Alle aktuellen Infos zum Bauernprotest
So laufen die Protestaktionen der Landwirte im Kreis Stade
Die Landwirte haben Ernst gemacht mit ihrer Ankündigung, am heutigen Montag aus Protest gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung mit ihren Treckern auf den Straßen zu demonstrieren. Seit heute Morgen sind auch im Landkreis Stade überall die Trecker unterwegs. Erste Treckerkolonnen rollten bereits vor 6 Uhr über die B73 Richtung Hamburg. Die Polizei rechnet mit massiven Verkehrsbehinderungen. Das WOCHENBLATT liefert alle aktuellen Informationen zur Lage im Kreisgebiet. Diese Info-Seite wird ständig aktualisiert.
Kreisel soll blockiert bleiben
Laut Mitteilung der Polizei wollen die Landwirte den Kreisel Kaisereichen in Stade mit den Zufahrten zur A26, B73, Harburger Streße und Gewerbegebiet Stade-Süd bis Dienstag blockieren. Rund 20 Bauern sollen mit ihren Traktoren vor Ort sein. Es heißt, dass sie dort die Nacht über campieren wollen. Auch die Kreuzung von B73 und B74 ist am Nachmittag wieder von Traktoren blockiert worden. Es bildeten sich erneut Staus.
Aktionen am Nachmittag in Buxtehude
Mehrere Trecker aus dem Harsefelder Konvoi, der auf der B73 und B3 nach Rade unterwegs war, hat auf dem Rückweg einen Abstecher nach Buxtehude unternommen. Hansestraße, Gildestraße und Bahnhofstraße waren zeitweise blockiert. Beim Feierabendverkehr auf der Apensener Straße ging es kaum voran. Wer mit seinem Pkw von Buxtehude in Richtung Apensen und von dort weiter nach Ahlerstedt unterwegs war, musste sich in Geduld üben. Bei einem tempo zwischen 20 und 30 km/h war die Fahrzeit deutlich länger als sonst. Viele Autofahrer ertrugen da langsame Vorankommen stoisch, anderen unternahmen zum Teil waghalsige Überholmanöver, um dann in der nächste Schlange zu landen.
Trecker aus dem Landkreis Stade in Hamburg angekommen
Der Treckerkonvoi von der Stader Geest, der gegen 6 Uhr von Agathenburg gestartet ist, hat gegen 12.30 Uhr die Hamburger City erreicht. "Wir stehen jetzt an den Landungsbrücken, vor uns der alte Elbtunnel und im Hintergrund die Elbphilharmonie. Ein tolles Bild", schwärmt Jungdlandwirt Marvin Bülau aus Apse. "Solch ein Ausflug nach Hamburg unternimmt man ja nicht alle Tage, und schon gar nicht mit dem Trecker." An der Straße bei den Landungsbrücken haben sich die Schlepper aus dem Kreis Stade zum "Gruppenbild" formiert. Laut Bülau soll die Hamburger Innenstadt komplett verstopft sein. Seine Kolonne sei in Richtung Elbe umgeleitet worden, weil das eigentliche Ziel Willy-Brandt-Straße überfüllt sei. Auch Bülau berichtet von positiven Erfahrungen entlang der Strecke: "Die Menschen haben uns zugewunken." Einige hielten sogar Schilder hoch, auf denen ermutigende Sprüche wie etwa "weiter so" standen.
Lecker Erbensuppe in Rade
Die Trecker aus Ahlerstedt und Harsefeld haben ihr Ziel Rade (Landkreis Harburg) erreicht. "Dort hat uns der Wirt leckere Erbsensuppe aus der Gulaschkanone mit Würstchen serviert", berichtet Mathias Fitschen. Die Landwirte zeigten sich erkenntlich und sammelten Geld ein. Schließlich habe es die Gastronimiebranche auch nicht leicht. Nach der Stärkung macht sich die aus rund 90 Treckern bestehende Kolonne wieder auf den Rückweg in den Landkreis Stade. Über B3 und B73 geht es nach Horneburg. "Von dort fahren wir über Issendorf und Harsefeld zurück nach Hause", so Fitschen. Das laufe aber alles ganz gemütlich ab: "Wir zockeln jetzt mit rund zehn Stundenkilometer über die Bundesstraße." Ärger mit Autofahrern habe es nicht gegeben - ganz im Gegenteil: Es gebe viele Zustimmung. Fitschen findet es auch erfreulich, dass sich uch Viehhändler und andere Gewertreibende vom Land in den Konvoi eingereiht haben.
