Neubau-Bahntrasse
Wie die Bürgerinitiative "Y-Monster" die Deutsche Bahn besiegen will
Kein anderes politisches Thema im Landkreis Harburg mobilisiert die Menschen in diesem Herbst mehr als der Widerstand gegen die geplante Eisenbahnneubautrasse zwischen Hamburg und Hannover. Um der Auseinandersetzung mit dem Konzern Deutsche Bahn gewachsen zu sein, organisiert sich die Bürgerinitiative "Y-Monster" mit Sitz in Seevetal selbst wie ein Unternehmen.
Der griffige Name "Y-Monster" geht auf das Jahr 2015 zurück, als sich die gleichnamige Bürgerinitiative am "Dialogforum Schiene Nord" beteiligte, das Alternativtrassen zur geplanten sogenannten Y-Trasse für die Verbesserung des schienengebundenen Güterverkehrs von den norddeutschen Seehäfen in den Süden auswählen sollte.
Aus der geplanten Y-Trasse wurde am Ende nichts, was Bürgerinitiativen als Erfolg verzeichneten. Weil die geplante Schnellzug-Neubautrasse zwischen Hamburg und Hannover die Form des Buchstabens Y annehmen würde, lassen Crasemann und Mitstreitende das Y-Monster als bewährtes Markenzeichen wieder aufleben. Mehr als 1.400 Bürgerinnen und Bürger haben sich auf der Internetseite www.y-monster.de registriert. Die Bürgerinitiative betreibt mehrere Server, um sie zu informieren.
"Wir führen die Bürgerinitiative wie eine Firma", sagt Reinhard Crasemann aus Ramelsloh, Strategie-Sprecher der Initiative "Y-Monster". Ehrenamtliche, die sich in ihrer beruflichen Tätigkeit als Führungskräfte bewiesen haben, kümmern sich mit ihrer Expertise um die Aufgaben Recht, Informationstechnologie, Finanzen, Marketing und Strategie. Die Finanzen betreut zum Beispiel ein Mann, der sich in der Region viel Vertrauen erworben hat: Hermann Poppe, früherer Bereichsleiter Unternehmensberatung bei der Volksbank.
Diesen einen Vorstand ähnelnden Kopf beraten lokale Gruppen in den Gemeinden und Ortsteilen. Ihre Mitglieder sind im Dorf bekannt und Ansprechpartner für die übrige Bevölkerung. Die frühere Seevetaler Bürgermeisterin Martina Oertzen ist eine dieser lokalen Gesichter der Bürgerinitiative.
"Wir denken, das Professionalität der Schlüssel für den Erfolg ist", antwortet Reinhard Crasemann auf die Frage, wie eine lokale Initiative Einfluss auf die Entscheidung des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag nehmen könne. Und was Menschen in ihrer Freizeit einem Konzern wie der Deutschen Bahn entgegensetzen könnten.
Die Initiative "Y-Monster" geht davon aus, dass eine verwaltungsgerichtliche Auseinandersetzung nötig sein wird. Experten der Initiative suchen bereits nach möglichen Fehlern in der formellen Rechtmäßigkeit, die der Deutschen Bahn unterlaufen sein könnten.
Dem Vorwurf, die Initiative wolle den Ausbau des Schienennetzes verhindern und stünde einem umweltfreundlichen Verkehrsmittel entgegen, widerspricht die Initiative. "Niemand ist gegen den Deutschlandtakt. Aber der lässt sich auch auf der Alpha-E-Strecke verwirklichen - bei nur vier Minuten Verzögerung", sagt Crasemann.
Auf der politischen Ebene wirft die Bürgerinitiative Y-Monster den Bundestagsabgeordneten Bürgerbetrug vor, sollten sie sich für die Eisenbahn-Neubaustrecke zwischen Hannover und Hamburg entscheiden. Bürger hätten sich Urlaub genommen, um sich im Dialogforum gesellschaftlich zu engagieren. Die Politik habe versprochen, das Ergebnis, die Alpha-E-Lösung, in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen.
Daran will die Initiative die Bundestagsabgeordneten erinnern. Vorgesehen ist, alle Mitglieder des Deutschen Bundestags zu befragen, ob sie die Neubau-Eisenbahntrasse zwischen Hamburg und Hannover befürworten oder ablehnen. Die Antworten will die Initiative veröffentlichen.
Was bedarf es, um am Ende erfolgreich zu sein? "Wir brauchen Gutachten, Server und viel Geld", antwortet Reinhard Crasemann - ganz wie ein Unternehmer.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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