Neue EU-Regel: Keine Textilien in den Müll werfen
Altkleider-Recycling: Das gilt in den Kreisen Harburg und Stade

Eine Sammelstelle im Stader Stadtteil Hahle. Dort stehen gleich sechs Altkleidercontainer | Foto: Malte Neumann
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  • Eine Sammelstelle im Stader Stadtteil Hahle. Dort stehen gleich sechs Altkleidercontainer
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Die meisten haben längst ihre Wintersachen an die Garderobe gehängt. Der Klamottenwechsel im Kleiderschrank ist der ideale Zeitpunkt, nicht mehr getragene Bekleidung auszusortieren. Doch aufgepasst: Die abgelegten Anziehsachen dürfen künftig nicht mehr im Hausmüll landen. Ab dem 1. Januar tritt eine Neufassung der EU-Abfallrahmenrichtlinie in Kraft, nach der ein Recycling von Altkleidern zwingend vorgeschrieben ist. Gebrauchte Kleidung muss dann auf jeden Fall in einen Altkleidercontainer geworfen werden. Wer Jacke, Hose und Co. in die Mülltonne schmeißt, muss damit rechnen, dass diese nicht entleert wird. Außerdem kann ein Bußgeld fällig werden. 

Landkreise müssen neue Richtlinie umsetzen

Mit der neuen Vorschrift soll die Recyclingquote für gebrauchte Textilien in der EU erhöht werden. Die Landkreise sind als zuständige Stelle für die kommunale Abfallentsorgung nun in der Pflicht, die EU-Vorgabe umzusetzen. Aber weder beim Landkreis Stade noch beim Landkreis Harburg sieht man derzeit größere Probleme. In beiden Kreishäusern wird auf ein dichtes Sammelnetz in der Region verwiesen: Es stünden hunderte Container von gewerblichen Sammlern und gemeinnützigen Organisationen bereit. Aber genau bei diesem Punkt könnte es dann doch problematisch werden: Der Markt für Altkleider liegt quasi am Boden. 

Schwieriger Markt für Altkleider 

Die Zeiten, in denen mit gebrauchten Textilien gutes Geld verdient wurde, sind längst vorbei. Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit derzeit in aller Munde ist und das Tragen von gebrauchten Klamotten inzwischen zum Lifestyle gehört: Second-Hand-Ware lässt sich nur dann gewinnbringend verkaufen, wenn es sich um Markenartikel handelt. Für die große Masse an getragenen Billigtextilien finden sich kaum noch Abnehmer. Der Grund ist die minderwertige Stoffqualität dieser Wegwerfware, die nach kurzer Tragezeit bereits außer Form gerät und abgelegt wird. Dieser Textilmüll wird oftmals nach Afrika verschifft, wo sie dann verbrannt wird oder auf wilden Deponien landet. Entsprechend sind die Preise für Altkleider in den Keller gegangen. Erste Textilverwerter mussten bereits Insolvenz anmelden - wie beispielsweise das Unternehmen SOEX, das u.a. im Auftrag der DLRG Sammelcontainer in den Landkreisen Stade und Harburg aufgestellt hat.

 

Landkreis Harburg lässt zusätzliche Container aufstellen

Es stellt sich daher die Frage, wie lange sich das bisherige System der von kommerziellen Unternehmen und  karitativen Einrichtungen aufgestellten Sammelcontainer aufrechterhalten lässt. Würde der Markt für gebrauchte Klamotten zusammenbrechen, müssten die Landkreise in die Bresche springen. Sie wären dann in der Pflicht, selbst ein Entsorgungsnetz für Altkleider aufzubauen oder in Auftrag zu geben. Der Landkreis Harburg unternimmt in dieser Hinsicht schon einen ersten Schritt: "Auf fünf seiner Entsorgungsanlagen im Kreisgebiet wird der Landkreis Harburg zusätzlich Sammelcontainer für gebrauchte Textilien aufstellen", teilt Landkreis-Sprecher Andres Wulfes auf WOCHENBLATT-Anfrage mit. Für den Betrieb der Container habe man einen Konzessionsnehmer aus Bremen gefunden.

