In seiner Kunst lebt er weiter: Maler und Bildhauer Hans-Gerhard Rehpenning aus Mulsum ist tot
Erste Pläne für das Bahnhofsatelier / Wanderausstellung und weiter "Kunst statt Koma"
tp. Mulsum. Als seine Kräfte nachließen, wurden seine Holz-Skulpturen kleiner, zuletzt war der blaue Himmel prägendes Motiv seiner Gemälde und nachts schlief er bei offenem Fenster, "damit meine Seele fliegen kann": Der Maler und Bildhauer Hans-Gerhard (Gerd) Rehpenning (65†) ist tot. Er erlag am frühen Freitagmorgen, 19. Oktober, in seinem Wohnatelier im "Künstlerbahnhof" in Mulsum bei Fredenbeck seinem schweren Krebsleiden. Nun übernehmen Familienmitglieder und Freunde die Mammut-Aufgabe, das künstlerische Erbe zu verwalten und der Nachwelt zugänglich zu machen. Und es werden erste Ideen für eine weitere Nutzung der außergewöhnlichen Kunststätte an der Strecke der historischen Ausflugsroute "Moorexpress" gesammelt.
Beim WOCHENBLATT-Ortstermin trug das Haus noch Spuren der Trauerfeier, die auf Wunsch des Künstlers in dessen gewohnter Umgebung am Samstag, 3. November, mit rund 120 Gästen im Atelier stattfand. Reste des Trauerschmucks und ein Ständer für die Urne befanden sich noch im Raum. Im Schlafzimmer in der früheren Wartehalle, wo der alleinstehende und kinderlose Künstler die letzten Stunden seines Lebens im Beisein einer Pflegeschwester vom Hospizdienst verbrachte, ist vieles noch unverändert. An den Wänden hängen zahlreiche Gemälde, darunter Selbstporträts des jungen und älteren Gerd Rehpenning mit seinem markanten Vollbart und dem langen blonden Haar.
Die Schwester des Künstlers, Rita Rehpening, öffnet die Schränke und Abstellkammern, in denen Zeichnungen und Gemälde in Hülle und Fülle lagern. Alles muss katalogisiert und archiviert werden.
Von den schlanken Holzfiguren in stilisierter Menschengestalt, die unter dem Titel "Der lange Weg der Koffermenschen" zum Thema Flucht entstanden und auch in Stade gezeigt wurden, gibt es nur noch wenige Exemplare. Die Holzskulpturen sind in der Sammler-Szene beliebt und daher knapp und steigen nach dem Tod des international anerkannten Bildhauers im Wert.
Rita Rehpenning und Dieter Bremer (62), guter Freund, Sekretär und Vertrauter des verstorbenen Künstlers, legen alles daran, dass Gerd Rehpenning in seiner Kunst weiterlebt und seine Werke weiterhin möglichst vielen Interessierten zur Verfügung stehen. Derzeit läuft noch bis Sonntag, 2. Dezember, die Gruppenausstellung "November 18 - mehr als grau" mit Stücken von Gerd Rehpenning in der Kulturmühle in Malstedt im Landkreis Rotenburg.
Geplant ist zudem eine Fotoserie mit Aufnahmen der "Koffermenschen". Die Fotografien sollen in einer Wanderausstellung präsentiert werden.
Auch die von Gerd Rehpenning ins Leben gerufene Veranstaltungs-Serie "Kunst statt Koma", zu der der Künstler jährlich alternativ zur Vatertags-Sause in sein offenes Atelier einlud, soll fortgeführt werden. "Kunst statt Koma" soll künftig am Himmelfahrtstag an wechselnden Orten in der Region - voraussichtlich auch in der Seminarturnhalle in Stade - stattfinden. Besucher sollen dazu Rehpenning-Kunstwerke mitbringen und Anekdoten erzählen.
Noch offen ist die weitere Nutzung der Künstlerwerkstatt mit den individuell umgebauten Wohnräumen direkt an den Gleisen. "Schön wäre, wenn hier wieder ein Künstler einzieht und das Haus im Sinne meines Bruders und zugleich mit eigenen Ideen weiterführt", sagt Rita Rehpenning.
Bei der EVB in Bremervörde als Eigentümerin und Verpächterin der historischen Immobilie sei man für Vorschläge offen, so Pressesprecherin Andrea Stein. In jedem Fall werde der Bahnhof Mulsum im Zuge der Aufwertung der Moorexpress-Strecke verschönert und umgestaltet.
Über dieses und viele weitere Projekte informiert Dieter Bremer als Webmaster der Künstler-Homepage unter http://www.gerd-rehpenning.de
Online gibt es auch ein Video von der Abschiedsfeier mit der Trauerrede.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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