Auf den Spuren der Ur-Hittfelder

Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt und Grabungsleiter Willi Müller an der Ausgrabungsstellen, die mit modernster Technik dreidimensional erfasst wird
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kb. Hittfeld. Mit geradezu kriminalistischem Spürsinn sind Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt, Grabungsleiter Willy Müller vom Archäologischen Museum Hamburg und ihr Team derzeit in Hittfeld damit beschäftigt, der Geschichte des Ortes und seiner Bewohner auf den Grund zu gehen. Auf zwei Grabungsfeldern im Bereich des geplanten Wohngebietes "Am Göhlenbach" sind die Forscher u.a. auf die Rückstände eines Grubenhauses gestoßen, das vermutlich aus dem achten oder neunten Jahrhundert stammt. Hier hat sehr wahrscheinlich ein Tuchweber gearbeitet. "Der dürfte zu den ersten Bewohnern Hittfelds gehören", ist sich Jochen Brandt ziemlich sicher.
Im vergangenen Jahr waren auf dem insgesamt elf Hektar großen Gelände - wie üblich bei großen Baumaßnahmen - Probegrabungen durchgeführt worden. Dabei hatten Jochen Brandt und seine Kollegen archäologische Spuren entdeckt. Seit drei Wochen gehen sie diesen ersten Hinweisen nun genauer nach. Und sind dabei auf spannende Details gestoßen: Webgewichte aus Ton, Reste eines Ofens, verzierte Keramikscherben, eine Art Teller - alles Anzeichen dafür, dass bereits vor rund 1.200 Jahren in Hittfeld gelebt und gearbeitet wurde. Einige Tonscherben in einer etwas entfernt liegenden Grube sind sogar noch älter. "Die Funde lassen sich gut in die Zeit der letzten beiden Jahrhunderte vor Christi Geburt einordnen", berichtet Jochen Brandt.
Das gefundene Grubenhaus ist ein typisches Gebäude für die Zeit von Christi Geburt bis hinein ins Mittelalter und wurde als Arbeitsstätte genutzt. Der Boden des ca. vier mal vier Meter fünfzig großen Holzgebäudes lag ca. 60 bis 70 Zentimeter tief in der Erde - dadurch entstand ein feuchteres Raumklima, günstig z.B. um Wolle zu verarbeiten. Gefundene Webgewichte lassen darauf schließen, dass im Hittfelder Grubenhaus ein Webstuhl gestanden hat. In einer Grube ganz in der Nähe könnte Wolle gewaschen worden sein. Ein Wohnhaus lässt sich nicht mehr ausmachen. "Das Grubenhaus ist deshalb nachzuweisen, weil es tiefer im Boden lag. Die deutlich höher gelegenen Spuren der Wohnhäuser sind in den vergangenen Jahrhunderten verloren gegangen", erklärt Jochen Brandt.
Die Ausgrabungen sind aufwendig. Nachdem Bagger die Vorarbeit geleistet und den Boden auf die richtige Grabungstiefe abgetragen haben, werden die weiteren Bodenschichten in Handarbeit Millimeter für Millimeter entfernt. Verfärbungen im Boden, die auf Pfosten oder ähnliches hindeuten, werden markiert, Fundstücke gesichert und die Grabungsstelle wird dreidimensional erfasst. Nach all der Feinarbeit rollen dann wieder die Bagger an - und schieben die Grabungsstelle wieder zu.
In Hittfeld wird die Ausgrabung auf dem kleineren Areal in diesen Tagen abgeschlossen, auf dem größeren Areal etwas weiter nördlich soll es im kommenden Jahr weiter gehen. Auch dort erwarten die Archäologen spannende Funde.

Kreisarchäologe Dr. Jochen Brandt und Grabungsleiter Willi Müller an der Ausgrabungsstellen, die mit modernster Technik dreidimensional erfasst wird
Kathrin Witting ist als studentische Hilfskraft am Projekt beteiligt und legt Schicht für Schicht die Stelle frei, an der vermutlich der Webstuhl gestanden hat
Ein eher ungewöhlicher Fund: Eine Scherbe mit einer Verzierung, die auf eine slawische Herkunft hindeutet
Willi Müller geht mit kriminalistischem Spürsinn zur Sache: "Die Funde werfen immer wieder spannende Fragen auf."
So könnte das Grubenhaus ausgesehen haben
Redakteur:

Katja Bendig aus Seevetal

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