Kreuzung B73/B74 soll wieder frei sein
"Ganz aktuell ist mir gemeldet worden, dass in Stade jetzt die Kreuzung von B73 und B74 frei sein soll", erklärt Polizeisprecher Rainer Bohmbach um 11.15 Uhr. Der Kreisel Kaisereichen und damit die Auffahrt zur A26 sei aber immer von 23 Traktoren blockiert. Im Stader Stadtgebiet komme es weiter zwischenzeitlich zu Staus, weil die Landwirte punktuell einzelne Kreuzungen blockieren. Betroffen sei u.a. der Kreisel Schölischer Straße/Freiburger Straße gewesen. Auch auf dem sogenannte nRing um die Stader Altstadt komme es immer wieder zu Verkehrsbehinderungen. Von anderer Quelle wiederum wird berichtet, dass der Ring problermos befahrbar sei.
Treckerkonvoi aus dem Landkreis Stade kurz vor Hamburg
Der zweite Treckerkonvoi, der gegen 6 Uhr nach Hamburg gestartet ist, befindet sich vor den Toren der Hansestadt. Gegen 9 Uhr fährt die aus rund 70 bis 80 Schleppern bestehende Kolonne auf der B75 Richtung Elbbrücken. Mit dabei ist Junglandwirt Marvin Bülau aus Aspe. "Wir haben uns zunächst in Hollenbeck getroffen und sind dann zum Sammelpunkt in Agathenburg weitergefahren", berichtet Bülau. "Wir sind schon eine beeindruckende Truppe", meint Bülau. Wo es genau hingeht, könne er gar nicht sagen. "Ich habe mich einfach mit eingereiht. Die ganz vorne werden schon wissen, wo wir hinfahren." Ärger habe es unterwegs bisher nicht gegeben. Die geplante Kundgebung auf der B4 (Ludwig-Erhard-Straße/Willy-Brandt-Straße) mitten in Hamburg soll inzwischen von den Organisatoren abgesagt worden sein. Die gesamte Verlauf der B4 zwischen Meßberg und Millerntorplatz ist aber für den Verkehr gesperrt, weil sich dort die Bauern mit ihren Treckern aufhalten.
Treckerkonvoi auf dem Weg nach Rade
Die Trecker, die von Harsefeld aufgebrochen sind, haben sich nach einem Zwischenstopp auf dem Pfingstmarktplatz in Buxtehude-Neukloster wieder auf den Weg gemacht. "Wir wollen in Ovelgönne auf die B3 nach Rade abbiegen", berichtet Mathias Fitschen, der mit seinem Schlepper den Konvoi anführt. In Rade soll noch einmal pausiert werden. "Dann besprechen wir, ob es weiter nahc Hamburg geht oder wir ein anderes Ziel ansteuern", so Fitschen, der Vorsitzender des Bezirksverbands Harsefeld beim Niedersächsischen Landvolk ist. Er freut sich über die bisherige positive Resonanz: "Viele Passanten und auch Autofahrer machen das Zeichen 'Daumen hoch', wenn unsere Kolonne an ihnen vorbeifährt." Die Landwirte wollen mit ihrer Protestaktion schließlich auch niemanden ärgern, sondern nur auf ihre Probleme aufmerksam machen.
Landfrauen unterstützen Trecker-Protest
In Harsefeld wurden die Treckerkaravane um 9 Uhr morgens von den Harsefelder Landfrauen erwartet. Mit einer Menschenkette zeigten rund 35 Mitglieder und weitere Sympathisanten ihre Solidarität mit den protestierenden Landwirten. "Die Landfrauen machen sich stark für die Lebensqualität im ländlichen Raum", erklärt die Hasrefelder Landfrauen-Vorsitzende Birgit Dammann-Tamke. "Es darf nicht sein, dass mit den Landwirten ein Prozent der Bevölkerung zehn Prozent der Gesamteinsparungen tragen soll. Täglich schließen zehn Höfe, weil die Betreiber die ständig ansteigenden Anforderugen nicht mehr bewältigen können und es keine Planungssicherheit mehr gibt."
