WOCHENBLATT-Serie "Blick über die Elbe", Teil 2
Die weiße "Kapelle" am Elbufer: das Leuchtfeuer Juelssand

Im vergangenen Jahr fand die Exkursion zum Leuchtfeuer Juelssand regen Anklang | Foto: Edelgard Heim
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  • Im vergangenen Jahr fand die Exkursion zum Leuchtfeuer Juelssand regen Anklang
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Das WOCHENBLATT setzt seine Serie "Blick über die Elbe" fort. Regelmäßig wird über interessante Themen von der schleswig-holsteinischen Seite der Elbe berichtet. Es geht um Sehenswürdigkeiten, Besonderheiten, Kuriositäten und andere Dinge, die die Neugier der Redaktion geweckt haben. Im zweiten Teil geht es anlässlich des Nationalen Leuchtturmtages, der in dieser Woche begangen wurde, um das Leuchtfeuer Juelssand.

Der Elbstrand bei Bassenfleth (ca. vier Kilometer westlich von Stade) ist im Sommer eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Region. Wer sich dort am Sandstrand sonnt, hat einen fantastischen Blick über die Elbe, die an dieser Stelle fast anderthalb Kilometer breit ist. Am gegenüberliegenden Elbufer sticht inmitten der grünen Uferlandschaft ein kleines weißes Gebäude mit einem Türmchen ins Auge. Es handelt sich um das Leuchtfeuer Juelssand. Das Seezeichen befindet sich auf der ehemaligen, längst verlandeten Elbinsel Juelssand, die auf offiziellen Karten jetzt Twielenflether Sand heißt. Das Türmchen war bis zu seiner Stilllegung im Jahr 2010 das älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtfeuer an der gesamten Unterelbe.

Das ehemalige Leuchtfeuer Juelssand stellt gerade für Sportbootfahrer immer noch eine wichtige Landmarke dar | Foto: jd
  • Das ehemalige Leuchtfeuer Juelssand stellt gerade für Sportbootfahrer immer noch eine wichtige Landmarke dar
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Betreten streng verboten

Der Kontrast zwischen den beiden Ufern könnte an dieser Stelle der Elbe nicht größer sein: Während am Bassenflether Elbstrand reges Treiben herrscht, ist der Twielenflether Sand menschenleer. Dort wird die Ruhe nur ab und an vom Kreischen einer Möwe oder dem Ruf eines anderen gefiederten Küstenbewohners unterbrochen. Seit 40 Jahren gehört der früher bewohnte Twielenflether Sand zum Naturschutzgebiet rund um die Haseldorfer Binnenelbe. Seitdem darf das streng geschützte Außendeichgelände, das geradezu ein Paradies für seltene Brutvögel ist, nicht mehr betreten werden. Damit ist auch der Weg zum Leuchtfeuer Juelssand verwehrt. Es gibt nur eine einzige Ausnahme: Einmal im Jahr findet eine geführte Wanderung statt. Im Rahmen einer naturkundlichen Exkursion geht es zu Fuß zum Leuchtfeuer. Wer dabei sein möchte: Die diesjährige Tour steht in wenigen Tagen an (siehe unten).

Leuchtturm ohne Wärter

An den übrigen 364 Tagen im Jahr bleibt das Leuchtfeuer Juelssand ein Ort der Stille und Einsamkeit. Das war aber nicht immer so. Das im Jahre 1896 in Dienst gestellte maritime Bauwerk, das wegen seiner charakteristischen Optik den Spitznamen "Kapelle" trägt, war bis in die 1960er Jahre bewohnt. Ein Leuchtturmwärter-Ehepaar kümmerte sich darum, das Schifffahrtszeichen zunächst mittels Petroleum und später mit Flüssiggas zu befeuern. Dann kam die Elektrifizierung und ein Leuchtturmwärter wurde nicht mehr gebraucht. Komfortabel war dessen Dienstwohnung ohnehin nicht: Ein Bad fehlte, das Plumpsklo befand sich draußen und gewaschen wurde sich in der Küche mithilfe einer Waschschüssel. Als Wärmequelle diente aufgelesenes Treibholz, das verheizt wurde.

Verkauf an Privatmann

Trotz der kargen Ausstattung fanden sich Interessenten, als das Leuchtfeuer nach seiner Stilllegung verkauft werden sollte. Das Wasser- und Schifffahrtsamt wollte das unter Denkmalschutz stehende Gebäude meistbietend veräußern. Zwischenzeitlich überlegte die Gemeinde Hetlingen, dort ein Trauzimmer einzurichten, doch diese Pläne zerschlugen sich. Schließlich wurde das Gebäude im Jahr 2017 an einen Privatmann verkauft. Dieser hatte das höchste Gebot abgegeben. Laut Presseberichten wollte der Käufer nicht namentlich genannt werden. Es hieß, dass er aus Finkenwerder kommt und das maritime Denkmal für die Öffentlichkeit herrichten will.

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Verwunschener Ort

Bei dieser Ankündigung blieb es. Die Fenster sind weiterhin verrammelt, von Instandsetzungsarbeiten weit und breit keine Spur. Es wäre allerdings schwierig geworden, Baumaterial heranzuschaffen: Wegen des strikten Betretungsverbotes im Naturschutzgebiet hätten alle Güter per Boot zum Leuchtfeuer transportiert werden müssen. So bleibt das Leuchtfeuer Juelssand ein verwunschener Ort an der Elbe, der jedes Jahr für einen Tag aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wird. Auch wenn das Signalfeuer bereits seit mehr als einem Jahrzehnt erloschen ist: Die weiße "Kapelle" ist für Bootsführer weiterhin eine ganz besondere Landmarke an der Unterelbe und zählt zu den maritimen Schätzen dieser Region.

Im vergangenen Jahr fand die Exkursion zum Leuchtfeuer Juelssand regen Anklang | Foto: Edelgard Heim
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Geführte Exkursion

Einmal im Jahr, nach der Brutzeit und vor dem Eintreffen der Zugvögel, gibt es eine geführte Exkursion zum Leuchtfeuer. „So haben Menschen die Chance, auf legalem Weg diese Flächen kennenzulernen und das Leuchtfeuer vom Nahem zu betrachten“, sagt Organisatorin Edelgard Heim, die i Haseldorf die Naturstation Elbmarschenhaus leitet. „So haben Menschen die Chance, auf legalem Weg diese Flächen kennenzulernen und das Leuchtfeuer vom Nahem zu betrachten.“

Auf der rund vierstündigen Tour am Samstag, 17. August, wird Heim gemeinsam mit Nikola Vagt vom NABU die Besonderheiten des Naturschutzgebietes erläutern. Treffpunkt ist um 10 Uhr an der Hetlinger Schanze (Kreis Pinneberg).

Foto: Elbmarschenhaus

Gutes Schuhwerk, Sonnenschutz, ggf. Regenkleidung und ein Getränk sind nötig. Die einfache Strecke in die Weiten des Naturschutzgebietes beträgt ca. fünf Kilometer Fußweg. Eine gewisse körperliche Fitness ist also erforderlich.Die Kosten betragen 7 Euro, Kinder sind frei. Die Bezahlung erfolgt am 17. August vor Ort. Hunde dürfen nicht mitgebracht werden. Bei Sturm oder Dauerregen fällt die Exkursion aus. Wer mit dem Rad kommt, kann auch direkt an das Tor zum gesperrten Bereich kommen und von dort aus mitlaufen. Treffpunkt dort ist gegen 10.45 Uhr.

Eine Anmeldung ist nicht nötig. Auskünfte unter Tel. 04129- 9554912.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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