Bilanz zum Fall des verschwundenen Arian
"Wir werden mit Fragezeichen leben müssen"

Feuerwehr, Polizei und viele andere Einsatzkräfte hatten Arian auch rund um Elm gesucht | Foto: Rolf Hillyer-Funke/FF SG Oldendorf-Himmelpforten
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Dass ein Ernstfall schneller eintreten kann, als man sich das vorstellt, erlebten viele Menschen hautnah vor vier Monaten, als in Elm im Landkreis Rotenburg/Wümme der sechsjährige Arian verschwand: Am Montag, 22. April, hatte der autistische Junge sein Elternhaus mit unbekanntem Ziel verlassen und war nicht zurückgekehrt.

Viele Nachbarn, Freunde und auch einfach betroffene Bürger hatten sich Ende April an der acht Tage dauernden intensiven Suche nach Arian (6) beteiligt. Hunderte Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehren, DLRG und anderen Rettungsdiensten, darunter allein 1.300 Soldaten der Bundeswehr, waren acht Tage lang unterwegs gewesen und hatten ein insgesamt 5.300 Hektar großes Gebiet um Arians Heimatort Elm abgesucht - vergeblich. Trotz großen Aufgebots an Helfern auch aus den umliegenden Landkreisen konnte das Kind zwei Monate später nur tot auf einer nur drei Kilometer von Arians Elternhaus entfernten Wiese in Behrste-Estorf geborgen werden - obwohl Einsatzkräfte die Stelle "mehrfach gesucht" haben, wie Polizeisprecher Heiner van der Werp erklärt. Konnte die Polizei inzwischen ermitteln, wie es dazu kommen konnte? Auch sonst blieben viele Fragen offen. Das WOCHENBLATT fragte nach:

• Warum hat man Arian nicht gefunden, obwohl die Wiese mehrfach abgesucht worden ist? "Das wissen wir auch nicht", gibt van der Werp zu. Wird noch untersucht, ob Fehler in der Suche gemacht wurden, um in zukünftigen Fällen effektiver zu sein? "Das wird nicht untersucht", sagt van der Werp. "Alle Beteiligten haben sich das natürlich gefragt. Aber es ist an der Stelle mehrfach gesucht worden, soviel wissen wir." Wer hat dort gesucht? Van der Werp: "Das ermitteln wir nicht." Und das Kind sei am Rande der Wiese an einer "schwierigen" Stelle gefunden worden.

• Woran ist Arian gestorben? Konnte man herausfinden, wann das Kind gestorben ist, ob es sich schon während der Suche auf der Wiese befand? "Die Rechtsmedizin kann das nicht beantworten", so van der Werp. Ein Hinweis auf ein Verbrechen liege nach wie vor nicht vor.

• Warum hat man nicht alle möglichen Hilfsorganisationen angefordert? Tatsächlich fragen sich zum Beispiel Rettungshundestaffeln aus Niedersachsen, warum man sie nicht angefordert hat. Allein der Bundesverband zertifizierter Rettungshundestaffeln BZRH hatte mehrfach seine kostenlose Hilfe auch durch Flächensuchhunde angeboten, die - anders als Mantrailer - große Flächen besonders schnell absuchen können. "Geprüfte Rettungshunde schaffen bis zu 100.000 Quadratmeter Fläche oder drei bis vier Kilometer lange Trails. Ein Einsatz ist kostenfrei und ehrenamtlich", erklärte der BZRH-Vorsitzende Sebastian Fröhlich. "Alle Staffeln trainieren für solche Einsätze und stehen dafür jederzeit zur Verfügung." "Es waren Mantrailer vor Ort", sagt van der Werp. Ob und wie viele Flächensuchhunde vor Ort waren, wisse er nicht, das würden Fachleute entscheiden, aber: "Wir hatten genug Einsatzkräfte."

• Warum hat man die aktive Suche schon nach acht Tagen beendet? Nach acht Tagen äußerst aufwendiger aktiver Suche hatte die Polizei die Strategie gewechselt: Statt einer flächendeckenden Suche hatte man eine Ermittlungsgruppe gebildet, die schwerpunktmäßig Hinweise verfolgte. "Fachleute hatten uns versichert, dass es im Grunde keine Chance mehr gab, den Jungen noch lebend zu finden." Denn Arian nahm als Autist möglicherweise Hunger- und Durstgefühle nicht wie andere wahr, versorgte sich eventuell nicht selbst. Auch Nachtfröste hatten diese Einschätzung bestärkt.

Die Polizei wird den offenen Fragen nicht weiter nachgehen, betonte van der Werp. "Wir haben den Einsatz natürlich besprochen und aufgearbeitet. Aber wir konnten nicht alle Fragen beantworten. Mit einigen Fragezeichen werden wir leben müssen, so schwer das auch ist." Die Ermittlungsgruppe der Polizei gebe es zwar noch, doch die arbeite zurzeit noch die restlichen vorliegenden Hinweise ab.

Zeugenhinweis führt zur Schwebefähre nach Osten-Hemmoor
Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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