"Das Maß ist voll", stimmt Birgit Butter zu. Die CDU-Landtagsabgeordnete ist ebenfalls Mitglied der Harsefelder Landfrauen. "Die heutige Protestaktion wurde zwar durch die Themen Agrardiesel und Befreiung von Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge ausgelöst, aber es geht um die Akzeptanz der Landwirtschaft, die durch die zunehmende Regulierung immer größere und existentielle Probleme bekomm. Ich hoffe auf einen friedlichen Protest."
Auch die Trecker aus Ahlerstedt und Harsefeld sind gestartet
Mit rund 50 Traktoren ist nach 8 Uhr der Bauernprotest in Ahlerstedt gestartet. Auf dem Edeka-Parkplatz in der Ortsmitte fanden sich ab 7.30 Uhr zahlreiche Landwirte ein, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu protestieren. "Es geht uns nicht nur um den Agrardiesel", sagt Klaus Eckhoff, Vorsitzender des Bezirksverbands Ahlerstedt beim Niedersächsischen Landvolk. Schon seit Jahren ziehe die Politik den Landwirten den Boden unter den Füßen weg. Die überbordende Bürokratie sei eine große Belastung. Die geforderte Stilllegung von Flächen ergebe bei weltweiter Nahrungsmittelknappheit keinen Sinn. Insbesondere die nachfolgende Generation von Landwirten habe Angst vor großen Investitionen, die jedoch für den Fortbestand ihrer Betriebe wichtig seien. Eckhoff freute sich deshalb besonders, dass an der Protestaktion aus Ahlerstedt so viele junge Leute teilnehmen.
Kurz vor dem Start schwor Eckhoff die Gruppe noch einmal auf die Regeln des Protestes ein. "Unsere Aktion ist bei der Polizei als Demonstration angemeldet", sagte er. Wichtig sei, sich an die Regeln zu halten. Durch den langsam rollenden Konvoi entstehe genug Stillstand. Zudem sollten die Traktoren zum Vordermann genug Abstand halten, um Pkw das Überholen und Einscheren zu ermöglichen. Allerdings: Eine Kolonne gelte verkehrsrechtlich als ein Fahrzeug, sodass in der Kolonne auch über Rot gefahren werden dürfe. Eckhoff wies ausdrücklich darauf hin, dass keine politischen Parolen erlaubt seien.
Zwei Frauen begleiten die Protestfahrt
Die Landwirte fuhren mit ihren Traktoren zunächst nach Harsefeld, um dort eine weitere Gruppe aufzunehmen. Anschließend geht es weiter mit dem Ziel Hamburg. Wie weit man käme und wo man umdrehe, wusste keiner der Landwirte zu sagen. Das sei situationsabhängig. "Für unseren Protest nutzen wir die Möglichkeiten, die wir haben. Wir hoffen, dass es friedlich bleibt", sagt Eckhoff.
An dem Konvoi beteiligten sich auch einige Nicht-Landwirte. Eine Frührentnerin und ihre Tochter reihten sich mit ihrem Pkw in die Kolonne ein. "Wir müssen die Landwirte unterstützen, denn sie versorgen uns mit gesunden Lebensmitteln", sagen sie. "Wenn vor Ort keine Nahrung mehr angebaut werden, sind wir auf Importe angewiesen. Das ist sowohl klimaschädlich als auch gesundheitlich bedenklich. Denn im Ausland werden Lebensmittel oft stärker behandelt als bei uns."
Polizei stoppt Trecker aus dem Alten Land in Finkenwerder
Der Trecker-Konvoi aus dem Alten Land, der um 4.30 Uhr in Neuenkirchen nach Hamburg aufgebrochen ist, wird beim Werkstor von Airbus in Finkenwerder von der Polizei gestoppt. "Wir haben hier rund eine Stunde gestanden. Auch die Airbus-Mitarbeiter, die zur Schicht wollten, steckten fest und kamen nicht auf das Werksgelände", berichtet einer der Landwirte. Zerschlagen hat sich auch der Plan, über die Köhlbrandbrücke in die Hamburger Innenstadt zu fahren. Die Polizei hat das Befahren der Brücke mit den Traktoren untersagt. Diese Strecke war im Vorfeld nicht angemeldet worden. Nun fährt der Konvoi über Neugraben zur B73, um sich dort dem Haupttross aus dem Landkreis Stade anzuschließen. Insgesamt sollen rund 200 Traktoren aus dem Alten Land unterwegs sein.
