W-Lan auf der Liegewiese
bc. Stade. Sommer vor 60 Jahren: Die Wirtschaft in Stade floriert, die Bürger sehnen sich nach Jahren der Entbehrungen nach neuen Freizeitangeboten in ihrer Stadt. Die Stadtoberen erfüllen ihnen den Wunsch mit der Eröffnung des Freibades. Ein großes Ereignis.
60 Jahre später springen die Menschen noch immer in die Becken auf der Camper Höhe - wenn auch nicht mehr so häufig. Der bundesweit rückläufige Trend macht sich in Stade bemerkbar. Im Vergleich zu den Hoch-Zeiten kommen im Schnitt 10.000 bis 20.000 Besucher weniger.
Kurz zur Historie: Am 11. Juni 1956 wird das Bad der Öffentlichkeit übergeben: ein Nichtschwimmerbecken, ein großes Becken mit acht 50-Meter-Bahnen und ein zehn Meter hoher Sprungturm. Umkleiden und Sonnenterrasse auf der einen, eine große Liegewiese auf der anderen Seite runden das Angebot ab. Im Jahr 1972 öffnet das Hallenbad seine Türen. 1979 kommt das Freibad in Bützfleth dazu, das nach drohender Schließung seit 2003 von einem Trägerverein betrieben wird. 2002 wird das Hallenbad zu einem Freizeitbad umgebaut, dem „Solemio“.
Seit September 2015 heißt der neue Betriebsleiter Jürgen Bußmann (50). Der Mann aus dem Ruhrpott, ausgebildeter Sportfachwirt, hat wohl einen der schönsten Arbeitsplätze in Stade. Sein Büro mit Blick aufs Schwimmerbecken inklusive überdachter Terrasse wurde gerade erst frisch renoviert.
Beim WOCHENBLATT-Ortstermin im Freibad am vergangenen Freitag herrscht derzeit typisches Sommerwetter: Es regnet Bindfäden. Zwei, drei Hartgesottene ziehen ihre Bahnen. Eine Situation, wie sie dieser Tage öfter zu beobachten ist.
Das Wetter ist der natürliche Feind der Freibadbeschäftigten. Bußmann: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Leute erst nach zwei, drei schönen Tagen hintereinander den Entschluss fassen, ins Freibad zu gehen.“ Von diesen Phasen gibt es aktuell kaum welche.
Zudem registriert Jürgen Bußmann ein verändertes Freizeitverhalten der Gesellschaft: „Viele Jugendliche gehen nicht mehr ins Freibad, um Leute zu treffen. Sie treffen sich lieber virtuell.“ Mit eine Ursache für die schwindenden Besucherzahlen.
Kauften im Jahr 2004 noch 68.517 Wasserratten ein Ticket, waren es im Fünf-Jahres-Schnitt von 2011 bis 2015 nur noch 47.157. Nach der Öffnung Mitte Mai zeichnet sich schon jetzt ab, dass es auch in diesem Jahr nicht viel mehr werden. Die Stader Bädergesellschaft als Betreiber versucht, an Stellschrauben zu drehen, um den Trend zu stoppen. Seit diesen Sommer gibt es kostenfreies W-Lan für die Besucher. Größere Investitionen sind kurzfristig nicht geplant.
Schwimmmeister Bernd Janßen arbeitet seit 36 Jahren in Stade. Er kann sich noch an andere Zeiten erinnern: „Früher waren an schönen Tagen bis zu 6.000 Menschen im Freibad. Wenn wir jetzt 3.000 Badegäste haben, ist das schon viel.“
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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