Bundesanwaltschaft lässt den Syrier Wesam A. festnehmen
Stader Kicker steht unter Terrorverdacht
tk. Stade. Seit Oktober 2015 lebt der Syrer Wesam A. (32) in Deutschland. In Stade wurde er am Montag von Spezialkräften des Landeskriminalamts (LKA) festgenommen. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe verdächtigt den Mann, Mitglied einer Terrorgruppe zu sein. Er soll schwer bewaffnet in Syrien an Kämpfen beteiligt gewesen sein. Wesam A. sitzt in Untersuchungshaft. Das hat ein Richter am Bundesgerichtshof angeordnet.
Wer der Syrer ist, was er konkret getan haben soll - es gibt viele Fragen, aber derzeit nur wenige Antworten. Nach unbestätigten Angaben hat Wesam A. subsidiären Schutz genossen. Das heißt: Er durfte, auch mit einer langfristigen Perspektive, in Deutschland bleiben. Eine Abschiebung nach Syrien habe nicht gedroht.
Ob und wie der Mann integriert war, ist eine offene Frage. Er hat in der 1. Herren des Stader Post SV Fußball in der 3. Kreisliga gespielt. Kontakte zu Mitspielern habe er nicht gehabt, so der Post-SV-Vorsitzende Peter Wahlen. Weder zu Deutschen noch zu Vereinskollegen mit Migrationshintergrund. Wesam A. galt als guter Fußballer.
Besonders gut Deutsch habe er aber nicht gesprochen. Wahlen beschreibt ihn als "eher verschlossen". Dass er religiös gewesen sei oder politisch radikale Einstellungen vertreten habe, sei von niemandem beobachtet worden. Wahlen sagt, dass für Wesam A., genauso wie für jeden anderen auch, die Unschuldsvermutung gelte, bis ein Gericht ein Urteil gefällt habe. Es könne schließlich auch sein, so Wahlen, dass er letztendlich vor dem Terror geflohen sei.
Die Bundesanwaltschaft hält sich mit detaillierten Angaben zurück. Wie der Mann ins Visier der Ermittler geraten ist, bleibt damit noch offen. Konkret wirft sie ihm vor, in Syrien Mitglied der "Liwa Al-Izza Lil-lah" gewesen zu sein. Das Ziel dieser kleinen Terrorgruppe sei, neben dem Kampf gegen das Assad-Regime, die Errichtung eines Gottesstaates gewesen, so ein Sprecher der Karlsruher Ermittlungsbehörde. Diese Terrorgruppe hat in Syrien mit der weitaus größeren "Al-Nusra-Front" zusammengearbeitet. Die wiederum ist ein Ableger der Terrorgruppe "Al-Qaida".
2013 soll Wesam A. an Kämpfen beteiligt gewesen sein. Der 32-Jährige sei dabei mit einem Schnellfeuergewehr bewaffnet gewesen. Zudem habe er Patrouillendienste versehen. Nach unbestätigten Angaben ging es bei den Kämpfen um Auseinandersetzungen an einem Euphrat-Staudamm. Der IS und andere Terrororganisationen haben gezielt Staudämme besetzt, um das umliegende Land entweder auszutrocknen oder zu fluten.
So wie es scheint, hat die Bundesanwaltschaft sehr konkrete Vorwürfe gegen den Mann aus Stade. Wieso Wesam A., wenn er tatsächlich ein gesuchter Terrorist gewesen sein sollte, dann mit seinem Namen, Geburtsdatum und Foto als Spieler des Post SV im Internet zu finden war, ist eine der Fragen, auf die es noch keine Antwort gibt.
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