Geplante ICE-Trasse Hamburg - Hannover
Scharfe Kritik aus dem Landkreis Harburg an der Deutschen Bahn
Mit ihrer Weigerung, den Kommunen im Landkreis Harburg die bisherige Planung zu einer Schnellzugtrasse entlang der Autobahn A7 zwischen Hamburg und Hannover offenzulegen, ist die Deutsche Bahn auf harsche Kritik gestoßen.
Ungewöhnlich scharf verurteilte Landrat Rainer Rempe in der Öffentlichkeit vor rund 220 Besuchern bei einer Informationsveranstaltung des Landkreises Harburg in der Burg Seevetal in Hittfeld gestern Abend das Verhalten des Unternehmens: Die Deutsche Bahn halte Informationen zurück, weil ihr die kritische Haltung des Landkreises und seiner Städte und Gemeinden zu dem Projekt nicht passe. "Das Verhalten ist an Arroganz nicht zu überbieten", sagte Rempe. Die Stadt Lüneburg, die sich Vorteile von der geplanten ICE-Trasse verspricht, habe die Deutsche Bahn dagegen informiert.
Der Bürgermeister der Samtgemeinde Salzhausen, Wolfgang Krause, habe der Deutschen Bahn seit dem 1. Juni drei E-Mails geschrieben und um Informationen gebeten - eine Antwort blieb aus. "Ich stehe in Kontakt, aber bisher inhaltsleer", berichtete Krause.
Trotz Einladung blieben Projektverantwortliche der Deutschen Bahn der Informationsveranstaltung des Landkreises Harburg am Dienstagabend fern. So war die öffentliche Versammlung von Bürgermeisterin, Politikern, Vertretern von Bürgerinitiativen und übrigen Bürgern vor allem eins: ein Zeichen des starken organisierten Protests in der Öffentlichkeit gegen die geplante Schnellzugtrasse zwischen Hamburg und Hannover.
Wie berichtet, fordern die Kommunen im Landkreis Harburg und Bürgerinitiativen anstelle einer zusätzlichen ICE-Trasse die Umsetzung des öffentlich ausgehandelten Schienennetz-Ausbauprogramms "Alpha-E". Es sieht den Bau eines dritten Gleises zwischen Lüneburg und Uelzen und einen Ausbau der Bestandsstrecke von Ashausen (Gemeinde Stelle) bis Hannover-Vinnhorst vor.
Die Planungen der Deutschen Bahn wichen in der Vergangenheit bei mehreren Anlässen von dieser Beschreibung ab. Parallel zur Planung der Projekte im Bundesverkehrswegeplan hat der Bund das Projekt „Deutschlandtakt“ entwickelt. Zu den dafür vorgesehenen Infrastrukturmaßnahmen zählt auch eine Neubaustrecke für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit 300 km/h von Maschen (Personenverkehrsgleise) bis Hannover-Vinnhorst und eine Umfahrungskurve für Hannover für Züge von Hamburg ins Ruhrgebiet – ohne Halt in Hannover. Dr. Peter Dörsam, Sprecher des Beirates "Alpha E" und Bürgermeister der Samtgemeinde Tostedt, hat den Eindruck gewonnen, dass die Deutsche Bahn nicht mehr an der Realisierung des Programms "Alpha-E" arbeite, sagte er am vergangenen Dienstag.
Die „Deutschlandtakt“-Planungen passen aus Sicht des Niedersächsischen Verkehrsministeriums nicht zum Schienenprojekt "Alpha-E". Das machte Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann gestern Abend noch einmal deutlich: "Ein Abweichen von Alpha E`' wird mit Unterstützung des Landes Niedersachsen nicht realisiert werden."
Nach den bisherigen Informationen plane die Deutsche Bahn die zusätzliche ICE-Trasse zwischen Hamburg und Hannover ohne ein im Bundesrecht vorgesehenes Raumordnungsverfahren. Althusmann hält das für rechtlich zweifelhaft. Der Landesverkehrsminister forderte die Deutsche Bahn auf, "alle Informationen auf den Tisch" zu legen. Bereits im Herbst beabsichtigt die Bahn, die Vorplanungen zu der Schnellzugtrasse zwischen Hamburg und Hannover beim Eisenbahnbundesamt und bei der Bundesregierung zur Beschlussfassung einzureichen.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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