Folgende Standorte sind vorgesehen: 

  • Müllumschlaganlage Nenndorf, Am Hatzberg 2
  • Kompostplatz Drage, Winsener Straße 2 d
  • Kompostplatz Tostedt-Todtglüsingen, Harburger Straße 26
  • Wertstoffannahmestelle Ardestorf, Ardestorf 15 b,
  • Wertstoffannahmestelle Hanstedt, Vor dem Bruch 9

Landkreis Stade erweitert bei Bedarf Kapazitäten

Diese Sammelstellen stellen laut Wulfes aber nur eine Ergänzung zu den Containern gemeinnützigen und gewerblichen Altkleidersammler dar. Man wolle zu diesen nicht in Konkurrenz treten, sondern einfach nur die Kapazitäten erhöhen. Knapp zwei Drittel der eingesammelten Textilien soll als Second-Hand-Kleidung weitervermarktet werden, 30 Prozent werden recycelt (z.B. Putzlappen oder Dämmmaterial) und ein kleiner Rest geht in die Verbrennung. Auch beim Landkreis Stade gibt es ein entsprechendes Angebot: Dort sind Altkleider-Container des DRK auf den Abfallwirtschaftszentren in Stade und Buxtehude sowie auf dem Wertstoffhof in Oldendorf aufgestellt. "Nach Bedarf könnten die Stellflächen dort aufgestockt werden", erklärt Landkreis-Sprecher Daniel Beneke. Nach seiner Auskunft ist es möglich, weitere Stellplätze auf den Wertstoffhöfen in Fredenbeck-Wedel und Wischhafen einzurichten, um die Kapazitäten zu erhöhen.

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Hochwertige Altkleidung in die Kleiderkammer bringen

In den Kreishäusern in Winsen und Stade hofft man weiter, dass das bisherige System erhalten bleibt. Wenn nicht, müssten die Landkreise als öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger in eigener Regie neue Strukturen schaffen oder wie bei Restmüll-, Bio- und Altpapiertonne entsprechende Konzession an Firmen vergeben. Das hätte dann zur Folge, dass die Müllgebühren erhöht werden. Noch ein Tipp: Wenn es sich um neuwertige und gut erhaltene Kleidungsstücke von hoher Qualität handelt, sollten diese zu einer Kleiderkammer gebracht werden. Dann ist auf jeden Fall sichergestellt, dass die Kleidungsstücke dort ankommen, wo sie gebraucht werden, und nicht als Putzlappen enden.

Kommentar: Erneut Gesetze zu Lasten der Bevölkerung

Das ist mal wieder typisch EU: Gut bezahlte Politiker im Europäischen Parlament erlassen vom Schreibtisch aus wohlgemeinte Gesetze, die in der Praxis zu Lasten, insbesondere der berufstätigen Bürgerinnen und Bürger sowie älterer Menschen gehen.
Selbstverständlich ist eine hohe Recyclingquote bei Altkleidern gut, die weiter getragen werden können, wenn sie nicht mehr gefallen oder nicht mehr passen. Allerdings gibt niemand, der verantwortungsvoll ist, zerschlissene, kaputte oder befleckte Kleidung in Container oder an soziale Einrichtungen ab.
Dafür soll es nun also weitere "Sammelstellen" geben.
Zuhause Verpackungsmüll, Restmüll, Bioabfall, Papier und Glas trennen. Darin sind die Deutschen bereits geübt, auch wenn in der Wohnung oder auf dem Grundstück kein Platz mehr ist.
Und nun noch ein Behälter zum Sammeln von Schrott-Textilien.
Landen die künftig doch im Hausmüll, wer kontrolliert das dann? Obliegt diese Aufgabe den Müllwerkern, die sich wie Maulwürfe durch Unrat graben? Oder werden - letztlich auf Kosten der Steuerzahler - zusätzliche Stellen bei den Kommunen für "Müllbeauftragte" geschaffen? Und: Darf man Putzlappen dann auch nicht mehr im Hausmüll entsorgen?
Will man als guter Bürger jede Entsorgung richtig machen, muss man viel Platz und Zeit einplanen. Denn die Deponien und Entsorgungsanlagen haben überwiegend in der Woche geöffnet und sind in der Regel auf unterschiedliche Abfälle "spezialisiert". So kann man nicht in jeder Deponie Elektrogeräte oder Sondermüll abgeben. Bei Sondermüll muss man bereits jetzt extrem lange Wartezeiten einplanen, weil man sich in der Schlange der Grünschnitt-Anlieferer einreihen muss.
Das Verbot, kaputte Altkleider in den Restmüll zu werfen, ist weltfremd und eine (zusätzliche) Gängelung der Bevölkerung! Die EU hat wahrlich andere Probleme, die sie in den Griff bekommen muss. Und das fängt mit dem Kehren "vor der eigenen Haustür" an. Bianca Marquardt

Eine Sammelstelle im Stader Stadtteil Hahle. Dort stehen gleich sechs Altkleidercontainer | Foto: Malte Neumann
In den Landkreisen Harburg und Stade gibt es ein dichtes Netz von Altkleider-Sammelstellen. Manchmal reichen die Kapazitäten aber nicht aus - wie bei diesen Altkleidercontainern in Buxtehude-Neukloster | Foto: tk

1 Kommentar

Leserreporter
Vadid Ywel aus Stade
am 29.12.2024 um 15:14

Hallo,

das passt ja gut dazu, dass ein großer Teil der Sammelcontainer derzeit nicht geleert wird.
Einige sind zugeklebt usw...-