Corona-Krise: Eine Risikopatientin berichtet
"Bleibt bitte zuhause"

Einkaufen mit Mundschutz und Handschuhen: für Risikopatienten nicht erst seit der Corona-Krise lebenswichtig | Foto: Adobe Stock/Kzenon
  • Einkaufen mit Mundschutz und Handschuhen: für Risikopatienten nicht erst seit der Corona-Krise lebenswichtig
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(jab). Ein Leben mit möglichst wenig sozialen Kontakten, stets die hohen Hygienevorkehrungen beachten - so sieht das Leben in Zeiten der Corona-Krise aus. Doch für Anja S.*, die wegen ihrer Kinder anonym bleiben möchte, ist das Ganze nicht neu. Denn sie ist schwerkrank und muss diese Regeln schon seit rund zwei Jahren einhalten. Allen, die momentan über diese Situation meckern, sagt sie nur: "Willkommen in meiner Welt."

S. zählt als Palliativpatientin zur Risikogruppe. Heißt: Ihre Ansteckungsgefahr ist besonders hoch. Die alleinerziehende Mutter leidet an einer rheumatischen Autoimmunkrankheit. Dadurch werden nach und nach ihre inneren Organe zerstört. Unter anderem ist auch ihre Lunge betroffen. Das ist derzeit extrem gefährlich, da Covid-19 die Lunge befällt. Zudem hat sie Metastasen in ihrem Körper. Um zu verhindern, dass ihre Organe noch weiter angegriffen werden, erhält sie Medikamente, die das eigene Immunsystem unterdrücken. Außerdem geht sie regelmäßig zur Chemo- und Physiotherapie.

"Ich muss trotzdem nach draußen, denn die Therapie kommt nicht zu mir", so S. Auch einkaufen müsse sie weiterhin. Doch das sei ein reiner Spießrutenlauf. Da sie Handschuhe sowie Mundschutz tragen muss und dazu immer ihr Desinfektionsmittel dabeihat, erntet sie in letzter Zeit oft dumme Kommentare. Sie sei hysterisch oder habe wohl Corona. "Dabei schütze ich mich nur vor meinen Mitmenschen."

Und das ist berechtigt. Schließlich hielten sich viele nicht an die derzeit geltenden Spielregeln. "Die Menschen halten einfach keinen Abstand." Sie muss sogar immer wieder darauf hinweisen, dass sie nicht angefasst werden darf. Besonders schlimm: Ihr wurde schon das Desinfektionsmittel aus dem Auto geklaut.
Aber noch weitere Probleme belasten die Mutter. Inzwischen sind in den Apotheken auch die für ihre Versorgung - sie wird u.a. künstlich über einen Portkatheter ernährt - dringend notwendigen Desinfektionsmittel vergriffen. "Die von den Apotheken hergestellten Mittel sind dafür nicht geeignet."

Sogar bei der Lieferung ihres Medikaments zum Schutz ihrer Organe komme es zu Engpässen. In den USA werde das Mittel, das eigentlich ein Anti-Malariamedikament ist, bei Corona eingesetzt. Auch die dringend benötigten Atemschutzmasken mit Filter sind häufig vergriffen. Zu finden seien diese für horrende Preise im Internet. Dass man mit der Angst und dem Bedarf einiger Menschen auch noch Profit machen wolle, könne sie einfach nicht verstehen.

Eigentlich sollte S. diese Woche eine neue und dringend benötigte Spritzentherapie zur Behandlung ihrer Lunge beginnen. Doch diese wurde erst einmal auf Mai verschoben. Vor allem weil sich viele nicht an die Vorgaben hielten und daher das Risiko einer Ansteckung zu groß sei. Was das für die Frau bedeutet, formuliert sie knallhart: "Sterbe ich nicht an dem einen, sterbe ich an dem anderen."

Daher hat sie auch eine klare Botschaft: "Bleibt zuhause und geht nur für das Nötigste raus. Und seht ihr jemanden mit Maske und Handschuhen, schenkt euch einfach eure Kommentare. Wir schützen damit unser Leben."

*Name von der Redaktion geändert

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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