Alles für den strengen Herrn
Nach Filmstart "Shades of Grey": Run auf Sado-Maso-Acessoires im Internet / Verhaltene Nachfrage im Einzelhandel
ab/tp. Stade. In manchen Baumärkten werden Seile, Kleberollen und Kabelbinder knapp, Buchläden schlagen große Leseecken für Sado-Maso-Literatur frei, auch in vielen Sex-Shops und im Internet-Erotik-Handel boomt das Geschäft mit Knebeln und Peitschen. Der Hype um die Sado-Maso-Romanze "Fifty Shades of Grey", die nach der Veröffentlichung des Millionen-Seller-Romanes in der Valentinswoche als Film in den Kinos angelaufen ist, beschert den Händlern eine erhöhte Nachfrage. Auch im Landkreis Stade klingelt dank der prickelnden Story der britischen Autorin E. L. James beispielsweise im Buchhandel die Kasse.
Dieter Kebernik, Betreiber des kleinen Erotikladens "Sie & Er" in Buxtehude, kann einen extremen Run auf "Shades of Grey"-ähnliche Accessoires nur bedingt bestätigen: "Das Interesse an Handschellen, kleinen 'Peitschen' und Ähnlichem war in meinem Laden auch vor dem Erfolg von Buch und Film vorhanden. Vielleicht gibt es noch einen spürbaren Anstieg, wenn der Streifen noch länger in den Kinos ist." Kebernik erklärt sich den großen "Shades"-Erfolg durch die intensive Werbung. Meinungen, die ihm zum Erotik-Blockbuster selbst zu Ohren gekommen sind, waren eher negativ: "Häufig hieß es, der Film sei etwas langweilig, das dargestellte Machtgefälle hingegen ganz interessant."
Fabian Wolff, Projektmanager des Erotik-Versandhauses "Orion" aus Flensburg, spricht hingegen schon von einem enormen Anstieg bei Bestellungen seit den großen Erfolgen der "Shades of Grey"-Reihe und dem Filmstart. "Als der Film anlief, haben wir ein Buch mit ähnlichem Thema rausgebracht unter dem Titel 'Nackt und gefesselt'. Im Handumdrehen haben wir davon 20.000 Stück verkauft. Für einen einzigen Titel bei uns schon beachtliche Zahlen." Auch seien Bestellungen von "Shades"-ähnlichen Accessoires massiv nach oben geschnellt. "Beispielsweise verkauft sich eine bestimmte Sorte Handschellen und Augenmasken derzeit wie geschnitten Brot", so der Flensburger. Der Erotikhandel partizipiert also am "Shades"-Hype, doch erklären kann sich "Fachmann" Wolff das unglaubliche Interesse an der bitterzarten SM-Romanze auch nicht. "Ich glaube, dass sich mancher mehr von dem Film verspricht. Ich habe ihn nicht gesehen, aber gehört, dass die Liebesszenen teilweise sehr romantisch sind. Ein Film unter FSK18 mit eindeutigeren Szenen würde wohl eher die Erwartungen des Publikums erfüllen."
In dem Sado-Maso-Roman geht Protagonist Christian Grey in einen Baumarkt, um Kabelbinder und Co. für Fesselspiele mit seiner Geliebten zu kaufen. Während eine große britische Baumarkt-Kette vor dem Filmstart sein Personal in Erwartung auf einen Kunden-Ansturm dazu anhielt, "Fifty Shades of Grey“ zu lesen und dazu Bücher an seine mehr als 300 Filialen verteilte, geht es in einem großen Stader Baumarkt weiterhin eher konservativ zu. Auf WOCHENBLATT-Nachfrage lehnte der Filial-Chef einen Fototermin ab. Man habe weder Vorkehrungen wie eine Bevorratung mit einem besonderem Sortiment getroffen noch plane man irgendwelche Aktionen - auch aus Rücksicht auf den hohen Anteil älterer und bodenständiger Kunden: So etwas könne bei denen auch "nach hinten losgehen". Doch wer sieht einem typischen Baumarkt-Kunden mit Latzhose und Karohemd, der Ketten, Karabiner-Haken und Holzpflöcke in einen Einkaufswagen lädt, schon an, ob er sich nicht am Abend in einen strengen "Mr. Grey" verwandelt?
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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