Gelebte Integration in Nenndorf
Das "Café Miteinander" hilft Ukraine-Flüchtlingen in allen Lebenslagen
Einen passenderen Namen gibt es für das „Café Miteinander“ in Rosengarten nicht. Jeden Mittwoch treffen sich von 15 bis 17 Uhr Geflüchtete aus der Ukraine im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Rosengarten in Nenndorf. „Das ist wie Sonne für unser Leben, es ist schön, dass wir uns hier treffen, austauschen und vernetzen können“, sagt Aleksander Martynenko aus Charkiw.
Das „Miteinander“ wird hier gelebt und Hilfe geschieht ehrenamtlich: Tatjana Völk spricht Russisch, versteht Ukrainisch und hilft bei Übersetzungen, Anträgen auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beim Job-Center, der Wohnungssuche und jeglichen Problemen. Die Kirchengemeinde stellt Getränke und Kuchen, die oft gespendet werden. So etwa von Natascha Ebel. Mit ihrem Mann Detlef kommt sie jeden Mittwoch zum Café. Sie wohnt seit 30 Jahren in Deutschland, spricht Russisch und hilft bei Übersetzungen. Detlef Ebel hilft oft ganz praktisch, so fuhr er zuletzt einen jungen Ukrainer zum Buchholzer Stadtlauf, der dann prompt in seiner Jahrgangsklasse gewann. „Sie haben Krieg dort. Es ist das Mindeste, was wir tun können“, sagt Detlef Ebel.
Zwischen 30 und 50 Menschen kommen regelmäßig zum „Café Miteinander“. Vera Ponomarenko (35) ist im März mit ihren zwei Kindern aus Kiew geflohen und hat schon eine Wohnung in Nenndorf bezogen. „Ich bin sehr dankbar, dass wir hier uns treffen können. Ich nehme am Deutsch-Kurs teil, Tatjana hat mir bei Anträgen geholfen. Ich kann nicht in der Wohnung sitzen und warten. Jeden Tag verfolge ich die Nachrichten aus Kiew.“ Sie ist Lehrerin, ihre Mutter ist nach Polen geflohen, ihre Schwester ist noch in der Ukraine. Irgendwann möchte sie wieder nach Kiew, in die Heimat. Aleksander Martynenko (63) hat es im Mai mit den Bombeneinschlägen auf Charkiw nicht mehr ausgehalten. Mit dem Rad ist er zur Grenze gefahren, dann weiter per Zug und Bus. Seine Frau ist noch in Charkiw, sie wollte nicht gehen. „Das Café Miteinander ist wie Sonne für unser Leben“, sagt er.
Jörg Leiteritz hat das Café im März initiiert. Er ist im Minijob Ehrenamts-Koordinator für die Flüchtlingshelfer in der Gemeinde Rosengarten. „Wichtig hier am Standort in Nenndorf sind die kurzen Wege zum Rathaus und zur Kirchengemeinde“, sagt Jörg Leiteritz. Er hilft bei allen Anliegen und fängt auch manchmal Frust und Ärger ab, wenn sich Entscheidungen verzögern. „Während sich die Erwachsenen im Café austauschen, können die Kinder auf dem Spielplatz spielen oder mit Annette Schmalfeld basteln. Jugendliche können ins Jugendzentrum Nenndorf gehen und dort am Programm von Diakon Reinhard Schünemann teilnehmen.“ Warum er sich seit Jahren für Geflüchtete einsetzt? „Das ist meine christliche Haltung, wir müssen Menschen helfen, die vorm Krieg aus ihrem Land flüchten müssen. Und ich möchte der Gemeinde Rosengarten, in der ich mich seit Jahren so wohlfühle, auch etwas mit meiner Hilfe zurückgeben.“
Redakteur:Lennart Möller aus Rosengarten |
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