Kaufen oder leasen - das ist hier die Frage
Ein Millionenprojekt: Neue Drehleitern für die Stader Feuerwehr

Ohne Drehleiter hätte die Stader Feuerwehr Schwierigkeiten, Brände in höheren Stockwerken zu löschen. Hier ist die Drehleiter Florian Stade 20/30-01 bei einem Wohnungsbrand im Einsatz | Foto: Polizei
  • Ohne Drehleiter hätte die Stader Feuerwehr Schwierigkeiten, Brände in höheren Stockwerken zu löschen. Hier ist die Drehleiter Florian Stade 20/30-01 bei einem Wohnungsbrand im Einsatz
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Wenn die Feuerwehr ausrückt, muss auf die Technik Verlass sein – erst recht, wenn es um Menschenleben in luftiger Höhe geht. Doch die beiden Drehleitern der Stader Feuerwehr, Baujahr 2002 bzw. 2007, sind in die Jahre gekommen. Technische Defekte sorgten in der Vergangenheit wiederholt für Ausfälle. Ersatz muss also her. Doch wie sollen die neuen Fahrzeuge finanziert werden? Angesichts der schwierigen Haushaltslage kam in der Politik die Überlegung auf, die Drehleitern zu leasen statt zu kaufen. Doch ist ein Leasingmodell wirklich die Lösung? Ein Gutachten bringt jetzt Klarheit.

Auf der Versammlung der Stader Ortsfeuerwehr im Januar präsentierte Ortsbrandmeister Stephan Woitera auch eine Art Pannenstatistik. Er bezeichnete die technische Zuverlässigkeit der beiden 18 bzw. 23 Jahre alten Drehleitern als "bedenklich". Um das Problem deutlich zu machen, führte er ein paar Beispiele auf:

  • Drehleiter Zug II: Mehrfacher Werkstattaufenthalte im Sommer 2024 wegen Startproblemen.
  • Drehleiter Zug I: Ein Defekt am Rettungskorb bestand seit Juni 2024 und war im Januar 2025 noch nicht behoben.
  • Drehleiter Zug I: Im Januar kam es zu einem Totalausfall des Leiterparks. Zum Glück ereignete sich die Panne nur beim Abnehmen einer Lichterkette und nicht bei einem Löscheinsatz.

Woitera wies in diesem Zusammenhang eindringlich darauf hin, "dass die Feuerwehr nur mit den beiden Drehleitern den zweiten Rettungsweg oberhalb des zweiten Obergeschosses sicherstellen kann".

3,2 Millionen Euro für Leasing

Doch was wird die Anschaffung neuer Drehleitern kosten? Dazu ließ die Stadt eine umfassende Wirtschaftlichkeitsanalyse erstellen. Beauftragt wurde das Unternehmen "Lülf plus Sicherheitsberatung" aus Viersen (Nordrhein-Westfalen). Die Beratungsfirma, die auch den Feuerwehrbedarfsplan entwickelt hat, betrachtete die Ausgaben über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Experten ermittelten Kosten in Höhe von mehr als 3,2 Millionen Euro bei einem Leasing der beiden neuen Drehleitern – ohne dass die Fahrzeuge anschließend ins Eigentum der Stadt übergehen. Inklusive Servicevertrag würde das eine monatliche Belastung von rund 27.000 Euro bedeuten​.

Zuschuss des Landkreises

Anders beim Kauf: Hier fallen über denselben Zeitraum insgesamt rund 2,2 Millionen Euro an – inklusive Servicevertrag und abzüglich einer Förderung durch den Landkreis Stade in Höhe von 315.000 Euro. Monatlich läge die Belastung dann bei etwa 18.300 Euro​. Das macht den Kauf unterm Strich rund eine Million Euro günstiger – wobei sich die Feuerwehrautos dann im Eigentum der Stadt befinden. Dieser Punkt ist wichtig: Denn nur Eigentümer der Fahrzeuge erhalten die Förderung des Landkreises Stade, die bei Drehleitern 15 Prozent der Anschaffungssumme betragen kann. Ein Leasing ohne Besitzübergang ist nicht förderfähig, was den finanziellen Abstand zwischen beiden Modellen weiter vergrößert.

Wartungskosten sind mit enthalten

In beiden Szenarien enthalten ist ein Servicevertrag mit dem Hersteller Rosenbauer, der unter anderem die kostspielige Zehnjahreswartung abdeckt. Sie allein würde sonst mit rund 50.000 Euro pro Fahrzeug zu Buche schlagen. Durch die Einbindung in das Servicepaket (Stufe 4 „Pro-Plus“) rechnet sich dieses Modell auch unabhängig von der Finanzierungsart​.

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Fazit: Kauf ist wirtschaftlich sinnvoller

Die Bewertung der Experten ist eindeutig: „Aus gutachterlicher Sicht ist der Fahrzeugkauf in Kombination mit einem zehnjährigen Wartungsvertrag die bestmögliche Option“, heißt es im Fazit der Analyse. Denn: Bei guter Pflege sei sogar eine Nutzung über die kalkulierten zehn Jahre hinaus möglich. Leasing hingegen bindet dauerhaft hohe Mittel – ohne dass die Stadt am Ende Eigentümer ist oder von einem späteren Wiederverkauf profitieren könnte.