WOCHENBLATT-Umfrage zum Thema Inflation
Spar-Strategien: Sonderangebote nutzen statt Billig-Produkte kaufen
Das Konto leert sich im Laufe des Monats immer schneller: Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben in Deutschland die höchste Inflationswelle seit einem halben Jahrhundert ausgelöst. Viele Familien treffen die Preiserhöhungen hart. Selbst Grundnahrungsmittel wie Nudeln sind in den vergangenen Wochen deutlich teurer geworden. Und ein Ende der Preissteigerungen ist nicht in Sicht. Das WOCHENBLATT wollte von seinen Lesern wissen, in welchen Bereichen sie die Teuerung am meisten spüren, wie sie mit den gestiegenen Kosten umgehen und was für Sparstrategien sie entwickelt haben.
Dabei kam heraus, dass es nicht der Preisschock an der Zapfsäule ist, der den meisten Sorgen bereitet. Bei einer Online-Abstimmung des WOCHENBLATT via Instagram zur Frage "Wo trifft Euch die Inflation am meisten?", landeten die astronomisch hohen Benzinpreise mit 21 Prozent nur auf Platz 2. Mehr als doppelt so viele Teilnehmer der Umfrage, nämlich 44 Prozent, gaben an, dass die Teuerung bei den Lebensmitteln das größte Problem für sie darstellt. Weit dahinter kommt die teurere Urlaubsreise mit zwölf Prozent. Beachtlich ist der Anteil derjenigen, die keinerlei negative Auswirkungen der Inflation auf ihre persönlichen Lebensumstände sehen: Immerhin 23 Prozent gaben an, überhaupt nicht betroffen zu sein.
Bei den Zuschriften wurde ebenfalls deutlich, dass sich die meisten Menschen offenbar Gedanken machen, wie sie sich auch künftig einigermaßen preiswert ernähren können. So schreibt Leserin Marion Mehlan: "Der Speiseplan wird danach ausgerichtet, was zu vernünftigen Preisen angeboten wird." Das sei gar nicht so einfach, wenn man dann noch auf Bio-Produkte und aufs Tierwohl achte. Das ist eine Feststellung, die viele Leser treffen.
Trotz Preiserhöhungen: Lieber bio als billig
Was tatsächlich bemerkenswert ist: Trotz höherer Preise wollen viele Leser nicht zu Billig-Lebensmitteln greifen. Sie kaufen weiter Bio-Ware. Da können es dann schon mal gern reduzierte Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum sein oder es kommt Obst und Gemüse in die Einkaufstüte, das unansehnliche Stellen aufweist und deswegen günstiger ist. Einige haben auch Fleisch und Wurst vom täglichen Speiseplan verbannt. Zunehmend geachtet wird auf Sonderangebote. Hier sind für viele Leser die Beilagen von Supermärkten und Discountern in der Samstags-Ausgabe des WOCHENBLATT eine wichtige Informationsquelle.
Weitere Sparpotenziale haben die Leser u.a. im häuslichen Umfeld entdeckt. So gaben einige an, dass sie frühzeitig im April ihre Heizung abgestellt hätten, um kein teures Heizöl zu verschwenden. Andere haben zumindest das Thermostat um zwei, drei Grad gedrosselt. Um bei den niedrigeren Raumtemperaturen nicht zu frieren, wird sich ein Pullover angezogen oder eine Decke übergelegt.
Langsamer fahren spart Sprit
Quasi ein regelrechtes Spar-Konzept hat WOCHENBLATT-Leser Hans-Joachim Müller entwickelt. Er hat sich Gedanken gemacht, wo er den einen oder anderen Euro sparen kann. Das fängt bei ihm mit dem Autofahren an. "Ich fahre auf Land- und Bundesstraßen auch dann nur zwischen 70 und 80 km/h, wenn Tempo 100 erlaubt ist." Um Sprit zu sparen, sei er auch auf Autobahnen höchstens mit 100 km/h unterwegs. Nicht nur bei Lebensmitteln dreht Müller an der Spar-Schraube. So ist er aus dem Sportverein ausgetreten und hat seine kulturellen Aktivitäten gänzlich eingestellt. Kino und Theater seien gestrichen. "Auch meinen Lieblings-Jazzclub in Hamburg habe ich schon lange nicht mehr besucht." Restaurantbesuche gibt es ebenfalls nicht mehr. Er gönne sich höchstens mal einen Kaffee oder ein Eis bei Treffen mit Freunden.
Erwähnenswert ist Müllers Fazit in Sachen Inflation: "Ich meckere nicht – denn das wäre Meckern auf hohem Niveau –, aber ich arrangiere mich. Und es lohnt sich, mal darüber nachzudenken, was ist 'must' und was ist 'nice to have'. Allerdings sehr bedauerlich, dass es dafür Pandemie und Krieg braucht."
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