COVID-19-Statistik nicht aussagekräftig
Corona- und Erkältungsviren plagen die Menschen im Kreis Stade
Die Menschen schniefen, niesen und husten - und es gibt kaum eine Firma, in der Mitarbeiter sich nicht krankgemeldet haben: Die Erkältungswelle schwappt über das Land. Auch die WOCHENBLATT-Redaktion in Buchholz hatte es getroffen. Drei Kollegen hatten sich zeitgleich mit Corona infiziert. COVID-19 ist wieder auf dem Vormarsch. Aber anders als zu den Pandemie-Zeiten wird nicht mehr jede Corona-Infektion akribisch erfasst. Es gibt zwar Statistiken, doch deren Aussagekraft ist gering. Die Dunkelziffer bei Corona dürfte um ein Vielfaches höher liegen als die gemeldeten Daten. Doch was muss überhaupt gemeldet werden? Das WOCHENBLATT fragte beim Gesundheitsamt des Landkreises Stade nach.
Nur sehr wenige Corona-Meldungen
45 Fälle: So viele neue Corona-Infektionen hat das Stader Gesundheitsamt in der vergangenen Woche dem Niedersächsischen Landes-Gesundheitsamt (NLGA) gemeldet. "Diese Zahl wird dem tatsächlichen Infektionsgeschehen aber sicher nicht gerecht", räumt Landkreis-Sprecher Daniel Beneke ein. Denn es sind zwar noch alle positiven PCR-Tests meldepflichtig, doch diese relativ kostenintensiven Labor-Tests werden - außer im medizinischen Bereich - kaum noch durchgeführt. Genutzt werden hauptsächlich die Antigen-Tests, die sogenannten Schnelltests. Das sind die Testkits, die es auch in jedem Supermarkt zu kaufen gibt.
Meldepflicht nur noch in wenigen Fällen
Positive Antigen-Tests seien aber nur meldepflichtig, wenn sie von niedergelassenen Ärzten oder in Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Pflegeheime) vorgenommen werden, erläutert die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Ilka Hedicke. "In Privathaushalten durchgeführte Tests unterliegen nicht der Meldepflicht." Dies gilt auch, falls ein Patient zum Arzt geht und ihm die beiden Striche auf dem Teststreifen vorzeigt - um beispielsweise eine Krankschreibung zu erhalten. Aber, so Hedicke: Selbst meldepflichtige positive Antigen-Tests würden ohne eine zusätzliche Bestätigung durch einen PCR-Test nicht in die Corona-Statistik einfließen. Aktuell gebe es aber überhaupt keine Vorgaben, dass ein Bestätigungs-PCR-Test gemacht werden muss.
Auf eine andere Datenbasis in Sachen Corona greift das Robert-Koch-Institut (RKI) zurück. Dort erfasst das freiwillige Meldesystem "GrippeWeb" auch alle Schnelltests. Aufgrund dieser Daten meldet das RKI derzeit eine Corona-Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner) von 2.500. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl des Landkreises Stade wären dies aktuell mehr als 5.000 Corona-Erkrankte.
Auch andere Viren auf dem Vormarsch
Allerdings ist nicht nur Corona für den derzeit hohen Krankenstand verantwortlich. Die Inzidenz bei den akuten Atemwegserkrankungen liegt mit 9.500 Fällen pro 100.000 Einwohner weit über den Werten bei COVID-19. Insgesamt ist das Infektionsgeschehen aktuell höher als in den gleichen Zeiträumen der Vor-Corona-Jahre. Laut RKI sind es hauptsächlich die klassischen, eher harmlosen Erkältungsviren (Rhino- und Enteroviren), die neben Corona (SARS-CoV-2-Virus) derzeit die Menschen plagen. Laut RKI leiden derzeit bundesweit 7,9 Millionen Menschen an einer akuten Atemwegserkrankung.
Die Grippewelle dürfte noch anrollen
Allerdings erwarten Experten noch die richtige Grippewelle. Die Fälle von "echter" Grippe, der sogenannten Influenza, sind derzeit noch relativ gering. Das könnte sich in den kommenden Wochen ändern. Weihnachtsmärkte und -feiern, Silvesterpartys oder auch familiäre Zusammenkünfte zu den Feiertagen dürften dafür sorgen, dass sich die Viren munter verbreiten. Deshalb ruft auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu besonderer Vorsicht auf. Er rät dazu, in den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder Maske zu tragen, verstärkt Homeoffice zu machen und auf größere Feiern zu verzichten. Gerade ältere Menschen und Risikopersonen sollten geschützt werden.
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