WOCHENBLATT-Umfrage zu Strafen für Temposünder
Mehrheit ist für Beschlagnahme der Autos von Extrem-Rasern
Immer häufiger werden Autofahrer geblitzt, die mehr als doppelt so schnell wie erlaubt durch geschlossene Ortschaften oder über die Landstraßen rasen. Wer erwischt wird, hat wenig zu befürchten. Die Strafen für diese Temposünder sind hierzulande recht moderat: ein Monat Fahrverbot, zwei Punkte in Flensburg und 400 Euro Bußgeld. Ganz anders in Dänemark: Wer dort beispielsweise innerorts 100 Km/h fährt, obwohl nur Tempo 50 erlaubt ist, muss mit der Beschlagnahme seines Autos rechnen. Das WOCHENBLATT wollte die Meinung seiner Leser dazu wissen - im Rahmen einer Online-Umfrage. Das Ergebnis: Eine deutliche Mehrheit spricht sich für eine entsprechend strenge Bestrafung aus.
Fast ein Viertel hält jetzige Strafen für ausreichend
Auf die Frage "Halten Sie bei Extrem-Rasern die Beschlagnahme des Autos für richtig?" antworteten fast 70 Prozent der Teilnehmer an der nicht-repräsentativen Befragung mit Ja. Lediglich 23 Prozent derjenigen, die sich um Online-Voting beteiligten, hielten dagegen. Sie sind der Meinung, dass der jetzige Strafenkatalog in Deutschland für Raser ausreichend ist. Weitere sieben Prozent erklärten, dass zu schnelles Fahren härter bestraft werden müsste, eine Konfiszierung des Autos aber überzogen wäre.
Raserei gilt bei den Dänen als "Wahnsinnsfahrt"
Zum Hintergrund: In Dänemark wurde vor zwei Jahren ein Gesetz mit dem Titel „Vanvidskørsel skal stoppes" (Wahnsinnsfahrten stoppen) eingeführt. Darin ist vorgesehen, dass Autofahrern bei besonders schwerwiegenden Verkehrsverstößen der Wagen weggenommen werden darf - zusätzlich zum Bußgeld und Führerscheinentzug. Es geht dabei vor allem um extremes Rasen, das die Dänen als "Wahnsinnsfahrt" bezeichnen. Sollte ein Auto beschlagnahmt werden, ist es völlig egal, ob es dem Extrem-Raser tatsächlich gehört oder ob es nur geleast, gemietet oder von privat ausgeliehen ist. Das Auto wird anschließend zugunsten der Staatskasse versteigert.
Das sagen die WOCHENBLATT-Leser:
In der Schweiz droht Gefängnis
Einige Leser haben aber nicht nur abgestimmt, sondern ihre Meinung kundgetan. So fragt Heiko Kania aus Harsefeld: "Warum sollten wir "nur" Dänemark als Vorbild für das Durchsetzen des Rechts gegen mörderischen Raserei auf unseren Straßen nehmen?" Er verweist auf das Beispiel Schweiz, wo Extrem-Raser bereits seit 2013 als Straftäter gelten und mit einem Jahr Gefängnis rechnen müssen - zusätzlich zu zwei Jahren Führerscheinentzug und der Beschlagnahme des Autos zugunsten des Staates.
Raser nehmen in Kauf, andere zu töten
Auch Elisabeth Steinfeld vom ADFC Neu Wulmstorf verweist auf das Beispiel Schweiz. Sie spricht sich ebenfalls dafür aus, Autos von Extrem-Rasern zu beschlagnahmen. Diese würden in Kauf nehmen, Menschen zu verletzten oder zu töten. Besonders gefährdet durch deren Verhalten seien Fußgänger und Radfahrer. Sie erinnert an einen Unfall in Neu Wulmstorf, wo ein Autofahrer mit mehr als 120 km/h in ein abbiegendes Auto krachte. Erlaubt war Tempo 50. Das Unfallopfer habe ein Bein verloren und viele Male operiert werden müssen. Es sei jetzt schwerbehindert. Das Gericht habe die Tat als "Eventual-Vorsatz" gewertet und den Raser zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Eine Verbindung zwischen illegalen Autorennen und extremer Raserei zieht Richard Gruber aus Hanstedt. Er hält es für richtig, "bei nachgewiesenen Wettrennen von Autoposern in Ortschaften mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h grundsätzlich - wie in Dänemark - das Fahrzeug einzuziehen - und zwar immer! Das sollte unabhängig davon gelten, wie letztlich das Strafmaß aussieht."
Entspannter Straßenverkehr in Dänemark
Gedanken darüber, was bei einem Extrem-Raser im Kopf vorgeht, macht sich Uwe Gast aus Neu Wulmstorf: "Wer bereit ist, die Geschwindigkeitsbegrenzung in dieser Form zu missachten, der ist bereit, die Gesundheit und das Leben seiner Mitmenschen zu riskieren, um sich mit seiner motorisierten Wunderwaffe als Held zu fühlen, denn was kann sonst die Motivation sein." Und Thomas Bohn aus Winsen weiß aus eigener Erfahrung, dass die strengen Regeln in Dänemark offenbar Wirkung zeigen: "Das Gesetz greift." Der Straßenverkehr in Dänemark fühle sich wesentlich entspannter an als in Deutschland. Er sei vor einer Weile im dänischen Nykøbing gewesen, wobei ihm aufgefallen sei, wie langsam dort die Autos durch die Stadt fahren. "Dagegen fühlt sich die Winsener Innenstadt an wie eine Rennstrecke."
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