Seniorentherapiezentrum in Emmelndorf: Politik lehnt weitere Verhandlungen mit HVVG ab
kb. Seevetal. Absage für die HVVG: Das Unternehmen mit Sitz in Halstenbek (Kreis Pinneberg) wird keine Mega-Senioren-Wohnanlage auf der grünen Wiese an der Hittfelder Landstraße in Emmelndorf errichten. Einstimmig sprachen sich gestern die Mitglieder das Umwelt- und Planungsausschusses und des Jugend-, Senioren- und Sozialausschusses auf einer gemeinsamen Sitzung dagegen aus, die Gespräche mit der HVVG und dessen Geschäftsführendem Gesellschafter Wilhelm Kuhrt fortzusetzen. Stattdessen soll Ausschau nach einem anderen Standort und Betreiber gehalten werden.
Kuhrt hatte der Politik im März das überarbeiteten Konzept für ein „Seniorentherapiezentrum“ in Emmelndorf präsentiert (das WOCHENBLATT berichtete). Vorangegangen waren ein erster Entwurf, der wegen seiner riesigen Dimension und kompakten Bauweise auf wenig Gegenliebe stieß, sowie zahlreiche Gespräche mit Verwaltung und Politik. Die überarbeiteten Pläne sahen zwar eine andere Art der Bebauung vor, die Größe der Einrichtung hatte sich jedoch kaum geändert. Angedacht waren 120 Plätze in der stationären Pflege, 90 Wohnungen für betreutes Wohnen, zwölf Plätze in einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke, 48 Plätze in offenen Wohngemeinschaften und 23 familiengerechte Wohnungen. Außerdem geplant waren 80 Kita-Plätze sowie Therapiepraxen, 24 Tagespflegeplätze, ein kleines Café und eine Senioren-Begegnungsstätte. Alle Gebäude sollten durch eine große Tiefgarage miteinander verbunden werden.
Angelika Tumuschat-Bruhn (SPD) fand dazu deutliche Worte. „Moderne Konzepte für Senioren-Einrichtungen sehen deutlich anders aus als das, was uns dieser Herr vorgestellt hat“, so die Ratsfrau. „Der Begriff ‚Seniorentherapiezentrum‘ ist für mich Etikettenschwindel, das ist eine sehr große, traditionelle Pflegeeinrichtung ohne jegliche Infrastruktur“, sagte Tumuschat-Bruhn. Der Standort in Emmelndorf sei ungeeignet für eine Senioreneinrichtung. „Das ist im Moment Acker und das kann auch gerne Acker bleiben.“
Ein Konzept, das sich hingegen alle Ausschussmitglieder vorstellen können, präsentierte Roger Grewe, Geschäftsführer des DRK im Landkreis Harburg. Er stellte das DRK-Zentrum „Haus am Steinberg“ in Hanstedt vor, wo insgesamt rund 123 Senioren in Wohnungen und Hausgemeinschaften leben und zusätzlich 15 Plätze in der Tagespflege bestehen. Das Besondere: Zur Einrichtung gehören zwei Kitas und eine Krippe, in denen 80 Kinder betreut werden. „Zwischen den Bereichen gibt es keine Abgrenzung, keinen Zaun. Das funktioniert hervorragend“, berichtete Grewe. In der Einrichtung stünde das Miteinander im Vordergrund. „Die Bewohner sollen möglichst lange aktiv am Alltag teilnehmen, natürlich jeder nach seinen Möglichkeiten“, so Grewe. Die Auslastung habe in den vergangenen zehn Jahren bei nahezu 100 Prozent gelegen.
„Wir können uns eine solche Einrichtung sehr gut in Hittfeld vorstellen, es sollte geprüft werden, ob das neue Baugebiet ‚Nördlich Göhlenbach‘ dafür nicht geeignet wäre“, sagte Klaus Prigge von den Freien Wählern. Dr. Heinrich Austrup (CDU) wies noch einmal auf den großen Handlungsbedarf hin. Einrichtungen für Senioren würden dringend benötigt.
Ob das DRK sich vorstellen kann, eine ähnliche Anlage wie in Hanstedt auch in Seevetal zu errichten, wollte Roger Grewe nicht mit einem klaren Ja beantworten, eine Absage gab es aber auch nicht. Das Konzept sei duplizierbar, so Grewe. Konkret darüber gesprochen habe man bisher nicht. Aus den Reihen der Politik gab es aber durchaus Interessensbekundungen. „Wir würden uns so etwas auch für Seevetal wünschen, gern auch mit jemandem, der eine ähnliche Einrichtung bereits erfolgreich betreibt“, so Tumuschat-Bruhn mit Blick zu Grewe.
Redakteur:Katja Bendig aus Seevetal |
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