Wald der Zukunft
Privatwaldbesitzer warnen: Klimagerechte Aufforstung ist in Gefahr

Folge der Sturmschäden im Februar 2022: Kahlfäche in einem Privatwald an der Bendestorfer Straße bei Buchholz | Foto: ts
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  • Folge der Sturmschäden im Februar 2022: Kahlfäche in einem Privatwald an der Bendestorfer Straße bei Buchholz
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Stürme, Dürre und Borkenkäfer haben dem Wald im Landkreis Harburg unübersehbar zugesetzt: 1.000 Hektar kahle Fläche allein in den Privatwäldern sind seit 2018 entstanden - insgesamt erstreckt sich Wald im Landkreis Harburg auf 34.500 Hektar. Damit der Wald in Zukunft mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen kann, muss er umgebaut und mit anderen Baumarten stabilisiert werden. 30 bis 40 Jahre würde es dauern, bis die kahlen Schneisen wieder wie Wald aussehen. Private Waldbesitzer sehen die Aufforstung in Gefahr - denn politische Hürden machen ihnen die Arbeit schwer.

Kiefer und Fichte machen mehr als 66 Prozent des Baumbestandes im Landkreis Harburg aus. Sie sind nicht angepasst an den Klimawandel. Die Zukunft des Waldes liegt deshalb in seinem Umbau mit anderen Baumarten. "Dabei werden wir mit heimischen Baumarten nicht auskommen. Wir brauchen Stabilisatoren", sagt Norbert Leben aus Undeloh, Vize-Präsident des Deutschen Forstwissenschaftsrates und Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Nordheide-Harburg.

Als widerstandsfähige Bäume, die mit Trockenheit und Stürmen besser zurechtkommen, gelten die Douglasie oder auch die Weißtanne und Küstentanne, deren Ursprünge in Nordamerika liegen. Im Landkreis Harburg machen sie meist einen verschwindend geringen Anteil aus (Weißtanne und Küstentanne jeweils 0,2 Prozent) - und das hat politische Gründe: "Es gibt Naturschutzgebiete, in denen die klimaresistenten Bäume wie zum Beispiel die Douglasie nicht angebaut werden dürfen", sagt Norbert Leben. 24 Prozent des Waldes im Landkreis Harburg befinden sich in Naturschutzgebieten, 37 Prozent in Landschaftsschutzgebieten.

Norbert Leben sieht den klimaangepassten Umbau des Waldes in Gefahr. "Ich würde mir wünschen, dass die erforderlichen Baumsorten mehr Akzeptanz erhalten." Und dass Waldbesitzer bei Änderungen des Naturschutzgesetzes oder des Wassergesetzes deutlich frühzeitiger als bisher im Gesetzgebungsverfahren beteiligt werden. "Ich habe den Eindruck, dass in Deutschland die Meinung vorherrscht, man müsse den Wald vor den Waldbesitzern schützen", sagt Norbert Leben. Das sei Unsinn. "Wir ernten nie mehr Holz, als nachwächst." Das Nachhaltigkeitsprinzip stamme aus der Holzwirtschaft.

Aufforstung und Umbau zu einem dem Klimawandel angepassten Wald kosten Geld. Das sei vielen Menschen nicht bewusst. 4,5 Millionen Pflanzen würden benötigt, um die 1.000 Hektar Kahlfläche im Privatwald wieder aufzuforsten. Etwa sechs Millionen Euro koste das. 

Ausgerechnet jetzt will das Europäische Parlament Holzenergie nicht mehr voll fördern. Ein Vorschlag zur Änderung der Erneuerbare-Energien-Richtline sieht vor, die Förderfähigkeit von Waldholz als erneuerbare Energie stark zu limitieren. Waldbesitzer in Deutschland sind außer sich, weil ausgerechnet ein nachwachsender Rohstoff nicht mehr "öko" sein soll - Gas und Kernenergie aber als nachhaltig gelten. 

"Auf den heimischen Energieträger Holz zu verzichten, wäre fahrlässig. Wir fördern damit die Energieabhängigkeit", warnt Norbert Leben. Bis Jahresende wollen Mitgliedstaaten und EU-Parlament sich auf einen Gesetzestext einigen. "Wenn wir das nicht vom Tisch kriegen, haben wir ein Problem." (ts).

Wem gehört der Wald im Landkreis Harburg?
Anteile an den 34.500 Hektar Waldfläche im Landkreis Harburg: 75 Prozent Privatwald, 15 Prozent Niedersächsische Landesforsten, 10 Prozent Klosterkammer Hannover. Zahlen aus 2015.

Folge der Sturmschäden im Februar 2022: Kahlfäche in einem Privatwald an der Bendestorfer Straße bei Buchholz | Foto: ts
Norbert Leben aus Undeloh, Vize-Präsident des Deutschen Forstwissenschaftsrates  und Vorsitzender der Fortwirtschaftlichen Vereinigung Nordheide-Harburg | Foto: ts
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Thomas Sulzyc aus Seevetal

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