Trecker sind im gesamten Stader Stadtgebiet unterwegs
Die Protestaktionen der Landwirte verlaufen im Kreisgebiet offensichtlich friedlich. Laut Polizeisprecher Rainer Bohmbach hat es noch keine Vorfälle gegeben, bei denen die Situation womöglich wegen genervter Verkehrsteilnehmer eskaliert wäre. Er mahnt die Autofahrer, sich in Geduld zu üben. "Die Trecker sind im gesamten Stader Stadtgebiet unterwegs, blockieren mal dort für 20 Minuten - und sind danach wieder an einer anderen Stelle." An der Kreuzung B73/B74 soll laut Bohmbach derzeit nichts mehr gehen. Nach seinen Informationen können Autofahrer zeitweise in kleinen Kolonnen die Kreuzung passieren. In den ländlichen Kommunen scheint es keine Schwierigkeiten zu geben. "Von dort habe ich noch nichts gehört, dass es zu Problemen gekommen wäre."
Staus in Stade / Autobahnzufahrt blockiert
Die Autobahn A26 lässt sich derzeit offenbar weitgehend problemlos befahren - wenn man sie denn erreicht. In Stade ist aktuell die Auffahrt zur A26 in Stade. Der dortige Kreisel bei Kaisereichen (Nähe McDonalds) ist blockiert. Polizei hat sich am Übergang von B73 zur A26 postiert. Es bilden sich längere Staus. So gut wie nichts geht mehr an der Kreuzung von B73 und B74. Die Autos, die Richtung Stader Innenstadt fahren wollen, stecken auf der B74 im Stau. Auf der B73 soll die Kreuzung eingeschränkt passierbar sein.
Pendler müssen sich gedulden
Auf den beiden Haupt-Pendlerrouten aus dem Landkreis Stade nach Hamburg, der B73 sowie der L140 durch das Alte Land, fließt der Verkehr nur sehr zäh. Die Landwirte hatten angekündigt, diese Routen nicht zu blockieren. Der Verkehr soll lediglich ein wenig "entschleunigt" werden, heißt es vom Landvolk. Das ist den Landwirten gelungen. Wegen der Glättewarnung des Deutschen Wetterdienstes sollten die Autofahrer ohnehin nicht zu schnell fahren.
Auch in Fredenbeck haben sich die Landwirte versammelt. Sie machen sich auf den Weg nach Stade - über zwei Routen: einmal über Deinste und die Landesstraße zur K30 (östliche Stader Umgehung) nach Agathenburg, und dann über Schwinge zur B74 Richtung Stade.
Trecker blockieren Kreuzung
In Stade wird schon vor 5 Uhr die Kreuzung der beiden Bundesstraßen B73 und B74 (Bremervörder Straße) von Treckern blockiert. Die Polizei postiert sich mit einem VW-Bus auf einem Radweg und beobachtet die Szenerie.
Treckerfahrer versammeln sich bei Agathenburg
Bereits gegen 5 Uhr versammeln sich die Landwirte auf dem vereinbarten Treffpunkt an der B73 bei Agathenburg eingefunden, um von dort Richtung Hamburg aufzubrechen. Die erste Kolonne passiert Buxtehude kurz vor 6 Uhr. Hinter dem der Konvoi der blinkenden Traktoren, unter den sich auch einige Speditions-Lkw gemischt haben, zieht sich eine lange Schlange von Pkw. Durch die Buxtehuder Altstadt fährt ein Trecker, der mit einer lauten Fanfare auf sich aufmerksam macht.
Die Landwirte aus dem Kreis Stade, die sich auf den Weg nach Hamburg machen, beteiligen sich dort mit Berufskollegen aus dem gesamten Umland der Elbmetropole an einer Sternfahrt. Auf zwölf Routen sollen bis zu 2.000 Bauern mit ihren Traktoren Richtung Hamburger Innenstadt rollen, um dort an einer zentralen Kundgebung teilzunehmen.
(Texte von Jörg Dammann [jd], Stephanie Bargmann [sb]) und Nicola Dultz [wd])
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