Zwei ältere Herren im Beatles-Fieber

Beatlemania auch im Landkreis Stade

53 Jahre nach ihrer offiziellen Trennung sind die Beatles jetzt wieder in aller Munde: Die Anfang November neu erschienene Single mit dem John-Lennon-Song "Now and Then" ist auf dem besten Weg, zum 18. Nummer-eins-Hit der britischen Kultband zu werden. Um den mutmaßlichen letzten Titel der Beatles hat sich ein regelrechter Hype entwickelt. Ich kann das absolut nachvollziehen, bin ich doch selbst eingefleischter Beatles-Fan. Die Veröffentlichung des neuen Beatles-Songs habe ich zum Anlass genommen, für dieses eine Mal eine frühere WOCHENBLATT-Kolumne wiederzubeleben: Drei Jahre lang hatte der SPD-Politiker und Elbe-Kliniken-Betriebsratsvorsitzende Kai Holm für unsere Zeitung Neuerscheinungen aus den Bereichen Rock und Pop rezensiert. Für den Plattensammler (er besitzt ca. 4.000 LPs und rund 20.000 CDs, davon allein fast 600 von den Beatles) war es jetzt eine Ehrensache, ein paar Zeilen über "Now and Then" zu verfassen (siehe unten).

Mit seinen Worten trifft es Kai Holm auf den Punkt. Ich warte schon gebannt darauf, dass auch bei mir "Now and Then" per Post eintrudelt - natürlich in Vinyl. Zwar habe ich gerade erst vor drei Wochen den legendären Abbey Road Studios in London, wo die meisten Studio-Alben der "Fab Four" entstanden, einen Besuch abgestattet und mich im dortigen Shop mit allerlei Beatles-Devotionalien eingedeckt, doch da war die Scheibe noch nicht auf dem Markt. Wirklich ärgerlich.

Getröstet habe ich mich u.a. mit einem Schild vom berühmten "Studio 1" und einem Remix der Kult-LP "Abbey Road". Dies war die letzte Platte, die die Beatles im gleichnamigen Studio aufnahmen. Deren Cover ist zu einer Ikone des Pop geworden: Die vier Musiker spazieren über den Zebrastreifen auf der Straße vor dem Studio. Das Album wurde 1969 veröffentlicht - dem Jahr meiner Einschulung. Seitdem finde ich die Beatles einfach klasse.

Jörg Dammann

Kai Holm über die "neue" Single

Ein "neuer" Beatles-Song anno 2023 – wie kann das sein? Dank moderner Technik wurde aus einer Demo-Aufnahme von John Lennon tatsächlich "Now and Then", alle vier Gruppenmitglieder sind beteiligt und die Fangemeinde ist mehrheitlich begeistert. Ihren Anfang nahm die Geschichte 1994, als John Lennons Witwe Yoko Ono den verbliebenen Beatles eine Kassette mit drei unveröffentlichten Demoaufnahmen ihres 1980 ermordeten Mannes überließ. Im Rahmen des sogenannten Anthology-Projektes wollten Paul, Ringo und George neben unveröffentlichten Studioaufnahmen "neue" Beatles-Titel veröffentlichen. Dazu spielten sie um Lennons Stimme herum alle Instrumente ein und steuerten ihren Gesang bei. Doch an "Now and Then" bissen sie sich die Zähne aus. Die Lennon-Aufnahme war von zu schlechter Qualität, alle Versuche einer Rekonstruktion scheiterten und bereits eingespielte Tonspuren verschwanden im Archiv.

Zeitsprung: Star-Regisseur Peter Jackson (Herr der Ringe) produzierte 2019 eine viel beachtete Dokumentation über zwei legendäre Beatles-Sessions der Beatles - bestehend aus Original-Filmmaterial. Bei der Gelegenheit entwickelte sein Team eine geniale KI-Software, welche fast verlustfrei jede einzelne Tonspur von Musikstücken isolieren kann. Es war auch Startsignal für das nunmehr wohl letzte gemeinsame Lebenszeichen der Beatles. Lennons Gesang kristallklar vorliegend, Harrisons Gitarrenspuren von 1995 zusammen mit aktuellen Einspielungen von Starrs Schlagzeug, McCartneys Bass und Gitarre plus neu arrangiertem Orchesterteil inklusive Backgroundgesang. Kompositorisch hier und da an Johns "Imagine" erinnernd, entstand ein schöne Ballade, die für Gänsehauteffekt bei Beatles-Anhängern sorgt - wie die weltweit positive Resonanz beweist.

Das WOCHENBLATT möchte von Ihnen wissen, liebe Leserinnen und Leser: Welches ist Ihr Lieblingssong von den Beatles - und warum? Mit welchem Lied der "Fab Four" verbinden Sie ganz besondere Erinnerungen?
Schreiben Sie uns ein paar Zeilen an joerg.dammann@kreiszeitung.net.