und wer nicht." Gerade auf dem Lande könne man damit auch Stammgäste verprellen. Zudem sei es schwierig, spontan auf Außer-Haus-Speisen umzustellen, wenn man sich auf Gäste im Haus vorbereitet habe. Er ist den Gästen umso dankbarer, die den Hotels und Restaurants trotz vieler Coronabeschränkungen die Treue halten.
Wechselnde
Beschränkungen
"Rein in die Pantoffeln, raus aus den Pantoffeln", fasst Feldtmann zusammen, was die Politik seit fast zwei Jahren Pandemie mit Lockdown und wechselnden Beschränkungen immer noch praktiziere. "Damals waren die wenigsten geimpft. Aber jetzt sind viele Menschen geimpft. Man kann doch die Einschränkungen nicht dauernd auf neue Varianten schieben."
Dem pflichtet Thomas Cordes, Vorsitzender des Dehoga im Landkreis Harburg, bei. "Die Politik hat seit Beginn der Pandemie nichts dazu gelernt. Es herrscht Tohuwabohu, niemand weiß mehr Bescheid. 2G-Plus ist gastronomisch gesehen ein Lockdown. Die Gäste haben keine Lust, einen Test zu machen, wenn die Testzentren überlaufen sind." Bezüglich der Tests, ob die Unternehmen selbst testen dürfen und wo der Test dann gültig ist, habe er außerdem an einem Tag unterschiedliche Auskünfte erhalten. Eineinhalb Tage hätten er und sein Team die Restaurantgäste angerufen und auf die (vorübergehende) Testpflicht hingewiesen. Viele gebuchte Feiern stornierten die Gäste von sich aus. Die Umsatzeinbußen seien enorm.
"Verlängerte
Weihnachtspause"
Zwischenzeitlich drohte das nächste gastronomische Ungemach - in Form der "verlängerten Weihnachtspause", die Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) zur Sprache gebracht hatte. "Wenn dieser Lockdown gekommen wäre, hätten wir die Gäste, die fürs Restaurant gebucht haben, anrufen, und sie umstimmen müssen, das Essen abzuholen", sagt Thomas Cordes. Das Außer-Haus-Geschäft lasse sich allerdings im Grunde nur mit entsprechender Vorlaufzeit umsetzen, um es entsprechend zu bewerben und genügend Behältnisse vorrätig zu haben. Eine verbindliche Aussage dazu hätte die Politik spätestens Anfang Dezember treffen müssen.
Für Irritationen sorge zudem die 2G-Plus-Regel in Hotels. Bei der Anreise muss von den Gästen ein negativer Corona-Test vorgelegt werden, dann zwei weitere im Laufe einer Woche. "Aber wann ist der zweite Test fällig? Muss ich den Gast nach Ablauf eines Tages um 0 Uhr wecken und testen, womöglich mit Polizei zur Überwachung?"
Hin und Her
in der Politik
Das Hin und Her in der Politik hat auch dem Ratskeller in Buxtehude das Weihnnachtsgeschäft verhagelt. Anstatt im Dezember mit Weihnachtsfeiern und Gesellschaften komplett ausgebucht zu sein, gibt es dort gerade nur Absagen, sagt Kim Lindenau, Chef des Ratskellers in Buxtehude. Normalerweise gebe es um diese Zeit keinen Platz mehr zu reservieren, nun sagen viele große Unternehmen ihre Weihnachtsfeiern ab, um ihre Arbeitnehmer zu schützen. Im Vergleich zu einem normalen Dezember hat der Ratskeller aktuell 70 bis 75 Prozent weniger Gäste.
Zwar habe er einzelne Gäste durch die eigens für den Ratskeller eingerichtete Teststation überzeugen können. Doch die meisten hätten sich durch 2G-Plus abschrecken lassen. Lindenau hofft, durch die Wiederaufnahme des Lieferservices wieder mehr Umsatz zu machen. Zwei Drittel der aktuellen Bestellungen würden geliefert und nicht vor Ort verspeist.


Redakteur:Bianca Marquardt aus Tostedt |
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