Wegen Corona: Sitzungen unter Zirkuskuppel
Recht wird in Stade jetzt im Zelt gesprochen
tk. Stade. Der Spruch, sich warm anziehen zu müssen, könnte in diesem Fall doppelt passen: Ein Angeklagter vor dem Landgericht Stade könnte den, wenn eine harte Strafe droht, auf sich beziehen. Gleichermaßen könnten aber auch alle anderen - von Anwälten bis Richtern - übers warme Anziehen nachdenken. Denn: Ab Anfang Januar wird im Zelt verhandelt. Das wird im Innenhof des Landgerichts aufgebaut. Aus Justizkreisen erreicht die WOCHENBLATT-Redaktion diese Information verbunden mit der Frage: "Was soll das, bitteschön? Gibt es nicht etwas Besseres als ein Zelt im Winter?"
Für die Verantwortlichen im Landgericht nicht. Gerichtssprecherin Petra Linzer bestätigt: Das Zelt werde aufgebaut und dort wird dann verhandelt. Bislang fand etwa ein umfangreicher Prozess um Bandenkriminalität in Cuxhaven statt. Dort hatte dass Landgericht die Hapag-Hallen gemietet. Davor wurde das Stadeum von der Kulturstätte zum Gerichtssaal umgewandelt. Wieso nicht wieder dort, lautet eine der Fragen aus Justizkreisen. Theater - auch wenn es mitunter durchaus Theaterdonner im Gerichtssaal gibt - ist im Stader Kulturtempel bis mindestens zum 10. Januar ausgesetzt.
Die Nachfrage im Landgericht zeigt: Die Zelt-Entscheidung war wohlüberlegt. Die Hapag-Hallen kommen nicht mehr in Frage, weil sie das Corona-Impfzentrum im Landkreis Cuxhaven werden. Wann es im Stadeum wieder mit Vorstellungen losgeht, weiß derzeit niemand. Es könnte also sein, dass nach einem vielleicht verlängerten Lockdown kleine Veranstaltungen, wie schon im Herbst, wieder stattfinden. Morgens Schwurgericht und abends das Beste aus der Welt des Musicals - das wäre ein schwieriges Nebeneinander.
Daher wird das Zelt im Innenhof des Gerichtsgebäudes aufgebaut. Das hat den Vorteil, dass alle Einrichtungen des Landgerichts vom Besprechungszimmer bis zur Zelle genutzt werden können.
Und ehe jetzt noch Juristen ganz eilig Pullover auf einen verspäteten Wunschzettel schreiben: Es wird sogar zwei Heizungen geben. Und das Zelt soll, so die Info aus den Gerichtsfluren, auch kein buntes Zirkuszelt sein.
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