Landkreis Stade
70 Jahre Patenschaft zum ehemals ostpreußischen Goldap

Landrat Kai Seefried besucht die Ausstellung im Patenschaftsmuseum
 | Foto: Landkreis Stade / Daniel Beneke
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Mit einer Festveranstaltung im Pferdestall wurde am Samstag der 70. Geburtstag der Patenschaft des Landkreises mit dem ehemaligen Landkreis Goldap in Ostpreußen, heute ein Teil Polens, begangen. Landrat Kai Seefried führte durch die Veranstaltung und hob die vielfältige Unterstützung des Landkreises Stade auch für den heutigen Landkreis Goldap hervor.

Eng sind nach wie vor die Kontakte in den heutigen Landkreis Goldap in Polen. Erst im Frühjahr hatte die Johanniter-Unfallhilfe auf Initiative des Landkreises Stade einen Lastwagen mit Hilfsgütern zur Versorgung der dort untergebrachten Vertriebenen aus der Ukraine nach Goldap gebracht. Zuletzt fand ein solcher Hilfstransport vor 40 Jahren statt. Die Unterstützung der Kreisgemeinschaft habe in den vergangenen 70 Jahren nie zur Diskussion gestanden und werde auch in Zukunft bestehen bleiben, sagte Landrat Seefried.

Film über das Patenschaftsmuseum

Herausragend sei auch die Arbeit der Ehrenamtlichen im Patenschaftsmuseum, stellvertretend dankte Seefried dem Ehepaar Annelies und Gerhard Trucewitz für die Museumsarbeit. Das Museum wird von der Kreisgemeinschaft Goldap in einem Gebäude des Landkreises Stade an der Harsefelder Straße 44a in Stade betrieben. Der Landkreis hat einen Film über das Museum produzieren lassen, der vor allem Schüler- und Jugendgruppen zu einem Besuch animieren soll. Das Video wird auch auf der Landkreis-Internetseite veröffentlicht.

Kreisvertreter Stephan Grigat – er steht der Kreisgemeinschaft Goldap seit nunmehr 30 Jahren vor – dankte dem Landkreis Stade für die nunmehr sieben Jahrzehnte währende Freundschaft und Unterstützung: „Das werden die Goldaper den Stadern nicht vergessen.“ Auch er lobte das Patenschaftsmuseum als einen Anlaufpunkt für alle Generationen. Die Patenschaft müsse in die Zukunft geführt werden, waren sich Landrat und Kreisvertreter einig: „Wir haben noch viel vor.“

Goldap-Geschichte ist eine Mahnung an Europa

Der Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann nahm in seinem Grußwort Bezug auf den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Region Goldap an der russischen Grenze sei durch die Bedrohung unmittelbar betroffen. Doch Heimat sei stärker als jede Aggression. Grundmann: „Flucht und Vertreibung darf es nie wieder geben in Europa.“ Die Geschichte der vertriebenen Ostpreußen sei eine Mahnung.

Ebenfalls zum Programm gehörte ein Bildervortrag der Lehrerin Lena Hammann, die von ihren Begegnungen mit in Ostpreußen geborenen und später nach Niedersachsen übergesiedelten Menschen und ihrer ganz persönlichen Reise auf deren Spuren durch Ostpreußen berichtete. Für ein zu dem Thema verfasstes Buch und einen Audiobeitrag war sie bereits von der Landesbeauftragen Westmann mit einem Preis bedacht worden. Das Jazz-Duo sorgte für den musikalischen Rahmen.

Die Kreisgemeinschaft Goldap richtete mit Unterstützung des Landkreises Stade am Sonntag auch die traditionelle Gedenkveranstaltung am Mahnmal in den Stader Wallanlagen aus. Festredner war der Chefredakteur der Preußischen Allgemeinen Zeitung, Rene Nehring. Er hob hervor: „Das, was die Vertriebenen in den vergangenen 75 Jahren geleistet haben, ist enorm.“ Die Kreisgemeinschaften und Landsmannschaften seien wichtige Begleiter der deutschen und europäischen Geschichte. „Niemand ist als Brückenbauer Richtung Osten besser geeignet als die Deutschen, die dort ihre Wurzeln haben“, sagte der Journalist.

Über die Patenschaft

Der Landkreis Stade hat 1952 die Patenschaft für den ostpreußischen Landkreis Goldap übernommen. Dieser bestand von 1818 bis 1945. Viele Menschen aus dem Kreis Goldap hatten nach schrecklichen Kriegsjahren im Landkreis Stade eine neue Heimat gefunden. Mitten in der Stader Innenstadt, am Platz am Sande, standen einst Baracken, in denen die Vertriebenen aus Goldap aufgenommen wurden.

„Die Urkunden, die diese Patenschaft seit 70 Jahren bezeugen, hängen in dem Flur vor meinem Büro. Dass die Urkunden gerade hier an diesem repräsentativen Ort hängen, unterstreicht für mich die Botschaften, die eine solche gelebte Partnerschaft transportiert“, sagt Landrat Kai Seefried. „Die Botschaften lauten: Verbinden statt Trennen, Gemeinsamkeit statt Spaltung, Solidarität statt Gegeneinander. Diese Partnerschaft ist damit auch eine aktive Arbeit für den Frieden.“

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Aufnahme von mehr als 2300 Vertriebenen aus der Ukraine im Landkreis Stade sagt Seefried: „Die Bilder von damals werden wieder aktuell. Flucht und Vertreibung, die wir jahrzehntelang nicht kannten, gehören wieder zum Alltag. Ich hatte nicht geglaubt, dass wir so etwas noch einmal erleben müssen. Umso wichtiger ist für mich diese gelebte Partnerschaft.“

Redakteur:

Svenja Adamski aus Buchholz

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