"Volldampf ist weiter angesagt"
Vielseitigkeits-Bundestrainer Hans Melzer über Erfolge und Eindrücke bei Olympia in Tokio

Gönnt sich ein Bier auf den Olympia-Erfolg: Hans Melzer, 
Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter | Foto: Anne Melzer
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  • Gönnt sich ein Bier auf den Olympia-Erfolg: Hans Melzer,
    Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter
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ce. Luhmühlen. Auf einem riesigen Banner an seinem Haus prangten die berühmten olympischen Ringe, zwei großen Herzen, Medaillen und sein Konterfei: So wurde Hans Melzer (70), Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter, unter dem Jubel von Familie und Freunden in der Nacht zum vergangenen Mittwoch nach seiner Rückkehr von Olympia in Tokio zu Hause im Pferdemekka Luhmühlen willkommen geheißen. Nur wenige Stunden später sprach WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann im "Interview der Woche" mit dem scheinbar nimmermüden Hans Melzer über dessen Eindrücke und Erfolge bei den "Spielen", die nächsten Herausforderungen und über den Ende 2021 nach 20 Jahren anstehenden Abschied als Bundestrainer.
WOCHENBLATT: Bei den Olympischen Spielen in Tokio gab es Pandemie-bedingt keine Zuschauer und scharfe Corona-Regeln für die Teilnehmer. Wie haben Sie das Szenario empfunden?
Hans Melzer: Am Anfang war es nervend, danach hatte man sich bald daran gewöhnt. Es war schade, dass die Wettkämpfe ohne Zuschauer stattfanden. Sie fehlten für die richtige Atmosphäre, zumal das Olympiastadion super war.
WOCHENBLATT: Wie groß ist die Freude darüber, dass die von Ihnen trainierte Julia Krajewski aus Warendorf in Tokio eine Goldmedaille holte? Haben Sie damit gerechnet?
Melzer: Die Freude war supergroß, nachdem das Team nicht so gut war wie erhofft. Julia Krajewski war in allen drei Teilprüfungen top, eine Medaille habe ich ihr daher zugetraut.
WOCHENBLATT: Und wie groß war die Enttäuschung, dass die deutsche Vielseitigkeitsmannschaft mit Julia Krajewski, Sandra Auffarth und Michael Jung am Ende keine Medaille geholt hat?
Melzer: Wir hatten ein tolles Team, aber es passierten leider ein paar Fehler. Man muss auch etwas Glück haben.
WOCHENBLATT: Bleibt Ihnen bis zur Vielseitigkeits-Europameisterschaft in der Schweiz Ende September noch etwas Zeit zum Verschnaufen?
Melzer: Ich habe ein volles Programm, bin in den nächsten Tagen beim Bundeschampionat in Warendorf dabei und bereite mich mit den Reitern auf die EM vor. Neues Spiel, neues Glück!
WOCHENBLATT: Welche Reiter nehmen Sie mit in die Schweiz? Welches Teilnehmerland ist Ihr Favorit?
Melzer: In unserem EM-Team ist Andreas Dibowski aus Döhle gesetzt. Alles andere entscheiden wir in drei Wochen im französischen Arville bei der letzten Sichtung für die EM. Mein Favorit bei der Meisterschaft ist England.
WOCHENBLATT: Am 1. Januar nächsten Jahres geben Sie das Amt des Bundestrainers nach 20 Jahren ab an den zweimaligen Team-Olympiasieger Peter Thomsen aus Schleswig-Holstein. Welche Olympischen Spiele und Europameisterschaften werden für Sie auch danach unvergesslich bleiben?
Melzer: Die Europameisterschaften 2011 und 2019 in Luhmühlen, bei denen die deutschen Reiter in der Einzel- und in der Mannschaftswertung siegten, sowie die Olympischen Spiele 2012 in London - auch weil wir dort Gold im Einzel und in der Mannschaft holten.
WOCHENBLATT: Fällt der Abschied von der "Reiterfamilie" als Trainer schwer?
Melzer: Nein, denn ich halte ja weiter Kontakt zu den Reitern.
WOCHENBLATT: Welche Pläne haben Sie im Trainer-Ruhestand?
Melzer: Darüber mache ich mir nach dem Ende der Saison Gedanken, bis dahin ist jetzt nochmal Volldampf angesagt.
WOCHENBLATT: Wobei können Sie in Ihrer Freizeit am besten entspannen?
Melzer: Beim Ausreiten in der Lüneburger Heide.
WOCHENBLATT: Herr Melzer, vielen Dank für das Gespräch.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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