Eddelsen: "Muh" statt Maschinen
Pilotprojekt von Otto Dörner und Nutztierarche Hiddel Hoff

Peter Adler (li., Werksleitung Otto Dörner) und Steffen Heuer (Nutztierarche Hiddel Hoff) haben ein Pilotprojekt gestartet: statt aufwendiger Pflege mit Maschinen sollen Bulle "Siggi" und seine Herde die ehemalige Kiesabbaufläche rekultivieren | Foto: as
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  • Peter Adler (li., Werksleitung Otto Dörner) und Steffen Heuer (Nutztierarche Hiddel Hoff) haben ein Pilotprojekt gestartet: statt aufwendiger Pflege mit Maschinen sollen Bulle "Siggi" und seine Herde die ehemalige Kiesabbaufläche rekultivieren
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as. Iddensen/Eddelsen. Was für ein idyllischer Anblick: Wo früher Bagger und Lkw Kies abgebaut haben, grasen jetzt gemächlich Kühe. Der braune Bulle "Siggi" und seine Herde sind aber nicht nur hübsch anzusehen, sie haben auch eine wichtige Aufgabe. Sie werden eingesetzt, um die heimische Flora und Fauna vor invasiven Pflanzenarten zu schützen.

Rekultivierung des ehemaligen Kiesabbaugebiets vorantreiben

Es handelt sich um ein Pilotprojekt, dass die Otto Dörner GmbH und die Nutztierarche Hiddel Hoff gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Zum einen soll so die Rekultivierung des ehemaligen Kiesabbaugebietes vorangetrieben werden, zum anderen trägt die Weide zum Erhalt der fast ausgestorbenen Nutztierrasse, dem Roten Harzer Höhenvieh, bei. Wenn die Rinder alles abgegrast haben, sollen sich auf der Brachfläche statt japanischem Knöterich und kanadischem Goldregen wieder heimische Wiesenpflanzen durchsetzen.

Seit den 1970er Jahren wird bei Hittfeld Kies abgebaut. Während in einigen Gruben noch fleißig gebaggert wird, sind andere Kuhlen bereits stillgelegt und sollen rekultiviert werden. Auf einer dieser Flächen in Seevetal-Eddelsen lässt die Otto Dörner Kies und Deponien GmbH & Co. KG seit Mai die Rinder der Nutztierarche "Hiddel Hoff" aus Rosengarten-Iddensen weiden. Eine win-win-Situation, wie Steffen Heuer von der Nutztierarche und Peter Adler, Werksleiter bei Otto Dörner, sagen.

Problem: Invasive Arten siedeln sich an

Die Kiesabbau- und Deponiegrube wurde vor etwa fünf Jahren stillgelegt. Seither erobert sich die Natur die 15 Hektar große Fläche Stück für Stück zurück. Doch es gibt ein Problem: Neben heimischen siedeln sich auf der Brachfläche auch invasive Arten an. In der Altdeponie breiten sich nicht-heimische Pflanzen wie die Kanadische Goldrute oder der Japanische Knöterich aus, die die einheimischen, lichtliebenden Pflanzen verdrängen. Daraus folgt wiederum die Gefährdung heimischer Tierarten, die diese Pflanzen als Nahrung benötigen. "Die heimische Pflanzenwelt ist zwar da, wird aber von den invasiven Arten unterdrückt", sagt Steffen Heuer, der nicht nur die Nutztierarche betreibt, sondern auch einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb führt.

Rinder verhindern Ausbreitung unerwünschter Pflanzen

Eigentlich müssten die Pflanzen mechanisch gemulcht und gemäht werden, doch in Eddelsen hat man sich für eine andere Lösung entschieden: Durch Tritt und Verbiss unterbinden die Rinder die Ausbreitung der unerwünschten Pflanzen. Die naturnahe Beweidung erspart der Otto Dörner Gmbh die Kosten für eine aufwendige mechanische Flächenpflege. Im Gegenzug erhält Steffen Heuer eine Weidefläche für seine Rinder. Etwa zwanzig Exemplare des Roten Harzer Höhenviehs sollen dort von Mai bis November grasen und dafür sorgen, dass aus der Fläche ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche heimische Pflanzen- und Tierarten wird.

"Wir sind immer offen für neue Ideen", sagt Peter Adler, Werksleiter bei Otto Dörner. "Am Ende sind die Rinder uns ja eine große Hilfe. Wären sie nicht, wäre hier alles voll mit Goldrute etc." Grundsätzlich könne das Modell als eine von vielen Möglichkeiten zur Rekultivierung auch auf andere Brachflächen übertragen werden, so Adler.

Naturverträgliche Lösung

„Um die Ausbreitung invasiver gebietsfremder Pflanzenarten auf den naturnah wieder hergestellten Flächen des Kieswerks zu unterbinden, bot sich die Beweidung mit Rindern als eine besonders naturverträgliche Lösung an. Die Kooperation mit der Nutztier-Arche Hiddel Hoff kombiniert dabei den Erhalt einer historischen Nutztierrasse mit den Zielen des heimischen Natur- und Artenschutzes. Eine ideale Verbindung“, erklärten Dr. Tilmann Quensell Geschäftsführer der OTTO DÖRNER Kies und Deponien GmbH & Co. KG und Marco Stöver, Ratsmitglied der Gemeinde Rosengarten, Ideengeber des Projekts.
Die Otto Dörner Kies und Deponien GmbH betreibt im Raum Hittfeld insgesamt fünf Abbau- und Deponieflächen.

Nutztierarche Hiddel Hoff

Seit fünf Jahren gibt es die Nutztierarche Hiddel Hoff in Rosengarten-Iddensen. Die Nutztierarche hat es sich zur Aufgabe gemacht, gefährdete heimische Nutztierrassen in artgerechter Haltung vor dem Aussterben zu bewahren. Neben dem Roten Harzer Höhenvieh züchtet Steffen Heuer auf dem Hiddel Hoff in Rosengarten-Iddensen auch bedrohte Schweine-, Ziegen-, Schaf- und Pferderassen.

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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