WOCHENBLATT-Serie Lost Places
Geisterstadt-Gefühl in der Kieskuhle

Mit Efeu überwucherte Ruinen verbreiten ein Geisterstadt-Gefühl
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  • Mit Efeu überwucherte Ruinen verbreiten ein Geisterstadt-Gefühl
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Ein Hauch von Geisterstadt-Gefühl beschleicht unweigerlich jeden, der die mit Efeu und Sträuchern zugewucherten Ruinen sieht, die auf dem Gelände der ehemaligen Kieskuhle in Dollern an der Altländer Straße stehen.

Der alte Lok-Schuppen

Doch welche Geschichte verbirgt sich hinter diesem "Lost Place"? Das WOCHENBLATT hat sich auf Spurensuche begeben und beim Rundgang über das insgesamt 19 Hektar große Areal Spannendes erfahren, u.a., dass hier kurz nach dem zweiten Weltkrieg einige Babys das Licht der Welt erblickten.
Ein Junge, der 1947 in den inzwischen abgerissenen früheren Soldatenunterkünften geboren wurde, war Hermann Döpke. Er sitzt heute für die FWG im Gemeinderat und kennt sich bestens mit der Dorfgeschichte aus. Döpkes Eltern flohen gemeinsam mit dessen Großmutter und zwei Cousins aus der Nähe von Stettin nach Dollern und lebten ca. sechs Jahre in der Kieskuhle. Zuvor waren in den Flüchtlingsunterkünften Soldaten untergebracht, die den Flugplatz in Agathenburg bewachten.

Die alten Werkzeugregale sind nie leer geräumt worden
  • Die alten Werkzeugregale sind nie leer geräumt worden
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Für den Sandabbau wurde das Gebiet erstmals Ende des 19. Jahrhunderts genutzt. Damals war das zweite Gleis der Bahnstrecke Harburg-Cuxhaven im Bau. Für den Bahndamm musste ein fester Untergrund geschaffen werden, dafür war viel Sand nötig. Für den Sandabbau wurden zu dieser Zeit Gleise für eine Lorenbahn auf dem Gelände verlegt. Das alte Lok-Häuschen steht noch heute.
Im Herbst 1946 verpachtete der damalige Besitzer, Johann Ehlers, das Betriebsgelände an die Hamburger Albert Usadel KG. Etwa 30 Arbeiter begannen 1947 dort mit der Herstellung von Schaumbeton (Ytong). Pferde und Ochsen zogen damals die mit Kies und Sand beladenen Loren über die Gleise. Geschlossen wurde das Dollerner Werk Ende 1988. Ausschlaggebend war die mangelnde Erweiterungsmöglichkeit, da das Gelände kein ausgewiesenes Gewerbegebiet war.

Auch die äußeren Fassaden sind teilweise beschmiert
  • Auch die äußeren Fassaden sind teilweise beschmiert
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Die letzte Firma, die in Dollern bis vor gut 15 Jahren Sand abbaute, war die WIKA Sand und Kies GmbH & Co. KG aus Stade. Seitdem ist das Gebiet, das noch immer der Familie Ehlers gehört, weitestgehend sich selbst überlassen. Mehr als die Hälfte des Areals im hinteren Bereich liegt im Landschaftsschutzgebiet. Hier leben zahlreiche Tiere, ein großer See hat sich gebildet und es gibt wertvolle Baumbestände. "Die Natur hat sich nach und nach das Gebiet zurückerobert", sagt Hermann Döpke. Auch im vorderen Bereich gibt es wertvolle Biotopbestände.
Inzwischen haben auch einige Hundebesitzer die ehemalige Kieskuhle für sich entdeckt. Ein früherer Reitplatz auf dem Gelände wird teilweise als Hundespiel- und -trainingsplatz genutzt. Außerdem stehen auf dem Kieskuhlen-Gelände drei Wohnhäuser. Bei den renovierten und ausgebauten Häusern handelt es sich um ehemalige Soldatenunterkünfte.

In den ehemaligen Betriebsgebäuden erinnern Möbel an frühere Nutzer. Die Wände sind mit Graffiti beschmiert
  • In den ehemaligen Betriebsgebäuden erinnern Möbel an frühere Nutzer. Die Wände sind mit Graffiti beschmiert
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Anläufe, weitere Wohnbebauung zu realisieren, sind bislang gescheitert. Teilweise aufgrund von Landschaftsschutzauflagen, teilweise auch, weil Gespräche zwischen dem Eigentümer und einem Erschließungsträger scheiterten.
So wird dieser "Lost Place" seinen ganz besonderen Charme wohl auch in den kommenden Jahren bewahren können.

Redakteur:

Lena Stehr

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