Kleider für Regenbogenkinder
Engagierte Frauen mit Herz nähen Kleidung für totgeborene Babys und Frühchen
tp. Landkreis. Kein Mensch sollte sein Kind zu Grabe tragen müssen. Wenn der schwere Gang doch unausweichlich wird, stehen Eltern verstorbener frühgeborener und totgeborener Kinder in der Trauer vor einer wenig bekannten Schwierigkeit: Es fehlt an passender Kleidung, in der die oft winzigen Babys würdevoll bestattet werden können. Ehrenamtliche der bundesweiten gemeinnützigen Aktion „Nähen für Regenbogenkinder und Frühchen“ helfen, diese Lücke zu schließen. Eine von ihnen ist Melanie Hesse-Völkner (48) aus Estorf im Landkreis Stade.
Als ihre beiden Söhne „erwachsen und aus dem Haus“ waren, suchte Melanie Hesse-Völkner, die als Filialverantwortliche bei einem Lebensmitteldiscounter arbeitet, nach einer erfüllenden Freizeitbeschäftigung. Im Internet stieß unter http://www.facebook.com/aktion.naehen.fuer.regenbogenkinder auf „Nähen für Regenbogenkinder“.
„Ich kaufte mir sofort eine Nähmaschine“, sagt Melanie Hesse-Völkner. Denn es gibt viel zu tun. Rund 600 Frauen aus Deutschland und der Schweiz fertigen Kleidung, Grabbettchen in Schiffchenform, Schlafsäcke, Kuscheldecken, Auflagen für Nottaufen und vieles mehr für die sogenannten „Regenbogenkinder“ an, die den Sprung ins Leben nicht geschafft haben oder nach einer zu frühen Geburt den Kampf um ihr Leben verloren. Auf diese besondere Weise hilft sie Eltern bei der Trauerbewältigung.
Seit einigen Monaten ist auch Wiebke Müller (38) aus dem Geest-Dorf Düdenbüttel dabei. Die Mutter einer dreijährigen Tochter brachte im Jahr 2014 ein Mädchen zur Welt, dessen Herz bereits im Mutterleib aufgehört hatte zu schlagen. Da sie nach eigenen Worten in der Hamburger Klinik, in der die kleine Merle tot zur Welt kam, in der Ausnahmesituation wenig Unterstützung fand, beschäftigte sie sich in der Trauer tiefer mit dem Thema: Über „Nähen für Regenbogenkinder“ erfuhr sie, dass weltweit jeden Tag Millionen von Kindern während der Schwangerschaft, der Geburt oder kurz danach sterben. Nur in 67 Prozent aller Schwangerschaften wird ein lebensfähiges Baby geboren. Schätzungen gehen von etwa 30.000 jährlich gestorbenen Kindern aus.
Seit 2013 gibt es ein Gesetz, das Eltern erlaubt, auch Kindern mit einem Geburtsgewicht von unter 500 Gramm einen Namen zu geben und sie zu beerdigen. Vorher wurden die Früh- und Totgeburten im Klinikabfall „entsorgt“. Mit einer Bestattung können die Eltern nun Abschied nehmen und bekommen einen Ort für ihre Trauer. Neben Kleidung für die winzigen Babys, die bei ihrem Tod teilweise nur zehn Zentimeter groß sind, gibt es großen Bedarf an Trauer- und Abschiedskarten mit Widmungen für die Regenbogenkinder. Wiebke Müller zeigt verschiedene liebevoll gestaltete Karten, die sie für trauernde Eltern gebastelt hat. Es gibt vieles mehr: gehäkelte Schmetterlinge, mit Namen beschriftete Gedenkkerzen oder Erinnerungsanhänger.
Das Netzwerk der Not-Näherinnen wächst ständig. In der Nordheide engagiert sich Connie Stein für die Aktion. Wie alle Teilnehmer leistet sie neben der Handarbeit einen wichtigen Beitrag: Kontaktpflege. In der jeweiligen Wohnumgebung kennen die Frauen am besten die Kranken- und Geburtshäuser, Hebammen aber auch Bestattungsunternehmen. Zudem sammeln die Helferinnen Spenden: Gesucht werden ständig Stoffe und Bastelmaterial.
• Am Samstag, 18. Juni, 14 bis 17 Uhr, informiert „Nähen für Regenbogenkinder und Frühchen“ im Gemeindezentrum Düdenbüttel, An der Loge 16, über ihre Arbeit. Infos bei Melanie Hesse-Völkner, Tel. 04140 - 876311. Am Samstag, 18. Juni, 14 bis 17 Uhr, informiert „Nähen für Regenbogenkinder und Frühchen“ im Gemeindezentrum Düdenbüttel, An der Loge 16, über ihre Arbeit. Infos bei Melanie Hesse-Völkner, Tel. 04140 - 876311.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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