Zahlreiche Senioren lehnen weiterhin eine Impfung mit dem umstrittenen Vakzin ab
Viele Ältere weigern sich: Bloß nicht mit AstraZeneca impfen lassen
![Gar nicht oder nur widerwillig lassen sich viele Senioren AstraZeneca verabreichen | Foto: Adobe Stock/oksanamedvedeva](https://media04.kreiszeitung-wochenblatt.de/article/2021/04/18/5/430645_L.jpg?1618771781)
- Gar nicht oder nur widerwillig lassen sich viele Senioren AstraZeneca verabreichen
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jd. Stade. Im Stader Impfzentrum wird fleißig geimpft. Nach Angaben von Leiterin Nicole Streitz werden im Schnitt rund 1.000 Pikse täglich verabreicht. Man könnte sagen, es liefe wie am Schnürchen - wenn nicht das Thema AstraZeneca immer wieder für Missmut sorgen würde. Das Impfzentrum wird weiterhin mit dem Präparat des schwedisch-britischen Herstellers beliefert und darf dieses nach den derzeitigen Vorgaben nur an Personen über 60 Jahre verimpfen. Doch viele Impfkandidaten aus dieser Altersgruppe verweigern eine Impfung mit dem umstrittenen Vakzin. Das bereitet nicht nur im Stader Impfzentrum Probleme. Jetzt hat sogar die Landesregierung an die Senioren in Niedersachsen appelliert, sich mit AstraZeneca impfen zu lassen.
Nach wie vor gibt es im Stader Impfzentrum Fälle, bei denen einbestellte Personen vor Ort eine Impfung mit AstraZeneca verweigern und einen anderen Impfstoff für sich fordern. Doch das Ausweichen auf ein anderes Vakzin sei prinzipiell nicht zulässig, so Streitz. "Eine Auswahl des Impfstoffes durch den Impfling ist in der aktuellen Lage mit knappen Impfstoffmengen ausdrücklich nicht möglich." Die wenigen vorhanden Impfdosen von BionTech und die noch knapperen Mengen von Moderna seien denjenigen vorbehalten, die jünger als 60 sind und daher nicht AstraZeneca erhalten dürfen
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"Wir könnten uns viele ärgerliche Diskussion ersparen, wenn das Land bereits mit der Einladung klipp und klar mitteilt, welcher Impfstoff geimpft werden soll", erklärt die Impfzentrums-Leiterin. Dies fordere der Landkreis schon länger. Derzeit lässt sich nur indirekt über das der Impf-Einladung beigefügte Aufklärungsmerkblatt erkennen, welchen Impfstoff man erhält. Steht in der Überschrift "mRNA-Wirkstoffe", handelt es sich um die Mittel von BionTech und Moderna, ist von "Vektor-Impfstoffen" die Rede, geht es um AstraZeneca.
Auch beim WOCHENBLATT gingen in den vergangenen Tagen Beschwerden von Lesern ein, die sich darüber beklagten, im Impfzentrum abgewiesen worden zu sein. Bei der Recherche hat sich ergeben, dass die Mitarbeiter des Stader Impfzentrums korrekt gehandelt haben. So wollte beispielsweise ein Kita-Beschäftigter, der 67 Jahre alt ist, wie seine jüngeren Kollegen, die allesamt unter 60 sind, mit BionTech geimpft werden. Für ihn war aber - entsprechen der Vorgaben - AstraZeneca vorgesehen. Das passte ihm nicht.
Jetzt lässt der 67-Jährige sich bei seinem Hausarzt mit BionTech impfen, was nach den Impfvorgaben des Landes eigentlich noch gar nicht erlaubt ist. Denn auf der Seite des Sozialministeriums heißt es ausdrücklich: "Die Impfungen erfolgen zunächst ausschließlich auf Einladung durch die Praxen. Aktuell ist der Impfstoff noch so knapp, dass nur bettlägerige und schwer kranke Menschen durch die Arztpraxen geimpft werden können."
Dass Personen, die aufgrund ihres Alters (über 70-Jährige) impfberechtigt sind, ihren bereits reservierten AstraZeneca-Termin im Impfzentrum nicht wahrnehmen und sich stattdessen - offenbar unzulässigerweise - beim Hausarzt mit BionTech impfen lassen, hat das Stader Impfzentrum vor ein weiteres Problem gestellt: Die Termine wurden meist nicht abgesagt, sodass es unnötigen Leerlauf im Impfzentrum gab. Allerdings lag nicht in jedem Fall ein mutwilliges Verhalten der AstraZeneca-Verweigerer vor. Viele wollten absagen, kamen bei der Impf-Hotline des Landes aber nicht durch
Land appelliert an Senioren, AstraZeneca zu nehmen
Die mangelnde Akzeptanz des AstraZeneca-Impfstoffs bei den impfberechtigten Senioren hat jetzt auch das Land veranlasst, hier deutliche Worte zu finden. "Wir bitten Menschen über 60 Jahre, sich auch mit AstraZeneca impfen zu lassen, wenn sie an der Reihe sind", erklärte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Dies stelle auch einen Akt der Solidarität mit den Jüngeren dar. Denn die jüngeren Menschen hätten die Corona-Beschränkungen gerade aus dem Grund mitgetragen, um so die ältere Bevölkerungsgruppe zu schützen. Um die weitere Impfkampagne zügig umsetzen zu können, müssten sich Ältere auf den AstraZenca-Impftstoff einlassen, so Pörksen.
Redakteur:Jörg Dammann aus Stade |
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